Das Comeback von Novak Djokovic am Australian Open endete in den Achtelfinals. Der angeschlagene Serbe scheiterte am gross aufspielenden Südkoreaner Chung Hyeon in drei Sätzen. Wawrinka-Bezwinger Tennys Sandgren schaffte gegen Dominic Thiem einen weiteren Coup.
"Ein Traum ist wahr geworden", sagte Chung nach der 3:21 Stunden dauernden Partie, die er gegen den sechsfachen Australian-Open-Sieger Djokovic (ATP 14) mit 7:6 (7:4), 7:5, 7:6 (7:4) für sich entschied. "Als ich jung war, habe ich immer versucht, Novak zu kopieren, weil er mein Idol ist", sagte der 21-Jährige, der als erster Südkoreaner überhaupt an einem Grand-Slam-Turnier den Einzug in die Viertelfinals schaffte. "Nach heute wird das Tennis in meiner Heimat einen Aufschwung erhalten."
Wie stark er von der Grundlinie spielen kann, hatte die Nummer 58 der Welt bereits bei seinem Fünfsatzsieg gegen Alexander Zverev angedeutet, im Scheinwerferlicht der Rod Laver Arena stellte Chung aber auch seine mentalen Fähigkeiten unter Beweis. "Er hat ausgezeichnet gespielt und war in den wichtigen Momenten besser als ich", sagte Djokovic.
Das Ausscheiden Djokovics kam zwar überraschend, hatte sich in den Tagen zuvor aber angekündigt. Zwar hatte der Serbe bewiesen, dass ihm die Lust am Leiden nicht abhanden gekommen ist, als er die Hitzeschlacht gegen Gaël Monfils in vier Sätzen für sich entschied. Aber bereits gegen Albert Ramos-Viñolas machten ihm körperliche Probleme zu schaffen, ehe gegen Chung gegen Ende des ersten Satzes die Schmerzen am Ellbogen wieder verstärkt zum Vorschein kamen.
"In den Achtelfinals auszuscheiden, ist enttäuschend", sagte Djokovic. Aber die Umstände seien nun einmal so gewesen. "Das muss ich akzeptieren." Trotz der neuerlichen Enttäuschung an seinem Lieblingsevent - obwohl er 2017 in der 2. Runde an Denis Istomin scheiterte - sprach Djokovic von einem guten Turnier. "Ich bin dankbar, dass ich überhaupt antreten konnte." Wie es nun für ihn weitergehe, wisse er nicht. Er wird den Ellbogen untersuchen lassen und das weitere Vorgehen mit den Ärzten und seinen Trainern Radek Stepanek und Andre Agassi besprechen.
Auch wenn Djokovic sportlich noch nicht wieder sein bestes Niveau erreicht hat, machten die letzten zehn Tage deutlich, dass die Tour den smarten Serben braucht. Um klare Worte ist der zwölffache Grand-Slam-Sieger nie verlegen, sei es als Präsident der Spielervereinigung, die um eine Preisgelderhöhung an den vier grossen Turnieren kämpft, oder bei Fragen der Journalisten aus allen Themenbereichen.
Djokovics Persönlichkeit ist auch auf dem Platz eine Bereicherung. Seine Partien gegen Monfils und Chung gehörten in Melbourne zu jenen mit dem grössten Unterhaltungswert. Und noch ist die Wachablösung der das letzte Jahrzehnt dominierenden alten Garde nicht gekommen, auch wenn sich mit Chung, Kyle Edmund und Tennys Sandgren neue Namen in den Vordergrund spielen.
Sandgren setzte Traumlauf fort
Chungs Gegner in den Viertelfinals ist Sandgren (ATP 97), der für die erste Überraschung des Tages gesorgt hatte. Der 26-jährige Amerikaner siegte gegen Dominic Thiem nach knapp vier Stunden 6:2, 4:6, 7:6 (7:4), 6:7 (7:9), 6:3, nachdem die Nummer 5 der Welt aus Österreich im Tiebreak des vierten Satzes den ersten Matchball noch brillant abgewehrt hatte. Sandgren liess sich dadurch aber nicht aus dem Konzept bringen und blieb cool.
Vor einer Woche hatte der 26-Jährige aus Tennessee seinen ersten Sieg überhaupt an einem Grand-Slam-Turnier gefeiert, ehe er in der 2. Runde Stan Wawrinka ausschaltete. 2014 hatte Sandgrens Karriere noch auf der Kippe gestanden, als er sich einer Hüftoperation unterziehen musste. Dank Erfolgen an Challenger-Turnieren stiess er in die besten 100 des Rankings vor, nach dem Australian Open wird er bereits an die Top 50 anklopfen.
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