Diese Woche beginnt in Australien die neue Tennis-Saison. Wie immer zu Beginn des Jahres gibt es mehr Fragen als Antworten. Aber der Blick auf 2022 ist ganz speziell von Unsicherheit geprägt.
Corona-Pandemie
Die Reise an die ersten Turnierorte fordert von den meisten Tenniscracks auch in «normalen» Jahren in der Familienzeit zwischen Weihnachten und Silvester etwas Überwindung. Nun machte die Corona-Pandemie zum zweiten Mal in Folge alles noch schwieriger. Für die Einreise nach Australien, wo alle wichtigen Turniere vom Januar stattfinden, mussten seitenweise Formulare ausgefüllt werden, für das Visum, für die Einreise ins Land und in den jeweiligen Bundesstaat. Dazu kam je ein negativer Corona-Test vor der Abreise und nach der Ankunft in Australien.
Wie rasch das ganze Programm durcheinander kommen kann, mussten in den letzten Wochen einige Spielerinnen und Spieler erfahren, unter anderen viele, die Anfang Dezember bei der Exhibition in Abu Dhabi dabei waren. Zu den sechs positiv getesteten Teilnehmern am Event gehörten auch Belinda Bencic und Rafael Nadal. Einmal in Australien angekommen, beschränkt sich das Reisen für die Besten der Szene auf ein Minimum. In Sydney, Adelaide und Melbourne werden innerhalb von vier Wochen zwölf Einzel-Turniere durchgeführt.
Hoffen auf Bencic
Für Bencic hat die neue Saison mit der Corona-Erkrankung unglücklich begonnen. Die Olympiasiegerin wurde in ihrer Vorbereitung unterbrochen und von ziemlich starken Symptomen heimgesucht, obwohl sie doppelt geimpft ist. Vor einem Jahr hatte ihre Vorbereitung auf das Australian Open bereits unter Corona gelitten, weil sie in einem australischen Hotel eine Quarantäne aussitzen musste.
Bencic startet nächste Woche in Sydney in die Saison. Von ihr wird nach dem fantastischen Olympiaturnier und der mässigen WTA-Saison einiges erwartet. Gerade bei den Grand-Slam-Turnieren will sie ähnlich wie in Tokio durchstarten. Aus Schweizer Sicht ist sie derzeit die grösste Hoffnung auf ein Glanzresultat, auch wenn mit Viktorija Golubic und Jil Teichmann zwei weitere Spielerinnen in den Top 50 stehen.
Bangen mit Federer
Bei den Männern dauern die Zwangspausen von Roger Federer und Stan Wawrinka seit Monaten an. Ihre Rückkehr auf die Tour dürfte nicht vor dem Frühjahr erfolgen; das Australian Open kommt auf jeden Fall für beide zu früh. Auch wenn sie bei ihren Comebacks auf Einladungen der Turniere zählen können, erwartet die mehrfachen Majors-Sieger ein schwieriger Wiedereinstieg mit starken Gegnern bereits in den ersten Runden.
Ende Januar wird der 40-jährige Federer in der Weltrangliste wohl aus den Top 30 fallen, der 36-jährige Wawrinka nur noch einen Rang um die 150 belegen. Die wegen Corona länger als üblich gezählten Resultate fallen in den kommenden Monaten kontinuierlich aus der Wertung. Dadurch werden die Schweizer im nächsten Halbjahr in der Weltrangliste immer weiter nach hinten gedrängt. Die letzten Punkte verliert Federer Mitte Juli.
Weil auch Rafael Nadal sich immer öfter mit körperlichen Problemen herumschlägt und Andy Murray nicht mehr zur ersten Garde gehört, musste zuletzt Novak Djokovic fast im Alleingang die Angriffe der Jüngeren abwehren. Ob das 2022 weiterhin so gut gelingt, ist fraglich. US-Open-Sieger Daniil Medwedew und Olympiasieger Alexander Zverev stehen bereit. Die hoffnungsvollsten jungen Schweizer werden noch etwas Zeit benötigen, um sich der Spitze anzunähern. Als Bester ist der 19-jährige Berner Dominic Stricker die Nummer 246.
Rückkehr der Swiss Indoors
Im Schweizer Männertennis sorgten die Erfolge der Junioren während der Corona-Pandemie für die wenigen Highlights im Schweizer Männertennis. Ansonsten war die Zeit geprägt von den Verletzungen von Federer und Wawrinka sowie den Absagen der Swiss Indoors. Nun soll das Basler ATP-500-Turnier in der letzten Oktoberwoche endlich die 50. Austragung feiern. Die weiteren ATP- und WTA-Turniere in der Schweiz finden im Mai in Genf sowie im Juli in Lausanne und Gstaad statt.