In zehn Tagen fällt der Startschuss zu den US Open. Umstritten ist die Austragung des Grand-Slam-Turniers nicht nur wegen des Standorts im Coronahotspot New York. Die Teilnehmer müssen sich dazu bereit erklären, alle Risiken selbst zu tragen und in jedem Fall auch rechtliche Schritte zu verzichten.
Roger Federer verpasst die US Open verletzungsbedingt. Der Schweizer ist aber längst nicht der einzige Tennisstar, der in diesem Jahr in Flushing Meadows fehlen wird. Mehrere Topspieler verzichten auf die Teilnahme des zweiten Grand-Slam-Turniers dieses Jahres. Darunter Rafael Nadal, Stan Wawrinka, Gaël Monfils und Nick Kyrgios. Bei den Frauen werden sogar mindestens sechs Spielerinnen aus den Top Ten der Weltrangliste in New York fehlen.
Die meisten abwesenden Spielerinnen und Spieler geben als Grund für die Absage die Coronapandemie an. «Kein normaler Mensch reist jetzt nach Amerika», sagte etwa die Weltnummer 8 Belinda Bencic vor wenigen Wochen.
Womöglich haben die Tennisstars aber auch Bedenken um ihre Sicherheit und befürchten schlimme Folgen, falls die US Open trotz grosser Sicherheitsvorkehrungen zum Desaster werden. Die Turnierverantwortlichen haben nämlich ein Dokument aufgesetzt, das jeder Teilnehmer unterzeichnen muss. Darin stehen teils makabere Dinge, die dem einen oder anderen Spieler durchaus Angst bereiten könnten.
«Ich übernehme die Verantwortung für jedes Risiko»
Wesley Koolhof, die Nummer 17 der Weltrangliste im Doppel, veröffentlichte Auszüge dieses Dokuments vor einigen Tagen auf Twitter und schrieb dazu: «Vielleicht sollte ich von jetzt an Verzichtserklärungen lesen ...»
Darin steht unter anderem: «Ich übernehme freiwillig die volle Verantwortung für jedes Risiko, einschliesslich schwerer Krankheit oder Tod. Für mich, wie auch für die Menschen, mit denen ich Kontakt habe.» Ausserdem übernimmt der Spieler mit seiner Unterschrift die Haftung für jegliche Schäden. Und er verpflichtet sich, in jedem Fall auf rechtliche Schritte zu verzichten. «Ich weiss, dass dies eine Haftungsverzichterklärung ist, und bin einverstanden, dass diese für immer gültig ist.»
Die US-Open-Organisatoren wollen sich damit vor einer Katastrophe schützen. Die Spieler haben keine Möglichkeit, sich zum Beispiel rechtlich gegen bewusste Ansteckungen zu wehren, und übernehmen die volle Verantwortung für ihre Gesundheit.
Erster Coronafall in der Blase von New York
Quasi als Hauptprobe für die US Open geht in New York nun in den nächsten Tagen das erste ATP-Turnier nach der Coronapause über die Bühne, die Qualifikation fürs Masters-Turnier ist bereits im Gange. Die Spieler bewegen sich in einer Blase, heisst, dass sie sich nicht in der Öffentlichkeit bewegen können.
Die Spieler und ihre Begleiter, die sich in dieser Blase bewegen und engen Kontakt untereinander haben, werden bei der Ankunft in New York ein erstes Mal getestet und dürfen danach während 24 Stunden ihr Hotelzimmer nicht verlassen, bis das Ergebnis vorliegt. Auf den ersten Coronafall musste nicht lange gewartet werden: Der Physiotherapeut der beiden südamerikanischen Spieler Guido Pella und Hugo Dellien wurde positiv auf das Virus getestet, weshalb die beiden Spieler nun nicht zum ATP-1000-Turnier antreten dürfen.
Auch bei den US Open gilt die Regel: Wer positiv getestet wird oder in engem Kontakt mit einer positiv getesteten Person war, wird sofort aus dem Turnier genommen und verliert seine nächste Partie forfait. Der Neustart des Tennis ist also durchaus mit Risiken und Unwägbarkeiten behaftet. Risiken, welche etliche Spieler trotz allem eingehen wollen. So auch Novak Djokovic, der in der Abwesenheit von Federer und Nadal seinen 18. Grand-Slam-Titel anstrebt.