Brief an Joe Biden Gibt es für Djokovic an den US Open doch noch ein Schlupfloch?

Von Martin Abgottspon

2.8.2022

Novak Djokovic trainiert aktuell so, als ob er in New York antreten könnte.
Novak Djokovic trainiert aktuell so, als ob er in New York antreten könnte.
Getty Images

Ohne Impfung keine US Open. Eigentlich ist die Ansage der Turnierverantworlichen unmissverständlich. Und trotzdem hofft Djokovic noch auf eine Teilnahme. Joe Biden persönlich soll sie möglich machen.

Von Martin Abgottspon

2.8.2022

Am Wochenende postete Novak Djokovic ein Video, das ihn beim intensiven Training auf DecoTurf zeigt. Jener Unterlage also, die auch bei den US Open verwendet wird. Dazu schreibt er: «Ich bereite mich so vor, als ob ich an den Wettkämpfen teilnehmen könnte, während ich darauf warte, zu erfahren, ob ich in die USA einreisen kann.» Gleichzeitig bedankt sich der 35-Jährige einmal mehr für den gigantischen Support seiner Fans.

Das letzte Wort scheint in dieser Akte also noch immer nicht gesprochen. Die Veranstalter haben zwar schon mehrfach betont, dass sie im Fall von Djokovic keine Ausnahme machen werden und sich an die Impf-Regeln der Regierung halten, doch vielleicht könnte genau diese Regierung noch ein Schlupfloch für den Serben schaffen.

Wie wichtig ist Djokovic für das Turnier?

In einer Petition fordern mehr als 40'000 Fans die Zulassung ihres Idols zum Turnier. Dafür haben sie auch einen Brief an die Adresse von US-Präsident Joe Biden verfasst. Bei ihrem Anliegen beziehen sich die Unterschriftensammler auf Artikel 10294 der Präsidialproklamation. Diese ermöglicht es Nicht-Amerikanern ins Land einzureisen, wenn die Einreise im nationalen Interesse liegt.

«In Anbetracht der wirtschaftlichen Lage und der anhaltenden Krise darf Amerika nicht zulassen, dass die US Open ohne ihre gesamte Pracht stattfinden», führt Interessenvertreter Nebojsa Jovanovic aus. Dies beinhalte auch die Teilnahme von Djokovic, der das Turnier in seiner Karriere schon dreimal gewinnen konnte. «Es liegt in Amerikas Interesse, dass das grösste Turnier der Welt den besten Spieler der Welt beherbergt – zumal er in Wimbledon gerade seinen siebten Titel gewonnen hat», fügt Jovanovic an. Darüber hinaus stelle der 21-malige Grand-Slam-Champion «kein Sicherheitsrisiko» dar und diene «Millionen von Menschen auf der ganzen Welt als Vorbild und Inspiration».

Ivanisevic tobt weiter

Ausgehend von diesem Proklamationsartikel ist das Anliegen aus Fansicht absolut nachvollziehbar. Insbesondere wenn andere Aushängeschilder des Sports wie etwa Roger Federer schon nicht am Turnier teilnehmen. Und dennoch sind Petitionen wie diese am Ende nur selten von Erfolg gekrönt. Das liegt in erster Linie wohl auch daran, dass die Regierungen nur ungern solche Präzedenzfälle schaffen, wodurch sie in Zukunft gezwungen werden, auch bei anderen Persönlichkeiten solche Sonderbewilligungen zu prüfen. 

Auch Djokovics Trainer Goran Ivanisevic hat nur leise Hoffnungen, dass sein Schützling doch noch nach New York reisen kann. In einem Interview mit «La Repubblica» meint er: «Ich persönlich habe null Hoffnung, dass Biden die Regeln vor Beginn des Turniers ändern kann.» Für Ivanisevic sind die ganzen Covid-Auflagen in den USA aber ohnehin ein «absoluter Blödsinn», wie er weiter sagt. «Wenn man geimpft, aber positiv ist, kann man in die USA einreisen, wenn man nicht geimpft, aber negativ ist, geht das nicht. Es gibt zu viel Politik im Sport in diesem Land.»

Dass er daran nichts ändern kann, ist Ivanisevic klar. Und so kann auch er nur warten, ob sich tatsächlich noch ein Schlupfloch öffnet. Falls nicht, bleibt nur die Hoffnung, dass Djokovic am Ende nicht ein ähnliches Fiasko wie schon in Melbourne droht.