Umstrittene Disqualifikation in Paris «Sie sagten mir: Wäre es ein Junge gewesen, hätte es kein Problem gegeben»

jar

24.6.2023

Die Japanerin Miyu Kato tröstet das Ballmädchen – disqualifiziert wird sie trotzdem.
Die Japanerin Miyu Kato tröstet das Ballmädchen – disqualifiziert wird sie trotzdem.
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Die Disqualifikation von Miyu Kato war der wohl grösste Aufreger an den French Open. In einem Interview spricht die Japanerin jetzt über den umstrittenen Entscheid und stellt eine verrückte Begründung für ihren Ausschluss in den Raum.

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  • Weil sie aus Versehen ein Ballmädchen abschoss, wurde Miyu Kato an den French Open im Doppel-Turnier disqualifiziert.
  • Drei Wochen nach dem Vorfall spricht die Japanerin über die umstrittene Disqualifikation und nennt fragwürdige Erklärungen der Entscheidungsträger.

Das Doppel-Turnier an den French Open endete für Miyu Kato und Aldila Sutjiadi im Achtelfinal mit der Disqualifikation. Kato spielte nach einem abgeschlossenen Punkt einen Ball übers Netz und traf ein Ballmädchen am Hals. Die Gegnerinnen, das Duo Marie Bouzkova und Sara Sorribes Tormo, reichten daraufhin Beschwerde ein.

Das Spiel wurde für mehrere Minuten unterbrochen. Kato entschuldigte sich beim in Tränen aufgelösten Mädchen. Anschliessend schritt der Supervisor auf den Platz – und disqualifizierte Kato und ihre Teamkollegin Sutjiadi. Der Vorfall schlug hohe Welle. Kaum einer konnte nachvollziehen, wie das offensichtliche Missgeschick zu einer Disqualifikation führen konnte.

Für Kato endete das Grand-Slam-Turnier in Paris dann doch noch mit einem Happy End. Im Mixed-Doppel gewann sie das Turnier an der Seite des Deutschen Tim Pütz. Dass sie nach der Disqualifikation im Doppel überhaupt noch in Paris blieb, sei aber nicht selbstverständlich gewesen, sagt die 28-Jährige nun in einem Interview mit «CLAY Tennis»: «Es ging mir sehr schlecht. Nach der Disqualifikation habe ich ernsthaft daran gedacht, nach Japan zurückzukehren.»

Weinte das Ballmädchen einfach zu lange?

Bis heute kann Kato nicht verstehen, wie die Entscheidungsträger zum Entschluss gekommen waren, sie und ihre Partnerin auszuschliessen. «Ich habe den Ball nur den Ballkindern zugespielt, damit meine Gegnerinnen aufschlagen können», sagt sie. Noch fragwürdiger wird die Disqualifikation, wenn man folgende Aussagen der Japanerin hört.

Kato: «Der Schiedsrichter und der Supervisor sprachen hinterher mit mir und sie sagten: ‹Wenn das Ballkind ein Junge gewesen wäre, wäre es in Ordnung gewesen.› Sie erklärten mir auch, dass sie, da das Mädchen mehr als 15 Minuten lang weinte, eine Entscheidung treffen mussten. Wenn sie nach fünf Minuten aufgehört hätte, wäre alles in Ordnung gewesen.»

Auch wenn der Ball die Beine oder Arme des Mädchens getroffen hätte, wäre es nicht zu einer Disqualifikation gekommen. «Aber nein, weil es der Hals war, war es anders», kann Kato nur den Kopf schütteln.

Von den Gegnerinnen Bouzkova und Sorribes Tormo zeigt sie sich enttäuscht. Bouzkova habe ihr immerhin noch eine Nachricht geschickt und geschrieben, es würde ihr leidtun. Von Sorribes Tormo sei gar nichts gekommen. Enttäuscht ist Kato nach wie vor auch von den Organisatoren der French Open. Denn aufgrund ihrer Disqualifikation wurden ihr 40 Ranglistenpunkte und 21'500 Euro Preisgeld gestrichen. Auch ihr Einspruch gegen die Strafe wurde abgeschmettert.