Obwohl Basel gegen den FCZ fast ein ganzes Spiel lang in Überzahl spielen kann, endet der Klassiker torlos. Taulant Xhaka und sein Trainer Alex Frei suchen nach Erklärungen, während sich FCZ-Trainer Bo Henriksen fragt, warum er die Rote Karte sah.
Am Ende gibt's für die FCB-Spieler im St. Jakob-Park ein gellendes Pfeifkonzert von den eigenen Fans. Zwar holen die Bebbi gegen den amtierenden Meister einen Punkt, doch nach der frühen Roten Karte in der 13. Minute gegen FCZ-Stürmer Ivan Santini hätten sich die Basler natürlich viel mehr erhofft als ein 0:0. Ein Punktgewinn, der sich gegen das Schlusslicht wie eine Niederlage anfühlt.
Zwei verlorene Punkte seien es für den FCB, sagt auch Taulant Xhaka im Interview mit blue Sport: «Wir haben zwar mehr Ballbesitz gehabt und Powerplay gespielt, aber am Ende hat es nicht gereicht. Offensiv haben wir keine 1-gegen-1-Situationen gewonnen, das ist schwierig zu erklären.»
Seinen Trainer nimmt Xhaka indes in Schutz. Alex Frei habe die Mannschaft sehr gut aufs Spiel vorbereitet. «Ich weiss nicht, warum wir Spieler das auf dem Platz nicht umsetzen. Das ist wirklich schwierig zu erklären. Aber wenn du gewinnen willst, muss du offensiv die Zweikämpfe gewinnen. Das haben wir heute definitiv wieder einmal nicht gezeigt», so der Mittelfeldspieler.
Xhaka bejaht dann auch die Frage, ob dem FCB auf dem Platz aktuell etwas die Ideen fehlen: «Absolut. Diese Ideen müssen von den Spielern kommen. Die Kreativität – da sind alle gefragt. Ich bin sprachlos, es tut mir einfach Leid für die Fans, welche die ganze Zeit hinter uns standen. Am Ende holen wir nur einen Punkt, das kann nicht unser Anspruch sein.»
Fehlendes Selbstvertrauen in der Offensive
Alles andere als zufrieden mit dem Resultat ist natürlich auch Alex Frei. Sein Team bleibt im fünften Spiel in Serie ohne Sieg und zum vierten Mal in den letzten fünf Partien ohne Torerfolg. «Das Publikum ist zu Recht unzufrieden», sagt der FCB-Coach. Der Spielstil sei zwar «ganz ordentlich», so Frei weiter, «aber in den entscheidenden Momenten wurden falsche Entscheide getroffen. Flanken, die nicht ankommen, technische Fehler, das ist im Moment das Problem. Es fehlt das Selbstvertrauen.»
Insbesondere den Stürmern ist das fehlende Selbstvertrauen anzumerken. Obwohl im Sommer in der Offensive mächtig aufgerüstet wurde, haben in der Super League bloss Schlusslicht Zürich und der vorletzte FC Winterthur weniger Tore erzielt als Basel. «Ich weiss, dass sie eigentlich grosse Qualität haben. Das Problem ist das Selbstvertrauen. Daran müssen sie wachsen», sagt Frei über seine Stürmer.
Stolze Zürcher nach grossem Kampf
Ganz anders ist die Gefühlslage beim FCZ, obwohl der eine Punkt dem noch immer sieglosen Meister am Tabellenende nicht viel bringt. Bedenkt man aber, dass die Zürcher 77 Minuten lang in Unterzahl spielen mussten, darf das 0:0 als nächster Achtungserfolg gewertet werden. «Wir mussten grausam leiden», sagt FCZ-Keeper Yanick Brecher. «Wir sind als Mannschaft aufgetreten und können sicher mehr zufrieden sein als die Basler.»
Auch Bo Henriksen geht mit einem Lachen aus dem St. Jakob-Park, obwohl ihm Schiedsrichter Lukas Fähndrich kurz vor der Pause die Rote Karte zeigte und der Däne das Spiel dann von der Tribüne aus mitverfolgen musste.
«Natürlich bin ich sehr zufrieden mit meinem Team. Sie haben sich das ganze Spiel an unseren Matchplan gehalten. Nach dem Platzverweis (gegen Santini) wurde es natürlich schwierig, aber am Ende hatten wir sogar noch die beste Torchance des Spiels. Ich bin stolz auf meine Spieler», so Henriksen. «Es ist fantastisch, der Trainer von Spielern zu sein, die bereit sind, füreinander zu sterben.»
Henriksen über Rote Karte: «Das ist verrückt»
Bleibt die Frage, warum der FCZ-Trainer die Rote Karte sah. Offenbar hatte sich Henriksen ausserhalb seiner Coaching-Zone zu heftig bei den Unparteiischen beschwert, als Fähndrich das Spiel nach einem harten Zweikampf weiterlaufen liess.
«Ich bin seit 17 Jahren Trainer und bin immer gut mit den Schiedsrichtern ausgekommen», sagt Henriksen und schildert seine Sicht der Dinge: «Einer unserer Spieler lag mit einer Kopfverletzung am Boden. Deshalb wollte ich dem Schiedsrichter sagen, dass er das Spiel unterbrechen muss. Aber er liess weiterlaufen, also bin ich zu ihm (zum 4. Offiziellen, d. Red.) gegangen, habe ein bisschen mit ihm geredet und wollte ihn umarmen. Und plötzlich dachte er, er müsste mir eine Rote Karte geben. Das ist verrückt. Das habe ich in 17 Jahren noch nie gesehen.»
Lange über den Platzverweis ärgern mag sich Henriksen aber nicht: «Das Wichtigste für mich ist es heute, meine Spieler zu loben. Denn sie haben das grossartig gemacht.»