Luzern-Eigengewächs Lars Villiger hat in der laufenden Saison seine Klasse schon mehrmals unter Beweis gestellt. Doch gegen Lausanne sorgt der Stürmer mit einem peinlichen Elfmeter für Gesprächsstoff.
Luzern erlebt in der swissporarena einen Horrorstart. Nach 18 Minuten liegen die Innerschweizer gegen Lausanne schon mit 0:2 im Hintertreffen. Doch in der 23. Minute bekommt der Leader die Chance, wieder auf ein Tor heranzukommen – Penalty für das Team von Trainer Mario Frick.
Den Strafstoss treten darf Lars Villiger. Kein Wunder, schliesslich gehört der 21-Jährige zu den Shootingstars der Liga. Das FCL-Eigengewächs hat in den ersten sechs Saisonspielen vier Tore erzielt und zwei vorbereitet. Zuletzt gab es in den letzten beiden Liga-Spielen gegen St.Gallen und Basel aber keine Skorerpunkte mehr für den Stürmer. Ein verwandelter Penalty wäre also die beste Medizin, um wieder zur alten Treffsicherheit zurückzufinden.
Villiger nimmt Anlauf ... und schiesst den Ball mit dem linken Fuss direkt in die Hände von Lausanne-Goalie Letica. Vor allem der sichtlich skurrile Bewegungsablauf lässt die Zuschauer fragend zurück. Einen derart ungelenken Penalty-Versuch erwartet der geneigte Zuschauer beim Grümeplturnier und nicht im Profi-Fussball.
Sofort drängt sich daher der Verdacht auf, dass der FCL-Angreifer seinen Penalty gar mit dem schwächeren Fuss getreten hat. Die ersten Indizien deuten daraufhin. Von seinen bisherigen vier Saisontreffern hat er zwei mit dem rechten Fuss sowie zwei mit dem Kopf erzielt. Ausserdem wird sowohl bei der Super-League- als auch bei der Transfermarkt-Website sein rechter Fuss als «starker» angegeben. Zudem muss Villiger zur Halbzeit runter. Eine Strafmassnahme von Frick für einen Arroganz-Anfall?
These lässt sich entkräften
Mitnichten, wie auch ein Blick in die letzte Saison zeigt. Dort schoss Villiger sechs Treffer in der Liga – allesamt gleichmässig verteilt, also drei mit links und drei mit rechts. Der Schweizer U21-Nationalspieler bezeichnet sich selbst als beidfüssig. Das ist ihm wichtig, denn unberechenbar zu sein, sei für einen Stürmer zentral, so Villiger. Einen weiteren Beweis liefert FCL-Coach Frick, der nach dem 2:2-Remis gegen Lausanne zwar von der Bürde als Leader und Meistertitel-Kandidat redet, den missratenen Penalty aber überhaupt nicht thematisiert.
Zu guter Letzt ist es zwar selten, aber nicht einmalig, dass bei einem Fussballer nicht klar ist, welcher sein starker Fuss ist. Die Kategorie der «Beidfüsser» führt sicher Andy Brehme an, der Deutschland mit seinem (mit rechts) verwandelten Elfmeter an der WM 90 zum Titel schoss. Bei der WM 86 schoss er noch einen Penalty mit links. «Mit links härter, mit rechts platzierter», erläuterte die mittlerweile verstorbene DFB-Legende einst.
Auch Hollands Flügelspieler Marc Overmars dribbelte mit beiden Füssen gleich stark. Diego Forlán, Aleksandr Hleb, Gianluca Zambrotta, Michael Ballack oder Frank Lampard waren ebenso mit beiden Füssen souverän. Auch Ex-Nati-Star Tranquillo Barnetta konnte dank seiner Fähigkeiten sowohl am linken als auch am rechten Flügel eingesetzt werden. Aus der aktuellen Generation sind etwa Lazios Pedro oder PSG-Star Ousmane Dembélé zu nennen.
Lars Villiger ist also – trotz des verunglückten Elfers – in guter Gesellschaft. Sein Chef Frick hat beim 1,90-Meter grossen Angreifer, der Haaland und Kane zu seinen Vorbildern zählt, sowieso eine andere Schwäche ausgemacht – das Kopfballspiel, das er heuer mit dem Kopfballpendel fleissig trainiert.