Rührende Szenen Bei diesem Wortwechsel mit Cornet musste sogar die Interviewerin weinen

Von Martin Abgottspon

24.1.2022

Alizé Cornet schreibt in Melbourne gerade ein ganz spezielles Tennis-Märchen. Dieses ist nicht nur sportlich äusserst emotional.

Von Martin Abgottspon

Zum ersten Mal überhaupt hat Alizé Cornet den Einzug in einen Grand-Slam-Viertelfinal geschafft. Nach rund 16 Jahren auf der Profi-Tour ein ganz besonderer Moment für die Französin. Umso mehr, weil sie dazu die klare Favoritin Simona Halep in einem Thriller eliminierte, welcher den beiden Athletinnen in der Brut-Hitze Australiens alles abverlangte.



Im anschliessenden Platz-Interview stand ihr dann ihre frühere Gegnerin und heutige Kommentatorin Jelena Dokic gegenüber. Eine Situation, die bei Cornet Erinnerungen an die Vergangenheit auslöste. 2009 hätte Cornet mit einem Sieg im Viertelfinal auf Dokic treffen können. Allerdings liess sie damals gleich mehrere Matchbälle ungenutzt und verlor schlussendlich.

Diese Emotionen kann auch Covid nicht stoppen

«Ich wollte damals so sehr gegen dich spielen», gesteht Cornet im Interview. «Ich war so enttäuscht, dass ich diese Chance verpasst habe. Umso erstaunlicher ist es, dass ich jetzt 13 Jahre später wieder hier stehe und es dieses Mal geschafft habe.»

Cornet wird während dem Wortwechsel schon von Krämpfen geplagt, trotzdem steht sie Dokic Red und Antwort. Und nicht nur das. Als Dokic das Interview beendet, bittet Cornet um eine kleine Ergänzung, die mitten ins Herz geht: «Wie du dich in deinem Leben weiterentwickelt hast, ich denke, dazu können wir dir alle nur gratulieren. Du warst eine hervorragende Tennisspielerin und jetzt bist du eine genauso tolle Kommentatorin.»

Nach diesem Lob umarmen sich die beiden trotz allen Covid-Vorschriften und Dokic kann ihre Tränen nicht zurückhalten.

Rührende Szenen zum Abschluss des Interviews zwischen Jelena Dokic und Alizé Cornet.
Rührende Szenen zum Abschluss des Interviews zwischen Jelena Dokic und Alizé Cornet.
Eurosport

Dokics jahrelanger Kampf mit Depressionen

Wahrscheinlich kamen bei Dokic in diesem Moment auch einige Bilder ihrer eigenen Vergangenheit hoch, die nicht immer so erfreulich war. Jahrelang kämpfte die Australierin mit Depressionen. Vor vier Jahren veröffentlichte sie eine Biografie, in welcher sie auch über den Missbrauch ihres Vaters berichtete. 

Oft hat Dokic an Suizid gedacht. Sie wollte aus dem 20. Stockwerk ihres Appartements in Monte Carlo springen. In einem Interview sagte sie einst: «Was ich durchgemacht habe, war sehr schwer. Das wird mich immer beschäftigen. Es ist schwer, so was auszulöschen. Ich wurde von ihm misshandelt, seit ich sechs Jahre alt war, wurde 15 Jahre körperlich misshandelt und verbal über 20 Jahre. Wie er mich bezeichnete, als Hure, Schlampe, Kuh, das tut sehr weh, und du verlierst jedes Selbstbewusstsein, fühlst dich wertlos.»



Doch Dokic hat die Phase überwunden, auch dank ihres Freundes. «Als ich 30 wurde, hat sich in meinem Kopf einiges geändert. Keine Ahnung warum, es ist so. Ich realisierte, dass ich weitermachen muss. Ich war davor sehr traurig, habe jahrelang nur geweint. Ich habe viele gute Jahre meines Lebens verloren. Ich musste einfach nach vorn schauen und das andere hinter mir lassen. Ich hatte dann auch meine eigene Familie und merkte, dass ich diese Leute, die nie für mich da waren, die mich nicht liebten, nicht brauche.»

Von hier an ging es bergauf und die rührenden Worte von Alizé Cornet bestätigen nur, dass Dokic in ihrem Kampf gegen die Krankheit alles richtig gemacht hat.