Interview Stucki über seine Königin: «Ohne sie wäre es nicht gegangen»

SDA

26.8.2019 - 08:11

In den ersten Sekunden nach dem Schlussgang gegen Joel Wicki am Eidgenössischen in Zug ist der neue König etwas verwirrt. Aber wenig später stellt er sich mit klaren Gedanken den Fragen der Medien.


Christian Stucki, was ist in Ihnen direkt nach dem Siegeswurf gegen Joel Wicki vorgegangen?

Zuerst habe ich es gar nicht begriffen, und zuerst meinte ich auch, der Kampfrichter habe das Resultat nicht gegeben. Erst als ich dann sein Zeichen sah, merkte ich überhaupt, dass ich gewonnen hatte. Ich war natürlich überglücklich, meine Freude war riesig. Das war jetzt mein siebtes Eidgenössisches. Und es war mein zweiter Schlussgang. Jetzt hat es endlich geklappt. Ich spüre auf jeden Fall eine riesige Erlösung. Es ist auch eine Genugtuung für den Einsatz, den ich immer gegeben habe. Ich habe viel investiert, um im Sägemehl stehen zu können und vorne mitzuschwingen.



Im Sport heisst es ja oft, dass man auf dem Höhepunkt aufhören sollte. Dann, wenn es am schönsten ist. Mit Ihren sportlichen Erfolgen könnten Sie das tun. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht? Sie haben eine Familie mit zwei Buben.

Solche Gedanken kommen immer wieder, wenn es nicht läuft oder wenn man verletzt ist. Manchmal frage ich mich, warum ich mir das noch antue, wenn ich daheim ja eine Familie habe. Aber es ist eben auch ein Ehrgeiz da, eine Leidenschaft, die ich nicht unterdrücken kann. Und dann zieht es einen wieder auf den Schwingplatz. Ich habe vor, dem Schwingsport noch ein bisschen treu zu bleiben. Und ich habe eigentlich vor, noch drei Jahre zu schwingen, bis zum Eidgenössischen in Pratteln. Dann werde ich 30 Jahre Schwingen hinter mir haben, und das wird dann wohl genug sein.

Nach dem Schlussgang hat Ihre Frau Sie umarmt und Ihnen etwas ins Ohr geflüstert. Was war es?

(Lacht) Das muss ich nicht sagen. Sie hat mich in all den Jahren dermassen gut unterstützt, man muss ihr fast noch das grössere Kränzchen winden als mir. Ohne sie wäre es nicht gegangen. Sie hat so vieles geregelt und für alles geschaut. Ich bin ihr sehr, sehr dankbar.



Hatten Sie am Mittag, nach den zwei gestellten Gängen, noch die Hoffnung, dass Sie in den Schlussgang kommen könnten?

Nein, ich hatte keine grosse Hoffnung mehr. Ich bekam auch wieder keinen einfachen Gegner im siebten Gang, mit dem Schneider Domenic. Zum Glück konnte ich ihn ziemlich früh besiegen. Ich muss auch quasi dem 'Schurti' und dem Armon danken, dass sie gestellt haben. Sonst hätte es ja nicht gereicht für den Schlussgang. Als ich dann hörte, dass ich doch im Schlussgang war, erschrak ich und war fast paralysiert. Aber ich konnte mich dann doch sehr gut auf den Schlussgang einstellen und mich vorbereiten.



Die Berner wurden vor dem Fest von vielen fast schon abgeschrieben. Sie waren für viele der letzte Hoffnungsträger der Berner. Wie es es Ihnen gelungen, sich noch dermassen aufzuraffen.

Uns Berner darf man nie abschreiben (lacht). Nein, wir hatten schon eine rechte Bürde mit den drei Königstiteln nacheinander. Wir wusste, dass es 'alle gegen die Berner' heissen würde. Das war schon die letzten Male so. Wir haben hier wirklich eine super Teamleistung zustande gebracht, wir hatten einen guten Spirit in der Garderobe. Wir haben einander aufgemuntert und einander Ratschläge gegeben, wenn es nötig war.

Sie wurden am Vormittag sehr streng eingeteilt, zuerst gegen Wicki und direkt danach gegen Orlik.

Man kann es sich nicht aussuchen, die Einteilung gehört zum Schwingen. Wenn man ein Fest gewinnen oder Schwingerkönig werden will, muss man mit seinen Gegnern zurechtkommen.

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