Schwerer Stand «Alle sind nervös» – die schlechten Vorzeichen für Roland Garros 2020

Luca Betschart

26.9.2020

Den Organisatoren der French Open bleibt in diesem Jahr nichts erspart. Neben der Coronapandemie sorgen auch die vorherrschenden Verhältnisse für Ungereimtheiten, selbst Rafael Nadal hält nicht mit Kritik zurück.

Aufgrund der Coronapandemie können die diesjährigen French Open nicht wie gewohnt Ende Mai stattfinden. Das Turnier deshalb zu streichen, ist für die Organisatoren aber keine Option. Doch bereits bevor es in Paris am Sonntag losgeht, herrscht grosse Unruhe – an allen Ecken und Enden.

Zum einen bereiten die steigenden Corona-Fallzahlen in Frankreich Turnierdirektor Guy Forget und dem französischen Tennisverband Sorgenfalten. Ursprünglich waren pro Tag 20'000 zugelassene Zuschauer vorgesehen, dann noch 11'500 und schliesslich nur noch 5'000. Auf Geheiss der Behörden folgt nur zwei Tage vor Turnierstart am Freitag der nächste Dämpfer: Die Anzahl der Fans im Stadion muss gar auf 1'000 Personen reduziert werden.



Die von den Organisatoren erhoffte Spezialbewilligung gibt es nicht – obwohl die Anlage etwa so gross ist wie 15 Fussballfelder. Das sorgt für Frust. «Wir bedauern diese Begrenzung. Wir haben seit der Gesundheitskrise immer mit den Behörden zusammengearbeitet und dachten, 5'000 Zuschauer wären das Minimum. Dass sie das anders sehen, können wir nicht verstehen», wählt Bernard Giudicelli, französischer Verbandspräsident, deutliche Worte.

Angespannte Situation unter den Spielern

Unter den verkauften 5'000 Tickets wird nun ausgelost, welche 750 Fans ins Stadion dürfen, 250 Billette werden unter anderem für Sponsoren zurückgehalten. «Dutzende von Millionen sind damit in Rauch aufgegangen», merkt Stéphane Morel von der Marketingabteilung an. Dennoch habe man lieber 1'000 Fans im Stadion als gar keine.

Eine Meinung, die US-Open-Finalistin Victoria Asarenka nicht unbedingt teilt. «Ich weiss nicht, warum wir etwas Neues ausprobieren. Denn wir hatten gerade ein Grand Slam, wo es gut zu funktionieren schien. Aber ich vermute, wir müssen auch ohne Grund immer etwas Neues ausprobieren», kritisiert die Weissrussin. Unter den Spielern sei die Situation deshalb angespannt. «Um ehrlich zu sein, bin ich deswegen ein bisschen nervös. Alle Spieler sind ein wenig nervös wegen der gesundheitlichen Situation.

Für Ärger sorgt zudem das strikte Gesundheitsprotokoll. Ein positiver Coronatest führt zur sofortigen Disqualifikation – ungeachtet der Hintergründe. Auch für Spieler oder Betreuer, die bereits infiziert waren, gibt es keine Chance auf einen zweiten Test. Fernando Verdasco und Damir Dzumhur fühlen sich diesbezüglich benachteiligt und kritisieren die Organisatoren vor dem Turnierauftakt öffentlich.



Nadal über die Bälle: «Gefährlich für Ellbogen und Schultern»

Und selbst der 12-fache Sieger Rafael Nadal weiss die bemitleidenswerten Organisatoren zu tadeln. Grund dafür sind die Bälle, die in Roland Garros ab diesem Jahr zum Einsatz kommen. «Es ist kein richtiger Ball für Sandplätze, schon gar nicht, wenn es feucht und 9 Grad kalt ist», bemängelt der Spanier und fügt an: «Der Ball ist superschwer und wird gefährlich für den Ellbogen und die Schultern.» Auch Nadals Spiel verliert so an Durchschlagskraft.

«Die Bedingungen hier sind wahrscheinlich die schwierigsten, die ich je in Roland Garros erlebt habe», gibt der Titelverteidiger zu bedenken. Unschlagbar sei er definitiv nicht, doch der kämpferische Spanier wolle das Beste aus der Situation machen. Dennoch macht er klar: «Ich denke, die Organisatoren müssen sich das anschauen für die kommenden Jahre.»

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