Die Hoffnung auf den historischen 34. Weltcupsieg von Nino Schurter vor Heimpublikum zerschlägt sich jäh. Mathias Flückiger und Schurter geraten in Lenzerheide im Kampf um den Sieg aneinander und stürzen. Danach gibt es gegenseitige Schuldzuweisungen.
Flückiger blieb schliesslich der 3. Platz, Schurter Rang 4. Luca Braidot war der grosse Nutzniesser des unglücklichen Schweizer Rencontres. Der 31-jährige Italiener feierte seinen ersten Weltcupsieg, Alan Hatherly erbte den 2. Platz.
Schurter und Flückiger, dessen sportliche Rivalität an der letztjährigen Weltmeisterschaft durch Schurters keckes goldenes Manöver kurz vor dem Ziel erstmals richtig offenkundig wurde, setzten sich auf der Schlussrunde aus einer Vierergruppe ab. Anstatt den sicher geglaubten Schweizer Doppelsieg nicht zu gefährden, griff Flückiger den vorne liegenden Schurter an einer kniffligen Stelle 300 Meter vor dem Ziel an. Abseits der TV-Kameras kam es zum Kontakt und zum doppelten Sturz.
Entgleisung im Ziel
Naturgemäss bewerteten die Involvierten die Szene unterschiedlich. Flückiger habe ihn an einer unmöglichen Stelle «abgeräumt», monierte Schurter, der eine Revanche Flückigers witterte. «Ich interpretiere das so, dass er die Niederlage vom Vorjahr noch nicht verkraftet hat», schimpfte der Bündner im SRF-Interview.
«Man muss dort überholen, wo es auch möglich ist. Dort, wo ‹Math› es versucht hat, ging es nicht. Das war definitiv ‹too much›. Irgendwo hat es Grenzen», sagte der neunfache Weltmeister, der seinem Landsmann nach der Zieldurchfahrt ein paar nicht druckreife Verwünschungen («Du bist nicht normal!») und einen kaum kollegial gemeinten Rückenklatscher mit auf den Weg gab.
Flückiger wehrt sich
Flückiger taxierte die Szene dagegen als «normalen Zweikampf wie immer» – als normales Duell, bei dem er aber anders als in früheren Jahren mehr Bereitschaft zeigte, die Ellbogen auszufahren, wie er einräumte. «Früher habe ich in den Duellen eher einmal zu oft nachgegeben. Dieses Mal war es anders», meinte Flückiger. Trotzdem gäbe es keinen Grund zum «Grännen», fand der Berner: «An der WM hat mich Nino gelehrt, wie man überholt und wie man frech fahren darf. Jetzt war es umgekehrt. Ich verstehe seine Wut nicht. Er hat die Ellbogen auch schon öfter hingehalten.»
Es tue ihm leid, was passiert sei, aber das sei Berufsrisiko: «Es ist ein Rennen, Mann gegen Mann, jeder will gewinnen. Dass das Rennen so endet, ist natürlich schade.»
Mit ein Grund für den grossen Frust von Schurter dürfte auch sein, dass ihm so die Chance auf einen prestigeträchtigen Rekord genommen wurde. Der 36-Jährige verpasste seinen insgesamt 34. Weltcupsieg im olympischen Cross-Country, womit er seinen einstigen französischen Rivalen Julien Absalon überholt hätte.