Australian Open Der neue Kyrgios: «Ich spiele für mehr als nur für mich selbst»

Von Syl Battistuzzi, Melbourne

22.1.2020

Nick Kyrgios macht nicht nur sich, sondern auch sein Umfeld glücklich.
Nick Kyrgios macht nicht nur sich, sondern auch sein Umfeld glücklich.
Bild: Getty

Früher liess Nick Kyrgios selten ein Fettnäpfchen aus. Seit einigen Monaten ist der Australier fast nicht wiederzuerkennen. Wie weit kann ihn das bringen?

Die Hoffnungen der australischen Tennis-Fans liegen auf der Weltranglistenersten Ashleigh Barty – und auf Nick Kyrgios. Der «Bad Boy» des Tennis ist in Abwesenheit des verletzten Alex de Minaur der unumstrittene Teamleader bei den «Aussies». Und die ihm von der ATP auferlegte sechsmonatige Bewährung, die er aufgrund diverser Eskapaden erhielt, scheint den Sünder tatsächlich auf den Pfad der guten Tugenden zurückzubringen. 

Der 24-Jährige begeisterte zuletzt die heimischen Tennis-Fans mit seinen leidenschaftlichen Auftritten beim ATP-Cup. Doch nicht nur sportlich überzeugte er, sondern vor allem auch mit seinem Engagement an vorderster Front gegen die Buschbrände – die auch seine Heimatstadt Canberra in Mitleidenschaft gezogen haben. Kyrgios war sogar DIE treibende Kraft bei den Spendenaufrufen in der Tennis-Szene. Auch John McEnroe – als Profi einst selbst eine Skandalnudel – macht gerne mit und spendet für jeden gewonnenen Satz von Kyrgios.

Nach dem überzeugenden Sieg in seinem Auftaktmatch bei den Australian Open gesteht Kyrgios seinen Sinneswandel: «Ich spiele einfach für viel mehr als nur für mich selbst. Ich schätze, es ist nur eine Sache der Perspektive.» Denn warum solle er auf dem Tennisplatz wütend werden, wenn so vieles abseits des Platzes passiere, so Kyrgios. Er hält fest: «Bei jedem Match dieses Jahr war ich ziemlich gut. Wahrscheinlich liegt es vor allem daran, was hier vor sich geht.»

Publikumsliebling soll auch bei Olympia mitmachen

Diese Attitüde gefällt auch den Fans, die Kyrgios dadurch viel Kraft geben: «Ich war definitiv sehr nervös, als ich auf den Platz rausging. Normalerweise fühle ich mich hier sehr wohl. Die Leute waren unglaublich, so kam ich schnell auf Touren», so der 1,93-Meter-Mann nach seinem Erstrundensieg. 



In seiner Heimat fordern bereits viele, er müsse Australien unbedingt an den olympischen Spielen in Tokio vertreten. 2016 verzichtete er auf die Teilnahme in Rio de Janeiro, weil er sich öffentlich mit dem Nationalen Olympischen Komitee stritt, das ihn für ungeeignet hielt, Australien zu repräsentieren.

Kyrgios wäre sofort an Bord: «Ich würde natürlich gerne dabei sein. Ich glaube, ich hätte dort eine echte Chance, eine Medaille für Australien zu holen.»

Auch wenn der «neue» Kyrgios in jüngster Zeit eine andere Seite von sich gezeigt hat, reizen sollte man ihn trotzdem nicht, wie es ein Reporter an der Pressekonferenz tat. Dieser fragte, warum er nach Matchende eine Banane ins Publikum geworfen habe, und ob der Grund dafür gewesen sei, die Arbeit der Ballkinder zu erleichtern. Kyrgios antwortet mit rotem Gangster-Stirnband genervt: «Das musst du schon besser machen, Bro.» Und fügt an: «Oh, mein Gott. Ist das eine ernste Frage?»

«Oh my God» – Kyrgios nervt sich über kuriose Bananen-Frage

«Oh my God» – Kyrgios nervt sich über kuriose Bananen-Frage

Ein Reporter stellte Nick Kyrgios nach seinem Auftaktsieg eine kuriose Frage. Der Australier meinte genervt: «Das musst du schon besser machen, Bro». Und fügte hinzu: «Oh, mein Gott. Ist das eine ernste Frage?»

22.01.2020


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