Genau sechs Jahre nach seiner Vorstellung als Sportchef des FC St. Gallen muss Alain Sutter seinen Platz räumen und wird durch Roger Stilz ersetzt. Die Reaktionen auf das überraschende Ende einer Ära.
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- Der FC St. Gallen trennt sich nach sechs Jahren von Sportchef Alain Sutter und sorgt so kurz nach dem Jahreswechsel für einen ersten Paukenschlag.
- Der Entscheid löst zahlreiche und gemischte Reaktionen von Fans und Medien aus.
Der FC St. Gallen sorgt zum Jahresauftakt für einen Paukenschlag in der Super League und verkündet am Mittwoch die Entlassung des langjährigen Sportchefs Alain Sutter. Weil der 55-Jährige offenbar nicht bereit ist, Verantwortung abzugeben, muss er nach sechs Jahren und trotz laufendem Vertrag bis 2025 weichen – und Roger Stilz Platz machen.
Ein Entscheid, der Experten, Fans und Medien überrascht. Das sind die Reaktionen:
blue Sport Experte Zuberbühler: «Kann diese Trennung nicht nachvollziehen!»
«Der Knall beim FC St. Gallen hat mich sehr überrascht. Ich kann die Trennung von Alain Sutter nicht nachvollziehen! Ich weiss aber auch nicht, was intern passiert ist. Der Klub war super aufgestellt, die Klubführung top eingespielt. Die Maschinerie ist reibungslos gelaufen. Die Heimspiele waren immer ausverkauft, die Identifikation und Begeisterung in der Ostschweiz riesig, die Zahlen und Transfers sind gut. Und sportlich läufts diese Saison bisher auch super, man überwintert auf Platz zwei. Der FC St. Gallen ist ein Schweizer Vorzeigeklub geworden und muss sich diese Saison für Europa qualifizieren. Auch wenn ein solcher Erfolg nicht an einer einzelnen Person festgemacht werden kann, war Sutter doch ein ganz wichtiges Puzzlestück, sein Abgang ist sicher ein grosses Risiko für den Verein. Ich hoffe nicht, dass nun alles zusammenfällt.»
blue Sport Experte Rolf Fringer: «Frage mich, ob der Zeitpunkt richtig war»
Ich kann die Idee nachvollziehen, dass man die Strukturen verändern und langfristig planen will, wenns gut läuft. Aber ich kann nachvollziehen, dass Alain das nicht mitmachen wollte. Ich frage mich, ob es der richtige Zeitpunkt für diesen Entscheid war. Dass Roger Stilz, der neue Sportchef, damals neben Peter Zeidler auch Trainerkandidat war, lässt sicher Raum für Spekulationen.»
Fussballexperte Peter Knäbel: «Sutter hat einen tollen Job gemacht»
«Diese Trennung kam für alle sehr überraschend. Von aussen betrachtet, hat Alain einen tollen Job gemacht und in seiner Zeit als Sportchef viele gute Personalentscheide gefällt. Roger, den ich übrigens einst als Spieler zum FC Winterthur holen wollte und zu dem ich sporadisch immer wieder einmal Kontakt hatte, tritt sicher ein schweres Erbe an. Ich wünsche ihm für die spannende und herausfordernde Aufgabe einen guten Start.»
Tagblatt: «Beim FC St.Gallen steht das Klubwohl über allen – daran gibt es nichts zu rütteln»
«Das lange Undenkbare ist eingetroffen. Den Führungs-Dreizack im FC St.Gallen gibt es nicht mehr. Sportchef Alain Sutter blieb sich bis zum Schluss treu und wollte keine Unterstützung. Doch genau sie ist nötig, um künftige Probleme zu vermeiden wie vergangene ganz zu beheben. Und für die nächste Stufe.
Dabei muss man Sutter attestieren: Er ist sich bis zum bitteren Ende treu geblieben, in seinem Wesen, in der Haltung. Und verteidigte vehement den bei seiner Anstellung abgesteckten Sportchef-Garten – weshalb es jetzt in der sportlichen Führung zu einem Wechsel kommt. Kommen musste.
Das zeigt, wie konsequent Sutter blieb, dieser Mensch mit seinen Prinzipien, aber es zeigt noch mehr: wie verantwortungsvoll der FC St.Gallen ausgerechnet in guten Zeiten tickt, welche sich nicht nur mit dem zweiten Tabellenplatz und dem Zuschauerboom im Prunkstück Kybunpark offenbaren. Zumal Hüppi und Sutter langjährige Weggefährten mit gegenseitig herzlicher Verbundenheit sind, obschon nicht engste Freunde. «Der Klub ist wichtiger als alles», so die Botschaft.»
Tages-Anzeiger: «Diese Entlassung kracht mitten in die heile Welt»
«Das Bild sagt mehr als all die Worte, die an diesem Mittwoch fallen. An der Medienkonferenz ist soeben das Ende der Zeit von Alain Sutter als Sportchef des FC St. Gallen verkündet worden. Drei Verwaltungsräte sind auf dem Podium, sie lächeln – womöglich erleichtert, haben sie die Aufgabe hinter sich gebracht. Neben ihnen, ganz aussen, sitzt Matthias Hüppi, der Präsident und die zentrale Figur im Verein. Er ist berührt, starrt in die Weite des Raums, wirkt nachdenklich. Er lacht nicht.
Die Entlassung Sutters, der trotz Vertrag bis 2025 per sofort durch Roger Stilz ersetzt wird, geht Hüppi nahe. Das wird bei der Medienkonferenz mehrmals deutlich. Auch wenn der 65-Jährige nach Jahrzehnten als Sportkommentator und -moderator bei SRF über eine riesige Auftrittskompetenz verfügt, die es ihm ermöglichen würde, Gefühle zu überspielen. Er tut das Gegenteil. Er ist nahbar. Genau so hat er den Club schon aus dem Mittelmass zum Aushängeschild der Region gemacht.
In St. Gallen, so schien es jahrelang, herrschte heile Welt. (...) Die Entlassung Sutters kommt völlig überraschend. Doch sie spricht für die Ambitionen des Clubs, weiter zu wachsen.»
Blick: «Hüppis harte Hand»
«Das neue Jahr beginnt mit einem Paukenschlag. Doch nicht in Basel, Luzern oder im Wallis rumpelt es, sondern ausgerechnet in St. Gallen. Die Ostschweizer haben sich in den letzten Jahren unter der Führung von Präsident Matthias Hüppi zum Vorzeigeverein der Liga und – zumindest gegen aussen – zu einer Wohlfühloase entwickelt.
Der Entscheid unterstreicht, dass es im Fussball-Business keinen Platz für Sentimentalitäten gibt – auch in St. Gallen nicht, auch wenn Hüppi der Schritt offensichtlich schwergefallen ist. Der FCSG sei «kein rosaroter Planet», so der Präsident. Seit Mittwoch ist er das definitiv nicht mehr.»