Nach dem Tennis-Epos Djokovic: «Wenn Sie wüssten, wie meine Füsse aussehen ... »

Aus Wimbledon: Roman Müller

14.7.2018

Rafael Nadal und Novak Djokovic lieferten sich ein Duell der Extraklasse.
Rafael Nadal und Novak Djokovic lieferten sich ein Duell der Extraklasse.
Bild: Getty Images

Der Wimbledon-Halbfinal zwischen Novak Djokovic und Rafael Nadal hat mindestens so viel geboten, wie man sich davon erhofft hatt. Ein Duell, das eigentlich keinen Verlierer verdient hätte. Die beiden waren nach der Partie voll des Lobes füreinander.

Zum 52. Mal duellierten sich die beiden Tennis-Giganten gestern und heute im Wimbledon-Halbfinal. Rafael Nadal mochte das Duell nicht einordnen: «Macht ihr das! Ich erinnere mich nicht mehr an jedes einzelne Spiel zwischen uns». Dennoch war es ganz sicher eines der grössten Duelle der beiden seit langem. Den letzten Fünfsätzer spielten die beiden 2013 im Final der French Open. Dass es ein solch elektrisierendes Duell war, hatte auch viel mit Novak Djokovic tu tun. «Novak spielt hier wieder in absoluter Bestform. Dass er im Final ist, beweist das. Man kann hier nicht den Final erreichen, ohne grossartiges Tennis zu spielen – selbst nicht, wenn man Novak Djokovic heisst.» Für Djokovic selbst war der Marathon-Sieg eine riesige Erlösung: «Ich war sehr emotional nach dem Spiel. Für mich war es ein 15-monatelanger, steiniger Weg bis hierher».

Nadal wollte ohne Dach spielen

Dass das Dach des Centre Courts nicht nur am Samstagabend, sondern auch am Sonntagnachmittag geschlossen war, sorgte bei Fans und Journalisten für Gesprächsstoff. Djokovic erläutert, dass er von den Verantwortlichen nach seiner Meinung gefragt wurde: «Ich habe ihnen gesagt, dass ich der Meinung bin, dass das Spiel unter denselben Voraussetzungen fortgesetzt wird, wie es begonnen hat. Aber so wie ich das verstanden habe, hatten sie die Entscheidung sowieso schon getroffen». Nadal hatte eine andere Meinung: «Für mich machte es keinen Sinn, dass das Dach heute geschlossen war. Aber darüber will ich heute nicht reden, sonst schreibt ihr wieder nur darüber.» Seine Aussage fiel aber offensichtlich nicht ins Gewicht.

Es wäre aber vermessen, das geschlossenen Dach als Grund für Sieg oder Niederlage verantwortlich zu machen. Zu eng und ausgeglichen war dieses Match. Beide hatten ihre Chancen, beide machten ihre Fehler, beide pushten sich bis zum letzten, am Ende war es eine Frage von Nuancen. Das sah auch Nadal so: «In solch grossen Spielen wie diesem kann alles passieren. Heute kam es zu seinen Gunsten heraus. Dafür muss ich ihm gratulieren. Aber ich würde nichts anderes machen in diesem Spiel. Ich habe ein grossartiges Match abgeliefert. Da ist nicht viel übrig in mir». Natürlich hatte auch Djokovic nur gute Worte übrig für seinen tapfer kämpfenden Rivalen. Auf die Frage, was es denn körperlich bedeute, gegen Nadal zu spielen antwortete er: «Wenn Sie meine Füsse sehen würden, wüssten Sie es.» Und weiter: «Er ist wahrscheinlich der grösste Kämpfer der Tennisgeschichte. Er kämpft bis um jeden Punkt, als wäre es sein letzter. Das finde ich so eindrücklich an ihm.»

Noch nichts gewonnen – nur gute Statistiken

Das epochale Match ist vorbei. Und der Spanier hat nun natürlich ein anderes Programm als der Serbe: «Ich gehe jetzt in die Ferien und bin zufrieden mit dem, was ich hier geschafft habe. Es ist schwierig, nach Verletzungen, die ich hatte, wieder so zurückzukommen. Deshalb bin ich stolz auf mich.» Djokovic steht morgen Sonntag in seinem fünften Wimbledon-Final und trifft auf Kevin Anderson, gegen den er in sechs Spielen nur das erste – vor 10 Jahren – verloren hat. «Die einzige Trophäe, die ich bis jetzt habe, sind die guten Statistiken. Ich sehe mich morgen nicht als grosser Favorit. Kevin spielt das Tennis seines Lebens und hat überhaupt nichts zu verlieren. Ich hoffe, dass ich mich gegen seinen 'Sturm' zu wehren werden weiss».

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