Beim FC St.Gallen beginnt eine neue Zeitrechnung. Nach sechs Jahren Peter Zeidler steht in der kommenden Saison Enrico Maassen als Trainer an der Seitenlinie. Der Fussball soll derselbe bleiben, nach vier Testspielen ist die Bilanz durchzogen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Der FC St.Gallen startet zum ersten Mal seit 2018 nicht mit Peter Zeidler als Trainer in eine Super-League-Saison.
- Unter Enrico Maassen erhofft sich FCSG-Präsident Matthias Hüppi einen ähnlich attraktiven Fussball. Gleichzeitig soll der 40-jährige Deutsche weiteren Schwung in die Jugendarbeit bringen.
- Ob diese Rechnung aufgeht? Die Bilanz nach vier Testspielen ist durchmischt.
242 Spiele lang leitete Peter Zeidler als Trainer beim FC St.Gallen das Geschehen. Die grösste Errungenschaft unter dem 61-jährigen Schwaben erfolgte in der Saison 2019/20, als der FC St.Gallen mit acht Punkten Rückstand auf YB Vizemeister wurde. Danach standen die Ostschweizer unter Zeidler zweimal im Cupfinal (2021, 2022), gingen dabei aber jeweils als Verlierer vom Platz.
Trotzdem dürften sich die FCSG-Anhänger einig sein: Seit dem Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2000 war Grün-Weiss unter keinem anderen Trainer so stark, so konstant und so stabil wie unter Zeidler.
Nun darf sich mit dem 40-jährigen Maassen zum ersten Mal seit 2018 ein anderer versuchen. Das ist keine leichte Aufgabe. Und der Deutsche ist sich der Erfolge seines Vorgängers durchaus bewusst. «Ich möchte Peter ein Kompliment aussprechen. Er hat den Klub über eine ganz lange Zeit geprägt, wie das selten der Fall ist», so Maassen nach seiner Vorstellung als neuer Espen-Trainer im Juni.
Zeidler-Fussball 2.0?
Was den Ostschweizer Anhängern an Zeidlers Fussball am besten gefiel, waren hohe Intensität und der ständiger Offensivdrang. Unabhängig vom Resultat, der FCSG garantierte Woche für Woche Spektakel. Sechs Jahre lang. Mal fielen die Tore für Görtler und Co., mal gegen sie – aber sie fielen. Könnte das nun verloren gehen?
Maassen verneint: «Jeder, der mich kennt, der weiss, dass mein Spiel sehr intensiv ist. Wir wollen natürlich weiterhin diesen offensiven Stil spielen. Wir wollen hoch pressen, mit schnellen Umschaltmöglichkeiten, und auch mit dem Ball eine klare Idee entwickeln.»
Maassens Fussball-Idee sei dann auch entscheidend gewesen, dass er zum Nachfolger Zeidlers erkoren wurde, liess FCSG-Präsident Matthias Hüppi zuletzt durchblicken. «Wir erwarten, dass wir die Attraktivität unseres Spiels weiterentwickeln. Peter Zeidler hat hervorragende Arbeit geleistet und dieser Mannschaft einen Spielstil mit auf den Platz gegeben, der bei uns und bei unserem Publikum sehr gut ankommt. Es gibt überhaupt keinen Grund, daran grundsätzlich etwas zu ändern.»
Maassens Aufgabe sei es aber auch, weitere Optionen und Varianten mit einzubringen, stellt Hüppi klar und erhofft sich vom Deutschen auch eine erfolgreiche Arbeit mit jungen Spielern.
Transfers unter Stilz (2024/25)
Zuzüge: Konrad Faber (Jahn Regensburg), Stephan Ambrosius (HSV), Jovan Milosevic (VfB Stuttgart/Leihe)
Abgänge: Leonidas Stergiou (VfB Stuttgart, Kaufoption gezogen), Julian Von Moos (Servette), Fabian Schubert (1860 München), Patrick Sutter (Stade Lausanne-Ouchy), Mattia Zanotti (Inter Mailand/Leihende), Justin Janitzek (Bayern München II/Leihende), Richard van der Venne (?)
Dass beim FCSG weiter auf die eigene Jugendabteilung gesetzt werden soll, zeigt sich aktuell auf dem Transfermarkt. Wie bereits in den Jahren zuvor lehnt man in der Ostschweiz auch diesen Sommer teure Transfers und grosse Namen ab. Das soll sich mit Sportchef Stilz und Trainer Maassen nicht ändern.
«Wir sind in verschiedenen Schlüsselpositionen neu mit jungen Leuten besetzt. Wir sind nachhaltig aufgestellt. Es geht im Fussballgeschäft immer darum, auf eine längerfristige Zukunft zu schauen. Da sind wir auf einem guten Weg», erklärt Hüppi die Identität des Vereins.
Durchzogene Testpiel-Bilanz
Auf dem Platz sind die Resultate unter Maassen bislang durchmischt. Nach einem 9:0-Sieg beim FC Kreuzlingen (2. Liga interregional) im ersten Testspiel des Sommers, folgte eine 0:2-Niederlage gegen Ludogorets Razgrad. Zwar fand die Mannschaft gegen den rumänischen Verein Universitatea Craiova mit einem 2:1 wieder zum Siegen zurück, musste dann aber gegen Promotion-Ligist Rapperswil-Jona in der vergangenen Woche erneut eine Pleite einstecken (1:3).
Beim letzten Test – eine Woche bevor Maassen am 20. Juli beim Auswärtsspiel in Winterthur sein Super-League-Trainerdebüt gibt – gelingt gegen den FC Vaduz ein 1:0-Erfolg. Zwar erwischt Grün-Weiss im Rheinpark Stadion nicht den besten Tag und hat vor allem in der Chancenverwertung noch Luft nach oben, dennoch geht die Mannschaft mit einem positiven Gefühl in die Saison.
Das könnte entscheidend sein, denn nur fünf Tage nach der Saisoneröffnung auf der Schützenwiese kommt es bereits zum Conference-League-Quali-Hinspiel gegen den Sieger des Duells MFK Ružomberok – Tobyl Qostanai. Spätestens dann muss die Mannschaft unter dem neuen Trainer klicken.