Cedric Itten ist derzeit der beste Punktesammler der Super League. Der Basler in Berner Diensten hat grossen Anteil daran, dass YB die Chance hat, sein drittes Double der Vereinsgeschichte zu holen.
Es hätten ein paar ruhige Tage werden können für Cedric Itten, zuhause mit seinen Liebsten. Während einer Saison kommt diese Zeit mit Spielen im Dreitagesrhythmus oft zu kurz. Dass in der letzten Nationalmannschaftspause nichts daraus wurde, freute Itten aber mehr, als dass er enttäuscht darüber gewesen wäre. Denn plötzlich war er wieder Teil des Schweizer Nationalteams. Erstmals seit November 2021, als er in der WM-Qualifikation gegen Bulgarien zum Einsatz gekommen war und sein viertes Tor für die Schweiz erzielt hatte.
Mit seinen drei Treffern innert 13 Minuten in der Super League gegen den FC Basel (3:0) hatte der Stürmer der Young Boys Nationaltrainer Murat Yakin vor dem Auftakt in die EM-Qualifikation eine eindrückliche Visitenkarte abgegeben, weshalb er doch noch von der Pikettliste ins Aufgebot rutschte. Und als nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Andi Zeqiri eine Lücke im Sturm aufging, klingelte Ittens Telefon, und Yakin holte den Basler zurück.
Lob von Yakin
«Ich bin immer extrem stolz, wenn ich für die Schweiz spielen kann», sagt Itten, der nach der Blessur Breel Embolos plötzlich nicht nur dabei, sondern sogar mittendrin war. Sowohl gegen Belarus (5:0) als auch gegen Israel (3:0) stand der 26-Jährige in der Startformation. Treffer sollte in seinen Länderspieleinsätzen 8 und 9 zwar keiner dazukommen. Dennoch holte sich Itten für seine Leistung das Lob des Trainers ab. Weil er gegen die tiefstehenden Gegner Bälle halten und Räume für die Mitspieler schaffen konnte. «Ich konnte der Mannschaft helfen, und wir beendeten diese Spiele mit sechs Punkten und einem Torverhältnis von 8:0. Besser hätte es wirklich nicht laufen können.»
Dass Itten jetzt wieder im Kreis der Nationalmannschaft fungiert und sich Hoffnungen machen kann, im nächsten Sommer an der EM in Deutschland erstmals ein grosses Turnier bestreiten zu dürfen, hängt auch damit zusammen, dass ein vermeintlicher Schritt zurück nicht zwingend ein Rückschritt sein muss, sondern vielmehr dabei helfen kann, einer Karriere neuen Schwung zu verleihen. Es ist eine Strategie, welche die Young Boys in den letzten Jahren öfters erfolgreich angewandt haben. Loris Benito, Ulisses Garcia, Gianluca Gaudino, Guillaume Hoarau, Kevin Mbabu, Jordan Siebatcheu, Djibril Sow und Miralem Sulejmani stiessen alle aus dem Ausland zu YB und fanden in Bern zurück in die Spur, was für die Spieler und den Verein eine Win-Win-Situation ist.
Weggefährte Wicky
Nun entschloss sich also Cedric Itten im letzten Sommer zur Rückkehr in die Schweiz und unterschrieb in Bern einen Vertrag über vier Jahre – nach zwei Saisons im Ausland und Erfahrungen beim schottischen Rekordmeister Glasgow Rangers und dem damaligen Bundesliga-Neuling Greuther Fürth. Itten sagt, er habe diesen Schritt gemacht, um möglichst viel spielen zu können und Fortschritte zu erzielen. Nach wettbewerbsübergreifend 31 Einsätzen für die Young Boys und den beiden Partien für die Nationalmannschaft hat er die Marke von 2000 Spielminuten in dieser Saison überschritten. Doch Itten spielt nicht nur oft, sondern oft erfolgreich. Mit 14 Treffern und sieben Vorlagen ist er derzeit Topskorer der Super League.
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA betont Itten mehrmals, wofür diese Zahlen bester Beleg sind: dass er sich in Bern sehr wohl fühlt und nicht daran denkt, ob er später noch einmal ein Ausland-Abenteuer wagen möchte. Ein Faktor dafür ist, dass Itten bei den Young Boys auf einige bekannte Gesichter stiess, allen voran Trainer Raphael Wicky. Der Walliser war Ittens Coach, als dieser noch in der U18 des FC Basel spielte. Dann kreuzten sich die Wege der beiden im Basler Fanionteam, wo Itten 26 Mal zum Einsatz und im Oktober 2017 gegen ZSKA Moskau zu einem Kurzauftritt in der Gruppenphase der Champions League kam. Nun arbeiten sie in Bern zum dritten Mal zusammen.
Itten sagt, er schätze es sehr, wie Wicky kommuniziere, den Spielern Vertrauen gebe und stets die Menschlichkeit im Zentrum stehe. «Ich denke, da ist Raphael schon einzigartig.» Die Vergangenheit beim FCB verbindet die beiden, ebenso, dass sie in Basel nicht alles erreichen konnten, was sie sich gewünscht hatten.
Lieblingsgegner FCB
Nun böte der Cup-Halbfinal der Young Boys im Basler St.-Jakob-Park einmal mehr die perfekte Bühne, das Potenzial, das in rotblau nicht immer erkannt wurde, in gelbschwarz umso mehr zur Schau zu stellen. Acht Treffer sind Itten für St. Gallen und YB gegen den FCB bisher gelungen, so viele wie gegen kein anderes Team.
Cedric Itten ist jedoch keiner, der derlei Statistiken zu vollmundigen Kampfansagen verweben würde. Er sagt, dass der Erfolg der Mannschaft, ergo der Gewinn des dritten Doubles der Vereinsgeschichte, wichtiger sei als persönliche Erfolgserlebnisse. Und sowieso ist er überzeugt: «Wenn ein Team erfolgreich ist, stehen die Chancen gut, dass auch die persönlichen Werte gut aussehen.» Keiner belegt die Richtigkeit dieser Aussage besser als er selbst.