Selektions-Zoff bei Mountainbiker Colombo und Guerrini fühlen sich nach Olympia-Aus übergangen

sda/lbe

29.5.2024 - 11:37

Mathias Flückiger (im Bild) erhält im Kampf um das letzte Schweizer Olympia-Ticket den Vorzug – zum Unmut von Filippo Colombo und Marcel Guerrini.
Mathias Flückiger (im Bild) erhält im Kampf um das letzte Schweizer Olympia-Ticket den Vorzug – zum Unmut von Filippo Colombo und Marcel Guerrini.
Bild: Keystone

Die Olympia-Selektion der Mountainbiker hallt nach. Filippo Colombo und Marcel Guerrini fühlen sich übergangen, der Boulevard schreibt von einem «Selektions-Zoff» und «Olympia-Knatsch».

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29.5.2024 - 11:37

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Olympia-Selektion der Schweizer Mountainbiker sorgt für Wirbel. Filippo Colombo und Marcel Guerrini fühlen sich übergangen.
  • «Filippo und ich hatten nie eine Chance», ist Guerrini überzeugt.
  • Beat Müller, der Nationaltrainer der Männer, erklärt den Entscheid wie folgt: «Zwischen Flückiger, Colombo und Guerrini war es sehr eng. Letztlich sprach der Umgang mit Druck für Flückiger.»

Nino Schurter und Mathias Flückiger sowie Alessandra Keller und Jolanda Neff sollen es in Paris richten. Das gaben Swiss Olympic und Swiss Cycling am späten Sonntagabend nach einer längeren Diskussionsrunde bekannt. Flückiger, der Olympia-Zweite von 2021, profitiert bei der Selektion von weichen Faktoren, Filippo Colombo und Marcel Guerrini haben trotz valabler Argumente ebenso wie Lars Forster das Nachsehen.

Zum Unmut vor allem von Colombo und Guerrini. «Die Gründe für meine Nicht-Selektion sind für mich nicht nachvollziehbar. Meine Enttäuschung ist riesig», liess Colombo über den «Blick» verlauten. Guerrini, der in Nove Mesto zum dritten Mal in den letzten fünf Weltcuprennen auf das Podest fuhr, sagte: «Ich bin frustriert.»

Der 26-jährige Tessiner Colombo hätte sich gewünscht, dass seiner langen Verletzungspause mehr Rechnung getragen worden wäre bei der Beurteilung. «Ich habe 2023 gar nicht fahren können, weil ich meinen Ellbogen gebrochen hatte. Aber das ist offenbar mein Problem.» Guerrini monierte gegenüber CH Media: «Filippo und ich hatten nie eine Chance!»

Mit etwas Verzögerung führte Beat Müller, der Nationaltrainer der Männer, den Entscheid aus. «Zwischen Flückiger, Colombo und Guerrini war es sehr eng. Letztlich sprach der Umgang mit Druck für Flückiger», erklärte er zwei Tage nach der Bekanntgabe. Der 35-jährige Berner habe schon mehrfach bewiesen, dass er am Tag X abliefern kann, so Müller mit Verweis auf Flückigers drei WM-Medaillen und Olympiasilber von Tokio. Ausserdem habe Flückiger die Leistungsanforderungen im einjährigen Selektionsprozess nach Schurter am zweitmeisten erfüllt.

Knatsch mit Ansage

Dass es zu Härtefällen kommen würde, hatte sich abgezeichnet. Neu dürfen die besten Nationen nur noch zwei Athleten pro Geschlecht an die Olympischen Spiele schicken. Sieben Schweizer haben die Vorgaben bei den Männern erfüllt, drei gehören aktuell zu den Top 10 der Weltrangliste. Hinzu kommt Colombo (16.), der einen Grossteil der letzten Saison verletzungsbedingt verpasst hat und in diesem Jahr als Dritter im Gesamtweltcup bislang der stärkste Schweizer ist.

Bei Schurter, Keller und Neff war die Sache klar. Im Dreikampf zwischen Flückiger, Colombo und Guerrini gaben Details den Ausschlag zugunsten von Flückiger, der den Tritt in dieser Saison auch aufgrund von Infekten noch nicht richtig gefunden hat, in Nove Mesto aber starke Aufwärtstendenz erkennen liess.

Im Selektionskonzept von Swiss Cycling ist unter den Sekundärkriterien neben Formkurve, bisherigen Erfolgen an Grossanlässen, Umgang mit Druck und Eignung für die Strecken-Beschaffenheit auch die Teamfähigkeit gelistet. Diese hätte aufgrund der Vorgeschichte zwischen Schurter und Flückiger gegen Flückiger und für Schurters Protégé Colombo gesprochen. Flückigers Erfahrung und Erfolgsnachweise an Grossanlässen überwogen aber bei den Entscheidungsträgern. Sie sehen im zerrütteten Verhältnis des Olympia-Duos trotz des aufsehenerregenden Scharmützels vor zwei Jahren im Zauberwald in Lenzerheide kein problematisches Konflikt-Potenzial.

Neff angeschlagen – rückt Sina Frei nach?

Ob das Schweizer Quartett Ende Juli in Paris in dieser Aufstellung antreten wird, ist insbesondere wegen gesundheitlicher Probleme von Jolanda Neff noch ungewiss. Wie die Olympiasiegerin von 2021 gegenüber SRF erklärte, macht ihr seit längerem die Lunge zu schaffen. Ein Start in Paris mache für sie nur Sinn, wenn sich die Situation verbessert, so Neff.

«Ich habe seit vier Jahren das gleiche Problem. Ich weiss nicht, woran es liegt, aber ich bekomme nicht viel Luft beim Atmen. Ich hatte dreimal Corona und weiss nicht, ob meine Lunge irgendwie dadurch geschädigt ist. Zudem habe ich schon seit 2016 starken Heuschnupfen. Das hatte ich mehr oder weniger im Griff. Wenn dann alles zusammenkommt, bekomme ich gar keine Luft mehr», sagte Neff. «Entweder finde ich in den nächsten zwei bis drei Wochen eine Lösung oder merke, dass es eine kleine Hoffnung gibt. Ist das nicht der Fall, muss ich auch nicht nach Paris.»

Für Neff würde Sina Frei nachrücken, die zuletzt aufgrund einer Handverletzung im Weltcup aussetzen musste. Der Frauen-Nationaltrainer Edi Telser ist indes zuversichtlich, dass es sich für Neff ausgeht. «Wir setzen auf sie, wir glauben an sie. Der Plan ist, die kommenden zwei Monate so zu gestalten, dass sie wirklich gesund und zufrieden am Start stehen kann. Dann sind wir überzeugt, dass Jolanda eine der Schnellsten der Welt ist.»

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