Wie weiter? Mit dem Abschied aus Melbourne beginnt für den Tennis-Zirkus eine Reise ins Ungewisse

dpa / wer

22.2.2021

Am Montag liess sich Australian-Open-Rekordsieger Novak Djokovic am Brighton Beach noch einmal feiern, ging auf Tuchfühlung mit den Fans und verteilte fleissig Autogramme. Nun folgt mit der Rückkehr in coronageplagte Länder eine harte Landung in der Realität. 
Am Montag liess sich Australian-Open-Rekordsieger Novak Djokovic am Brighton Beach noch einmal feiern, ging auf Tuchfühlung mit den Fans und verteilte fleissig Autogramme. Nun folgt mit der Rückkehr in coronageplagte Länder eine harte Landung in der Realität. 
Bild: Keystone

Australian-Open-Sieger Novak Djokovic spricht sich noch in Melbourne gegen eine Rückkehr zum gewohnten Tennis-Programm mit Reisen von Ort zu Ort aus. Doch genauso ist es vorerst geplant. Mit jeder Menge Unsicherheit.

Novak Djokovic schlenderte nach dem Kofferpacken am Montag noch gemütlich barfuss im Sand am Brighton Beach entlang. Andere machten sich derweil in kurzen Hosen auf den Weg zum Flughafen und stellten sich auf wärmere Kleidung in der Heimat ein.

Nach mehreren Wochen in Australien und dem Abschluss der Australian Open richtet sich der Blick auch nach Europa und auf die Ungewissheit des weiteren Verlaufs der Saison. Von Melbourne mit mittlerweile ungewohnten Bildern feiernder Fans geht es vorerst zurück in den Tour-Alltag – mit aller Komplexität der Coronavirus-Pandemie.



«Wir haben das klare Ziel, dass wir spielen. Wir planen verschiedene Szenarien, was die Zuschauerzahl betrifft», sagt etwa Münchens Turnierdirektor Patrik Kühnen. Das ATP-Turnier in Bayern steht momentan Ende April im Kalender. Aber wer weiss in diesen Zeiten schon, ob es dabei bleibt? Die schon einmal verschobene und nun für Mitte April in Budapest geplante Endrunde um den Fed Cup etwa wurde schon wieder auf unbestimmte Zeit verlegt. 


«Die Familie auf der Tour bei mir zu haben, wird eine sehr schwere Aufgabe.»

Novak Djokovic


Djokovic spricht sich dagegen aus, momentan zum gewohnten Turnierkalender mit Reisen von Ort zu Ort zurückzukehren. Spieler würden sich verletzen, es gebe je nach Reisepass Beschränkungen, argumentiert etwa Alexander Zverev. In Melbourne mussten Profis wie Betreuer eine zwei Wochen lange Quarantäne absolvieren und durften nur für fünf Stunden am Tag das Hotel für Training und Fitness verlassen. Es gab als Vorbereitung sechs parallele Veranstaltungen in Melbourne.

«Die ATP sollte so einen Veranstaltungsort wie hier haben und mehrere Wochen an einem Ort spielen», schlägt Zverev vor. In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» erklärt Tennis-Experte Heinz Günthardt: «Ich fände das sinnvoll. Die Tour zieht ja herum, um sich dem Publikum vor Ort zu präsentieren. Wenn das wegfällt (...) und ich ein Turnier nur für das Fernsehpublikum mache, geht es nur noch darum, welche Bande hängt dort, welcher Sponsor erscheint. Dann spielt es eigentlich keine Rolle, ob ein Turnier in Stuttgart oder in Dubai stattfindet. Der lokale Aspekt geht ohnehin verloren. Ohne Publikum könnte man sicher an einem Ort vier, fünf Turniere durchziehen.

Die Pläne der ATP sehen indessen eine Abkehr von der Struktur mit Turnieren an verschiedenen Orten momentan nicht vor. Die Männer spielen in dieser Woche in Montpellier, in Singapur und in Cordoba. Es gibt unter den spezifischen Vorgaben der einzelnen Länder also eine Auswahlmöglichkeit.

Djokovic macht Pause, Federer gibt Comeback am 8. März

«Jedes Land, jedes Turnier ist anders. Es ist viel Aufwand, sich darauf mental einzustellen und sich anzupassen. Das ist nicht einfach», sagt Djokovic und gibt zu bedenken: «Die Familie auf der Tour bei mir zu haben, wird eine sehr schwere Aufgabe.»

Bei vielen Turnieren würden ihm die Regeln nur zwei Begleiter erlauben. Zumindest vorerst wird Djokovic auch deshalb keine weiteren Turniere bestreiten. Der 33-Jährige kündigte aufgrund seiner Bauchmuskelverletzung ohnehin eine kleine Auszeit an. Die Verletzung habe sich im Verlauf der Australian Open verschlimmert, erzählte er am Tag nach dem souveränen Finalsieg gegen Daniil Medvedev.

Demgegenüber will Erzrivale Roger Federer schon bald (und endlich) wieder ins Geschehen eingreifen: Der Baselbieter ist für das Turnier in Doha gemeldet, das am 8. März beginnt. 

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