Tennis Doppel abschaffen? Ex-Spielerin Bartoli plädiert für Revolution

SB10

29.5.2020

Roger Federer und Stan Wawrinka bei ihrem Triumph im Davis Cup 2014 in Lille zeigen Doppel-Harmonie in Perfektion.
Roger Federer und Stan Wawrinka bei ihrem Triumph im Davis Cup 2014 in Lille zeigen Doppel-Harmonie in Perfektion.
Bild: Getty

Marion Bartoli, Wimbledonsiegerin von 2013, sorgt mit kontroversen Aussagen über das Doppel für Aufregung in der Tennis-Szene. Wie so oft geht es dabei auch um Geld.

In einem Video, das in den sozialen Medien kursiert, befürwortet die 35-jährige Französin indirekt die Abschaffung des Doppelwettbewerbs. «Ich weiss, ich werde mir damit keine Freunde machen, aber ich denke wir müssen darüber reden», sagt die aktuelle Trainerin der Lettin Jelena Ostapenko.

«Ich verstehe all die Doppelwettbewerbe über das ganze Jahr hinweg nicht. Ich verstehe, dass es sie bei Olympia und den Grand Slams gibt, weil sie ein Teil der Tennis-Geschichte sind. Aber ich war bei einigen Turnieren und einige von ihnen haben Teams mit sechs Leuten. Als ich gespielt habe, konnten wir uns so etwas als Einzelspieler nicht leisten», hält Bartoli fest. 

«Warum verwendet man das Geld nicht für Qualifikanten oder Challenger-Spieler? Als Doppelspieler strengt man sich einfach nicht so sehr an wie als Einzelspieler. Man trainiert weniger … Ich weiss nicht, ob man das Doppel komplett abschaffen sollte, aber um das Geld an Qualifikanten und andere zu geben, sollte es eine Lösung sein.»

Mit ihrer Haltung hat Bartoli für viel Wirbel gesorgt. Grundsätzlich geht es darum, wie der Kuchen im Tennis-Zirkus aufgeteilt wird. Mit Rajeev Ram und Joe Salisbury stehen nur zwei Doppelspezialisten unter den Top 50 der bestverdienenden Tennisspieler des Jahres.

Schwieriges Leben abseits vom Rampenlicht

Im Doppel kann man vor allem bei den Majors auf einen Zahltag hoffen: Die Damen- und Herren-Duos bekamen bei den Australian Open für die Startrunde umgerechnet 16'000 Schweizer Franken, für den Turniersieg knapp 500'000 Schweizer Franken.

Doch bei kleineren Turnieren ist der Gehaltsscheck längst nicht so üppig, wie Martina Hingis einst gegenüber «Blick» verriet. Für einen Viertelfinaleinzug strich sie 2017 lediglich 2000 Dollar ein. «Wenn meine Kolleginnen schon früh verlieren, reicht ihr Geld oft nicht mal für die Spesen», so die Schweizerin.

Einzelspielerinnen würden aufgrund des tiefen Preisgelds häufig aufs Doppelspielen verzichten, erläutert Hingis, die sich für eine Besserstellung der Doppelspieler(innen) einsetzt.  

Das fehlende Geld verschärft in der Corona-Krise die Problematik – die Diskussionen um den Verteilungsschlüssel nehmen auch im Einzel stark zu.



Während die Spitzen-Profis gutes Geld verdienen, sieht es in den hinteren Rängen düster aus. Ausserhalb der Top 100 muss jeder Franken umgedreht werden, um sich ein Leben auf der Tour leisten zu können. 

Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer haben kürzlich erklärt, sich für die Einrichtung eines Hilfsfonds für weniger gut verdienende Profis starkzumachen, was wiederum Dominic Thiem nicht gefiel. «Einige engagieren sich nicht zu 100 Prozent für den Sport – viele von ihnen sind ziemlich unprofessionell», kritisierte der Österreicher und sorgte so für einen Shitstorm


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