Vom Luxusproblem zur Misere Dem FCB fehlen die Tore, doch der renommierteste Stürmer darf nicht mehr mittun

Von Jan Arnet

20.10.2022

Frei: «Degens Vorgabe ist nicht, dass ich jedes Spiel gewinnen muss»

Frei: «Degens Vorgabe ist nicht, dass ich jedes Spiel gewinnen muss»

In der Rubrik «Coaching Zone» spricht Alex Frei über seine Spiel-Philosophie und seine Verantwortung als FCB-Trainer.

20.10.2022

Der FC Basel hat im Sommer in der Offensive gewaltig aufgerüstet, hat aber grosse Mühe mit dem Toreschiessen. Der vielleicht kaltschnäuzigste FCB-Angreifer wird indes kaltgestellt und darf nicht einmal mehr am Mannschaftstraining teilnehmen.

Von Jan Arnet

Von einem Überangebot in der Offensive und einem Luxusproblem im Sturm war zu Beginn der Saison die Rede, als der FC Basel im Sommer der Reihe nach neue Angreifer vorstellte. Es schien, als wollte der FCB unbedingt einen neuen Arthur Cabral an Land ziehen, der letzte Saison alles in Grund und Boden schoss (27 Tore in einem halben Jahr).

Andy Zeqiri, Zeki Amdouni, Jean-Kévin Augustin, Bradley Fink. Einer der neuen Stürmer wird bestimmt einschlagen und wie am Fliessband treffen – so wohl die Vorstellung der Bebbi. Die Realität sieht anders aus. In der Super League haben alleine vier YB-Spieler mindestens gleich viele Tore geschossen (3) wie der treffsicherste Basler. Einer von ihnen ist Wilfried Kanga – der ist schon seit dem 2. Spieltag weg.

Mit seinen drei Liga-Treffern teilt sich Zeqiri den Platz als bester FCB-Torschütze dann auch mit Mittelfeldspieler Wouter Burger. Amdouni und Augustin haben je zweimal getroffen, Fink einmal. Zum Vergleich: Das YB-Sturmduo Jean-Pierre Nsame (7 Tore) und Cedric Itten (6 Tore) hat zusammen nur zwei Treffer weniger erzielt als die gesamte FCB-Mannschaft in der Super League.

Wo ist sie nur, die geballte Offensivpower der Basler? In den letzten vier Pflichtspielen blieb der FCB dreimal ohne Treffer. Nur Schlusslicht FCZ, Aufsteiger Winterthur und Servette haben in der Super League weniger Tore erzielt.

Szalai auf dem Abstellgleis

Einer, der eigentlich weiss, wo das Tor steht, ist Adam Szalai. Eigentlich. Doch der ungarische Routinier steht beim FCB längst auf dem Abstellgleis, darf nicht einmal mehr mit der Mannschaft trainieren. Deswegen ruft sein Berater Oliver Fischer im «Blick» aus: «Wir erwarten vom FC Basel die sofortige Aufhebung dieser sowohl unverständlichen als auch unzulässigen Vorgehensweise.»

Die Freistellung vom Mannschaftstraining sei überraschend gekommen. Insbesondere nach Szalais Auftritten in der ungarischen Nati. In der Nations League schoss er Ungarn sehenswert zum Sieg gegen Deutschland, trat danach als gefeierter Mann aus der Nationalmannschaft zurück. Sein letzter Einsatz im FCB-Trikot datiert vom 3. September.

26 Tore in 86 Länderspielen, dazu 54 Tore in 276 Bundesliga-Partien. Szalai ist zweifelsohne der renommierteste Stürmer im Kader des FC Basel. Für den FCB traf er in 24 Einsätzen immerhin sechsmal. Zahlen, die Alex Frei und die Basler Vereinsführung offenbar unbeeindruckt lassen. Es sieht trotz Vertrag bis Sommer 2023 sehr nach einer Trennung in diesem Winter aus.

Adam Szalai wird den FC Basel womöglich schon im Winter verlassen.
Adam Szalai wird den FC Basel womöglich schon im Winter verlassen.
Keystone

«Adam will sofort zurück ins Mannschaftstraining und ist selbstverständlich weiterhin bereit, seiner Mannschaft zu helfen», sagt Berater Fischer allerdings. Kaum vorstellbar jedoch, dass Frei noch einmal auf den bald 35-jährigen Szalai zurückgreift.

Versucht's Frei wieder mit zwei Stürmern?

Doch wie löst der FCB-Trainer sein Sturmproblem? Gegen den FCZ, der sich zuletzt gegen YB defensiv stark verbessert zeigte, müssen am Donnerstagabend (20.30 Uhr live auf blue Sport) endlich wieder Tore her. Gegen Servette stellte Frei am Wochenende erstmals überhaupt zwei Stürmer auf (3-5-2-System), korrigierte nach einer eher dürftigen ersten Halbzeit aber wieder aufs gewohnte 4-2-3-1.

«Ich bin ein Befürworter von zwei Flügelspielern. Kann sein, dass wir wieder 3-5-2 spielen. Es kann auch sein, dass wir im 4-4-2 spielen», sagte Frei nach dem 0:0 in Genf zu blue Sport. «In der Tendenz (spielen wir) aber eher nicht mit zwei Stürmern.» So werden sich Zeqiri, Amdouni, Augustin und Fink wohl weiter um den einen Platz im Sturmzentrum streiten.

Seit vier Pflichtspielen ohne Sieg: Der Druck auf Trainer Alex Frei wird nicht kleiner.
Seit vier Pflichtspielen ohne Sieg: Der Druck auf Trainer Alex Frei wird nicht kleiner.
Keystone