Gaël Monfils steht bei den French Open gegen Sebastián Báez mit dem Rücken zur Wand. Nach einem 0:4-Rückstand im 5. Satz gelingt dem Franzosen vor frenetischen Heimpublikum aber eine wundersame Wende.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Gaël Monfils steht nach einem fast vierstündigen Kampf gegen den Argentinier Sebastián Báez in der zweiten Runde der French Open.
- Nach schwierigen Monaten mit zahlreichen Rückschlägen hat der Sieg vor Heimpublikum für Monfils einen besonderen Stellenwert.
- An der Pressekonferenz morgens um 1:30 Uhr bezeichnet Monfils den Triumph gar als einen der grössten Momente seiner Karriere.
Gaël Monfils hat schwierige Zeiten hinter sich. Dem 36-Jährigen machen seit rund einem Jahr anhaltende Fussprobleme zu schaffen und sorgen dafür, dass Monfils seit Mai 2022 bloss 11 Matches bestreitet und sich in diesem Jahr erst im März in Indian Wells auf der Tour zurückmeldet.
Die Rückkehr verläuft harzig, Monfils kann in acht Partien bis zum Start der French Open nur einen einzigen Sieg einfahren – weil Landsmann Evan Furness beim Challenger-Turnier in Ostrau im 2. Satz aufgeben muss. Entsprechend tief sind die Erwartungen beim 36-Jährigen für das Heim-Grand-Slam in Paris.
Doch diese übertrifft Monfils am Dienstagabend gegen den stark aufspielenden Argentinier Sebastián Báez eindrücklich. Angetrieben von den lautstarken Fans erarbeitet sich der Franzose nach einem Fehlstart eine 2:1-Satzführung, bevor dem Routinier nach dem 3. Satz kurzzeitig die Kraft ausgeht. Monfils muss 10 der folgenden 11 Games abgeben und sieht beim Stand von 0:4 im entscheidenden 5. Satz schon wie der sichere Verlierer aus – als er auf wundersame Art und Weise einen Weg zurück in die Partie findet.
Eine Atmosphäre wie beim Fussball
Während Monfils zwischen den Ballwechseln über den Platz humpelt und Grimassen schneidet, holt er sich mit unermüdlichem Kämpferherz zwei Breaks zurück und gleicht zum 4:4 aus. Die Stimmung auf dem Court Philippe-Chatrier erinnert längst an jene eines Fussballspiels nur wenige Kilometer entfernt im Prinzenpark. Bereits während der Partie wird die französische Nationalhymne angestimmt – und Monfils singt mit.
Mit den frenetischen Fans im Rücken steckt Monfils auch weg, dass er bei 4:4 erneut das Break kassiert. Mit letzter Kraft und gegen Krämpfe ankämpfend breakt er umgehend zurück, als Báez zum Matchgewinn serviert. Kurz darauf verwandelt Monfils seinerseits nach knapp vier Stunden seinen 2. Matchball zum denkwürdigen 3:6, 6:3, 7:5, 1:6 und 7:5-Triumph.
Einer der grössten Momente
Die erschöpfte Weltnummer 394 kann die Tränen in der Folge nicht zurückhalten. «Angetrieben vom Publikum bekam ich neuen Atem. Die Leute haben geschrien. Es ist aussergewöhnlich», bedankt sich der erschöpfte Franzose bei den bis nach Mitternacht ausharrenden Fans. Als der grosse Sieger morgens um halb 2 Uhr noch einmal vor den Journalisten erscheint, macht er klar: «Ich habe etwas Verrücktes erlebt, wahrscheinlich einer der grössten Momente meiner Karriere.»
Dass er nach dem 0:4 im Entscheidungssatz tatsächlich noch die Wende vollbrachte, kann Monfils aber auch eineinhalb Stunden später noch nicht wirklich erklären. «In dem Moment war ich tot. Man kann sagen, dass man auf dem Platz ab und zu ein wenig Theater macht. Aber mir taten beide Beine wirklich weh.» Und weiter: «Ich habe mir einfach gesagt, dass ich nicht 0:6 verlieren darf. Ich musste mindestens ein Game gewinnen.» Es wurde bekanntlich weit mehr als nur ein gewonnenes Game.
Die Belohnung: Monfils darf vor Pariser Publikum noch einmal ran, auch wenn die Partie der 2. Runde gegen Holger Rune als Herkulesaufgabe daherkommt. Das spielt für den 36-Jährigen am frühen Mittwochmorgen aber keine Rolle. «Mein Ziel war es, wieder so fit zu werden, dass ich solche Aufgaben bewältigen kann. Das habe ich geschafft», so Monfils: «Jetzt habe ich wieder Vertrauen in meinen Körper.»