Mujinga Kambundji erhält ihre Bronzemedaille vom höchsten Leichtathleten umgehängt. Der IAAF-Präsident Sebastian Coe ehrte die Schweizerin für ihren Coup über 200 m.
«Er hat mir gesagt, er freue sich für mich, ich hätte es verdient», resümierte Mujinga Kambundji den Small Talk mit Coe. Zusammen mit der siegreichen Britin Dina Asher-Smith und dem US-Girl Brittany Brown genoss die Schweizerin die Siegerehrung im Khalifa International Stadium. «Das ist meine bislang wertvollste Medaille», sagte Kambundji anschliessend mit der grossen und schweren Auszeichnung um den Hals. Die erste Medaille in Amsterdam (EM-Bronze 100 m 2016) sei speziell gewesen, jene in Birmingham (Hallen-WM Bronze über 60 m) sei nach dem Trainerwechsel Tatsache geworden, jene in Doha sei aber vom Wert her unübertroffen.
Die Medaille erhält vorerst keinen speziellen Platz, sondern verschwindet in einer Schachtel. Eine Vitrine fehlt noch. «Kommenden Sommer steht ein Umzug an, dann werde ich mir zu diesem Thema Gedanken machen», sagte Kambundji.
Bereits wenige Stunden nach ihrem 3. Rang war die 27-jährige Bernerin vor die internationalen Medien getreten. «Es ist unglaublich. Ich gehe mit einer Medaille nach Hause. Als ich jünger war, hätte ich nie gedacht, dass ich fähig sein würde, auf Weltniveau eine Medaille zu gewinnen», sagte sie in der Nacht auf Donnerstag. Bereits ihr erster Finalvorstoss sei eine tolle Sache gewesen. «Ich zeigte ein gutes Rennen. Ich war so oft Vierte, Fünfte oder Neunte. Aber manchmal klappt es. Ich bin so glücklich.»
Der Schweizer Delegationsleiter Philipp Bandi stellt den Gewinn der Bronzemedaille in einen grösseren Zusammenhang. Sie stellt für ihn das Produkt der ganzen bisherigen Karriere dar, zumindest der ganzen Saison und insbesondere der ganzen Weltmeisterschaft. «Mujinga hat nach dem Tausendstel-Krimi im 100-m-Lauf den Fokus wieder gefunden und ging am Schluss mit der Einstellung 'Es gibt etwas zu gewinnen' an den Start. Dass sie dies umsetzen konnte, hat mich sehr beeindruckt», betonte der Berner, seit Anfang Jahr Chef Leistungssport bei Swiss Athletics.
Kambundji habe nie die Ruhe verloren, auch als sie in der ersten Saisonhälfte den Stempel eines Sorgenkindes aufgedrückt erhalten habe. «Ihre Medaille ist nicht bloss den glücklichen Umständen in Doha zu verdanken. Andere haben im Saisonaufbau wohl etwas falsch gemacht, die Doppelbelastung 100/200 m unterschätzt oder schlicht andere Prioritäten gesetzt.»
An eine möglich Medaille, die im Vorfeld der Titelkämpfe nicht realistisch schien, habe er erst nach den Halbfinals gedacht. «Wir sind hier an einem Turnier, es gilt Schritt für Schritt zu nehmen», betonte Bandi. «Der Medaille kommt für die Schweizer Leichtathletik insofern eine historische Bedeutung zu, als dass sie die erste im Kurzsprint ist. Aber ein Vergleich zwischen den Disziplinen ist nicht angebracht. Jede Medaille ist aussergewöhnlich. Es muss immer alles stimmen, angefangen bei der Planung der Saison.»