Erstmals seit sechs Jahren verliert Novak Djokovic bei den Australian Open ein Spiel. Im Halbfinal wird er von Jannik Sinner über weite Strecken vorgeführt. Eine Einordnung von Tennis-Experte Heinz Günthardt.
26.01.2024, 20:01
Von Roman Müller und Patrick Lämmle
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Jannik Sinner schaltet im Australian-Open-Halbfinal Rekordchampion Novak Djokovic aus.
- Heinz Günthardt analysiert das Ganze im Gespräch mit blue News und nennt das Alter als einen möglichen Grund.
- Für den Tennis-Experten ist aber auch klar, dass man Djokovic noch lange nicht abschreiben sollte.
Dass Jannik Sinner Sinner Rekordchampion Novak Djokovic aus dem Weg räumt, das überrascht Heinz Günthardt nur bedingt. Denn schon Ende November hat der Italiener im Davis-Cup-Halbfinal nach abgewehrten Matchbällen gegen den Serben gewonnen. «Ich glaube, für die Moral und das Selbstvertrauen von Sinner hat das sehr viel ausgemacht.»
Sinner habe gewusst, dass er Djokovic auch in wichtigen Spielen und in engen Momenten auf Augenhöhe begegne. «Auf der anderen Seite hat das dazu geführt, dass Novak schon sehr viel Respekt vor Sinner hatte vor dieser Partie. Er wusste, dass es einen richtig guten Novak braucht, um zu bestehen. Er war zwar ein guter, aber kein richtig guter Novak», bilanziert Günthardt.
Wird das Alter zum Problem?
Djokovic selbst ging nach dem Spiel hart mit sich selbst ins Gericht. Stellt sich die Frage, weshalb der Australian-Open-Dominator der letzten Jahre nicht richtig auf Touren kam? «Das ist natürlich schwierig zu sagen. Er wird auch älter, mal ganz ehrlich. Es könnte sein, dass er hier und dort weniger Margen hat als früher. Mit anderen Worten: Wenn er nicht 100 Prozent in Form ist, dann reicht es ihm plötzlich nicht.»
Im Gespräch mit blue News führt Günthardt noch deutlicher aus, inwiefern das Alter zum Problem werden kann (siehe Video oben). Der Tennis-Experte hält aber auch klar fest: «Das soll nicht heissen, dass man Novak jetzt abschreiben muss, also ganz sicher nicht.»
Es sei «eigentlich unmenschlich», dass er das Turnier schon zehnmal gewonnen habe. «Und wenn er für einmal keine Geschichte schreibt, kann man nicht sagen, jetzt muss man ihn abschreiben.» Günthardt erinnert auch daran, dass Djokovic nicht in der ersten oder zweiten Runde verloren hat, sondern im Halbfinal gegen einen richtig stark aufspielenden Sinner.
Dennoch wird Djokovic die erste sportliche Niederlage in Melbourne seit 2018 (2022 wurde Djokovic die Einreise aufgrund der Corona-Bestimmungen verwehrt) schmerzen. Und sicherlich auch, dass sein grosses Ziel, den Golden Slam zu gewinnen (Sieg bei allen vier Grand-Slam-Turnieren in einem Jahr sowie Olympia-Gold), wohl für immer unerfüllt bleibt. Ein Erfolg, der bisher nur Steffi Graf im Jahr 1988 glückte.
