Er zoffte sich schon mit einem Spieler, zertrümmerte einen Stuhl und sah bisher 4-mal Gelb und 2-mal Rot. Der emotionalste Goalietrainer der Schweiz soll abseits des Rasens aber total entspannt sein, sagen Trainer Mario Frick und Ex-Trainer Markus Babbel zu blue Sport.
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- Am letzten Wochenende sah Luzerns Goalietrainer Lorenzo Bucchi wegen Schiedsrichterbeleidigung, sowie Provokation Rot.
- Seit der Einführung der Gelben und Roten Karten gegen Staff-Mitglieder im Jahr 2019 hat er schon zweimal Rot und viermal Gelb gesehen.
- Bucchi will derzeit nicht reden. Das übernehmen andere für ihn. Trainer Mario Frick schwärmt von ihm als Typ abseits des Platzes – und auch auf der Bank nehme er eine wichtige Rolle ein.
- Auch Markus Babbel, einst Trainer von Bucchi, meint: «Lorenzo hatte immer eine klare Meinung. Er ist ein Typ mit Charakter, nicht so ein weichgespülter Charakter.»
- Abseits des Platzes sei Bucchi total entspannt, das sagen alle. Und er ist viel mehr als «nur» Goalietrainer. Möglich, dass er dereinst auch in der Politik seine Meinung kundtut. Die Weichen dazu hat er mit seinem Studium bereits gelegt.
Brennt’s an der Seitenlinie beim FC Luzern, ist er meistens mittendrin: Lorenzo Bucchi, 40-jährig, Goalietrainer, gebürtiger Römer. Am Samstag beim 3:2 im St. Galler Kybunpark sieht er wegen Schiedsrichterbeleidigung, sowie Provokation (so steht's im Rapport) Rot. Es setzt zwei Spielsperren und eine Busse von 400 Franken ab.
Goalietrainer Bucchi wird auf der FCL-Bank sanktioniert. Nicht zum ersten Mal. Seit der Einführung der Gelben und Roten Karten gegen Staff-Mitglieder im Jahr 2019 hat er schon zweimal Rot und viermal Gelb gesehen. Ein Spitzenwert für Staff-Mitglieder (Trainer und Assistenztrainer mal ausgenommen).
«Deshalb sind die Emotionen während der Partie so gross»
«Lorenzo Bucchi: Der emotionalste Goalietrainer der Schweiz», titelt «Blick» im Oktober 2020. Damals regiert Covid und er sitzt in leeren Stadien jeweils auf den Medientribünen. Man hört ihn regelmässig schreien und fluchen. Einmal nervt er sich so, dass ein Stuhl in die Brüche geht. Leider sei dieser Stuhl im falschen Moment am falschen Ort gewesen, sagt Bucchi und erklärt im «Blick» seine Ausbrüche. «Das Spiel ist der schönste Teil in unserem Job. Man hat nur diese 90 Minuten. Deshalb sind die Emotionen während der Partie so gross.»
Bucchi ist auch mittendrin, als es im August 2022 auf der FCL-Bank ein Handgemenge gibt. Er geht auf Mittelfeldspieler Samuele Campo los, weil dieser sich derart über seine Auswechslung nervt, dass er Flaschen wegkickt. Die beiden Streithähne müssen zurückgehalten werden, damit sie sich nicht an die Gurgel gehen.
An die Gurgel geht Bucchi seinem Mitspieler François Affolter im Trainingslager 2015 in Marbella bei einem Trainingsspielchen, weil dieser nach seinem Empfinden zu wenig Einsatz zeigte. Bucchi ist damals beim FCL noch zweiter Goalie hinter David Zibung.
Babbel: «Bucchi ist nicht so ein weichgespülter Charakter»
Bucchi will derzeit nicht reden. Das übernehmen andere für ihn. Trainer Mario Frick schwärmt von ihm als Typ abseits des Platzes – und auch auf der Bank nehme er eine wichtige Rolle ein. Unter Fricks Vorgängern musste Bucchi teilweise auf der Tribüne Platz nehmen. Frick wollte ihn aber wieder auf der Bank. «Wir brauchen ihn und seine Emotionalität an der Seitenlinie», sagt er.
Bei Markus Babbel, er war Bucchis und Affolters Trainer damals beim FCL, tönt's ähnlich. «Er ist ein super Typ, sehr ehrgeizig und kollegial. Er hat immer viel von sich und anderen eingefordert», erinnert sich Babbel. Er habe immer grossen Respekt vor Bucchi gehabt. «Lorenzo hatte immer eine klare Meinung. Er ist ein Typ mit Charakter, nicht so ein weichgespülter Charakter.»
Der Zoff mit Affolter sei damals schnell abgehakt gewesen, so Babbel. «Lorenzo hat ein italienisches Temperament. Wenn er merkt, dass einer nicht mitzieht, packt er sich den einmal.» Abseits des Rasens sei Bucchi ganz anders, sagen alle. «Total entspannt», nennt es Babbel, «ein cooler Typ. Ihm gelingt der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung perfekt».
Er hat einen Bachelor in Politikwissenschaften
Bucchi, ein Heisssporn? Ja. Aber viel mehr als das. Der emotionale Goalietrainer hat noch während seiner Aktivkarriere berufsbegleitend Politikwissenschaften und internationale Beziehungen studiert. Den Bachelor hat er längst im Sack. Im 2016 meinte er in einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag», dass er statt Goalietrainer genauso gut Politiker sein könnte, «ich bin politisch sehr interessiert und würde mich mit Vehemenz gegen jede Art von Korruption einsetzen».
Mit jeglicher Vehemenz, so wie seit Jahren auf der FCL-Bank. Diesen Samstag gegen Lausanne nicht, da sitzt er seine zweite Rot-Sperre ab.
Sa 05.10. 17:30 - 20:15 ∙ blue Sport Live ∙ FC Luzern - FC Lausanne-Sport
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