Sion kämpft gegen den Abstieg CC vor der Barrage: «Lausanne-Ouchy ist der klare Favorit»

ssch, sda

2.6.2023 - 18:00

Sions Horror-Saison im Rückblick: War Tramezzanis Entlassung der Anfang vom Ende?

Sions Horror-Saison im Rückblick: War Tramezzanis Entlassung der Anfang vom Ende?

Bis Runde 12 darf man im Wallis von einer Top-Saison träumen, doch dann stürzt der Klub ab. Nach Tramezzanis Entlassung, drei gescheiterten Trainerversuchen bleibt der Gang in die Barrage und die Frage: War Tramezzanis Entlassung der Anfang vom Ende?

01.06.2023

Der FC Sion muss seinen Platz in der Super League zum dritten Mal in der Barrage verteidigen. Nach einer schwachen Saison mit Enttäuschungen auf und Turbulenzen neben dem Platz scheint dieser gegen Stade Lausanne-Ouchy so gefährdet wie selten zuvor.

Keystone-SDA, ssch, sda

Christian Constantin ist ein Meister darin, sich und seinen FC Sion ins Gespräch zu bringen. Sei es, wenn er eine kollektive Verschwörung der Liga und der Deutschschweizer Klubs gegen die Romands, aber vor allem den FC Sion, wittert. Oder wenn er eine Niederlage gegen den FC Winterthur annulliert haben möchte und damit droht, die Schweizer Schiedsrichter bei der FIFA unter Vormundschaft stellen zu wollen.

Dem Präsidenten des FC Sion ist jedes Mittel recht im Bestreben, seinem Herzensverein, in den er Jahr für Jahr Millionen investiert, einen Vorteil zu verschaffen. Insofern überrascht es nicht, meldet sich der erfolgreiche Architekt auch im Vorfeld der Barrage zu Wort. Schliesslich steht in den kommenden Tagen gegen Stade Lausanne-Ouchy wieder einmal der Platz der Walliser in der Super League auf dem Spiel.

«Lausanne-Ouchy ist der klare Favorit», lässt Constantin verlauten und erwähnt zur Betonung dieser Aussage die beiden Niederlagen, die Sion jeweils in der zweiten Cuprunde gegen die Waadtländer kassierte (2017/1:2 n.V. und 2021/0:4) und dass Lausanne-Ouchy über die beste Offensive (70 Tore) der Challenge League verfüge. «Das sagt alles», meint Constantin und hievt sein Team damit in eine Rolle, in der er es am liebsten sieht: diejenige des Aussenseiters.

Sinnbild Balotelli

Auch wenn im präsidialen Votum ein Hang zur Überdramatik festzustellen ist, ist doch ersichtlich, dass die Gemüter im Wallis schon entspannter gewesen sein dürften. 2012 rettete sich Sion in der Barrage gegen Aarau, nachdem Constantin zuvor mit Vladimir Petkovic einen prominenten Trainer aus dem Hut gezaubert hatte, 2021 unter Marco Walker konnte die auf dem Papier stark besetzte Equipe auch dank Toren von YB-Legende Guillaume Hoarau im entscheidenden Moment gegen Thun ihr Potenzial abrufen.

Doch in diesem Jahr scheint vieles Stückwerk, sowohl auf als auch neben dem Platz. Mit Paolo Tramezzani ist zwar derselbe Trainer an der Seitenlinie wie zu Beginn der Saison, dies aber nur, nachdem er seit seiner Entlassung im November von Fabio Celestini abgelöst und für die letzten drei Saisonpartien als Nachfolger von Celestinis Erbe David Bettoni erneut installiert worden war. Es ist sogar für «CC» eine beachtliche Kadenz bei Trainerwechseln.

Zu Beginn der Saison träumten die Sittener vom grossen Angriff auf die nationale Spitze. Constantin präsentierte stolz sein teures Prestigeobjekt Mario Balotelli, und in den Walliser Raclette-Stuben war sogar eine leise Euphorie zu spüren, gepaart mit der Hoffnung, dass «Super-Mario» den FC Sion tatsächlich zum Erfolg führen könnte.

Doch aus Balotelli ist längst «Problem-Mario» geworden, ein Sinnbild der Saison Sions. Seit Tramezzanis Rückkehr hat er nicht mehr gespielt, offiziell aus Verletzungsgründen, und der Italiener wurde kurzzeitig beurlaubt um an einer Gerichtsverhandlung in Vicenza teilnehmen zu können. Im Vorfeld der zwei wichtigsten Partien der Saison wollen sich weder Tramezzani noch Sportchef Barthélémy Constantin dazu äussern. Es scheint allerdings möglich, dass Balotelli trotz gültigem Vertrag bis 2024 nicht mehr für den FC Sion aufläuft.

Walliser Veto

Zuletzt kamen Gerüchte auf, dass die Barrage gar nicht gespielt werden müsste, sollte Aufsteiger Yverdon die Lizenz nachträglich aufgrund infrastruktureller Probleme wieder entzogen werden. Die Waadtländer sind auf der Suche nach einem Ausweichstadion für ihre Heimspiele, da ihr Stade Municipal bis mindestens September renoviert werden wird. Gegen ein Ausweichen ins Sittener Tourbillon hat der Walliser Kanton sein Veto eingelegt, worauf eine Streichung der Barrage-Spiele plötzlich ein mögliches Szenario schien.

Aller Voraussicht nach wird Sion seinen Platz in der höchsten Spielklasse aber auf dem grünen Rasen und nicht am grünen Tisch verteidigen müssen. Die Hoffnung auf Fanunterstützung ist gross. Christian Constantin gewährt für das Heimspiel am Samstag Gratiseintritt.