Zürich
Beim 2:6, 6:7 gegen den Niederländer Robin Haase bestritt Marco Chiudinelli am späten Montagabend an den Swiss Indoors in Basel nach 18 Jahren auf der ATP-Tour seine letzte Einzelpartie. An seiner letzten Pressekonferenz sprach der 36-Jährige aus Füllinsdorf über...
... seinen Abschied:
"Es war sehr speziell und absolut einmalig für mich. Ich hatte nicht erwartet, dass es eine so lange Standing Ovation geben wird. Es war ein unglaubliches Gefühl, denn so viele Standing Ovations habe ich in meinem Leben nicht erhalten. In allen Ecken sassen Freunde und Leute, die mir meine Karriere ermöglicht und mich während dieser begleitet haben. Dafür bin ich sehr dankbar."
... sein letztes Spiel:
"Es war ein sehr schwieriges Spiel. Ich war sehr nervös in die Partie gegangen, da ich eine schlechte Phase hinter mir habe und einen Monat fast nicht trainieren konnte. Ich war physisch nicht ganz auf dem Damm, das sah man vor allem in der Defensive. Ich war sehr schnell ausser Atem. Im ersten Satz hatte ich das Gefühl, ich könnte keine zwei Vorhandschläge in Serie ins Feld spielen. Von der Leistung her bin ich nicht glücklich, immerhin konnte ich im zweiten Satz aber noch einmal zurückkommen."
... seine emotionalsten Erlebnisse auf der Tour:
"Der Halbfinal der beiden ehemaligen Balljungen hier in Basel 2009 gegen Federer war sehr emotional. Ein Final hätte das Ganze noch spezieller gemacht. Natürlich der Davis-Cup-Sieg, aber auch viele andere Momente, wie beispielsweise ein Sieg gegen Michail Juschni am US Open, als ich danach in der Garderobe Tränen in den Augen hatte. Oder als ich erstmals ein Future-Turnier gewann. Das waren sehr emotionale Momente, an die ich mich auch heute noch sehr gut erinnere."
... seine schönsten Erinnerungen neben dem Platz:
"Ich habe die Welt bereist. Vor allem zu Beginn der Karriere spielst du in kleinen Städten, lernst Einheimische kennen, machst abenteuerliche Roadtrips und schläfst, um Geld zu sparen, zu zweit oder zu dritt in einem Zimmer, nimmst den lokalen Bus und nicht das Taxi. Auch im Davis Cup hatten wir oft unabhängig vom Resultat grossartige Wochen, weil wir fast immer ein Team von Freunden waren."
... seine wichtigsten Wegbegleiter:
"Alle zu nennen, würde den Rahmen sprengen, denn in jeder Phase der Karriere braucht es Personen, die für einen da sind und helfen, aus Situationen herauszufinden. Am Anfang standen meine Eltern, ohne die ich nie hätte reisen und spielen können. Von den Trainern war sicher Jan de Witt entscheidend, der 2003 an mich geglaubt und überzeugt hat, dass ich es schaffen kann. Wenn der Chirurg, der 2007 mein Knie operiert hatte, betrunken gewesen wäre, hätte ich meine Karriere wohl auch früher beenden müssen. Oder als ich an einem Tiefpunkt angelangt war, war es einer wie Yves Allegro, der mich aufgestellt hat."
... seine unmittelbare Zukunft:
"Ich habe mich schon vor einem halben Jahr verpflichtet, im November in Frankreich Interclub zu spielen. Nachher gehe ich in die Ferien, werde mir aber bereits Gedanken machen und erste Gespräche führen. Im nächsten Jahr werde ich einen Sportmanagement-Kurs und die Tennis-Trainerkurse absolvieren. Das gehört sich, weil mir das Tennis so viel gegeben hat. Themen wie Event-Management interessieren mich, habe ich doch auch auf der Tour wie meine eigene kleine Firma geführt. Trainer und Physios standen auf meiner Lohnliste, ich musste Reisen, Hotelübernachtungen und Termine organisieren, das habe ich genossen. Ich kann mir nicht vorstellen, allzu lange nichts zu machen. Ich will etwa finden, das mich kitzelt, reizt und erfüllt."
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