Ski alpin Nach Horror-Sturz: Marc Gisin wird vom Unterbewusstsein ausgebremst

pat

24.9.2019

Marc Gisin kämpft sich in kleinen Schritten zurück.
Marc Gisin kämpft sich in kleinen Schritten zurück.
Bild: Keystone

Im Dezember zog sich Marc Gisin bei einem Sturz in Val Gardena schwere Verletzungen zu. Physisch sei er wieder auf dem Level von vor dem Sturz, doch im Kopf sei er noch nicht bereit für schnelle Fahrten.

Es sind Bilder, die man so schnell nicht vergisst. Am 15. Dezember des vergangenen Jahres verliert Gisin vor den Kamelbuckeln die Kontrolle über seine Skier und stürzt schwer. Er zieht sich dabei sechzehn Rippenfrakturen zu und muss vier Tage lang künstlich beatmet werden, ehe er sich einer Operation unterziehen kann. Auch Hüfte und Wirbelsäule werden beim Sturz in Mitleidenschaft gezogen. Nach sechs Tagen kann er schliesslich die Intensivstation verlassen.

Fünf Monate später reiste er nach Gröden, um sich bei den Helfern zu bedanken: «Ihr habt mir eigentlich das Leben gerettet und dass es mir heute so gut geht, verdanke ich euch.» Noch habe er gewisse Defizite, sagte er damals. Doch er denke, dass er im August, wenn es wieder auf die Skier gehe, topfit sei. Und wie steht es nun tatsächlich um Marc Gisin?



«Blick» hat den 31-Jährigen getroffen. «Meine physischen Werte sind wieder genau so gut wie vor dem Sturz in Gröden», so die gute Nachricht. Doch sportlich läuft es noch nicht wunschgemäss. In den Trainings fährt er seinen Teamkollegen hinterher. Das Mentale macht ihm zu schaffen: «Ich kann derzeit auf den Ski nicht ans Limit gehen. Ich habe das Gefühl, dass mein Unterbewusstsein gewisse Bewegungen blockiert, die mich schneller machen würden», erklärt Gisin.

Und obschon er schon zuvor Rückschläge in Form schwerer Stürze zu bewältigen hatte, fällt ihm die Rückkehr diesmal schwerer: «2015 habe ich beim Super-G in Kitzbühel ein Schädel-Hirn-Trauma inklusive Hirnblutung erlitten. Damals hat es aber nicht lange gedauert, bis ich wieder ans Limit gehen konnte.» Deshalb habe er auch zwölf Monate später auf der Streif einen fünften Rang in der Abfahrt bejubeln dürfen.

Sein Ziel sei es noch immer, am 30. November in Lake Louise an den Start zu gehen. Aber nicht um jeden Preis: «Ich werde in Kanada nur dann starten, wenn ich bis dahin wieder voller Überzeugung angreifen kann.» In seiner jetzigen Situation brauche er vor allem Geduld. «Ich kenne keinen Trick, mit dem ich mein Unterbewusstsein überlisten könnte.» Helfen können wohl nur Trainingskilometer auf der Piste. Bereits in der nächsten Woche will er beim Gletscher-Training in Saas Fee den nächsten Schritt in die richtige Richtung machen.

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