Teams landen reihenweise in der Quarantäne. Täglich erreichen uns viele Meldungen von Sportlern, die positiv getestet Forfait geben müssen. Omikron lässt den Zufall regieren und sorgt für Chaos. Ein Kommentar.
Die Schweizer U20-Nati schlägt an der WM in Kanada die USA mit 1:0. Es wäre eigentlich ein historischer Tag für das Schweizer Eishockey. Ist es aber nicht, denn bei diesem Triumph gibt es weder einen goldenen Siegesschützen noch einen überragenden Goalie.
Gewonnen wurde dieses Spiel, weil es gar nicht stattfand und mit 1:0 Forfait für die Schweiz gewertet wurde, da es im Team der Amerikaner zwei Corona-Fälle gab und das ganze Team in Quarantäne geschickt wurde. Andernfalls hätte unsere U20-Nati die Partie zu 99 Prozent verloren, zu 90 Prozent sogar hoch.
Die U20-Nati, die wegen des Corona-Falls von Captain Simon Knak zwar um ihre direkte WM-Vorbereitung gebracht wurde, aber zumindest unter miesen Voraussetzungen ins Turnier starten durfte, hat nun plötzlich unerwartet gute Chancen auf die Viertelfinals. Oder gar noch mehr. Wenn sie das Glück hat, ohne weitere positive Tests durchs Turnier zu kommen und stattdessen immer wieder mal die gegnerische Mannschaft hängen bleibt.
Mit jeder weiteren Quarantäne sinkt der sportliche Wert
Dem Zufall ist Tür und Tor geöffnet und der sportliche Wert sinkt mit jeder weiteren Quarantäne-Verordnung. Selbst wenn es die U20-Nati unter der Fügung von Corona in den WM-Final schaffen und die USA Letzte werden sollten, werden im kommenden Sommer im NHL-Draft nicht 15 Schweizer gezogen. Sondern 15 Amerikaner.
An der Darts-WM in London wird derzeit fast täglich ein positiver Test eines Spielers vermeldet. Den Anfang machte der fünffache Weltmeister Raymond van Barneveld, gefolgt von Vincent van der Voort, am Dienstag wurde mit Michael van Gerwen einer der Topfavoriten aus dem Verkehr gezogen und am Mittwoch war dann auch der Engländer Dave Chisnall nach dem nächsten positiven Test an der Reihe.
Geht das so weiter, brauchen die Pfeil-Asse den Kampf um den WM-Titel nicht mehr an der Dart-Scheibe auszutragen, sondern könnten ihn auch auswürfeln. Der Event ist ohnehin zu einer Lotterie geworden. Deshalb fordert bislang noch im Turnier verbliebene Titelverteidiger Gerwyn Price mittlerweile gar den WM-Abbruch.
Täglich erreichen uns derzeit in einem neuen Ausmass auch Meldungen von weiteren Sportstars aus dem In- und Ausland, die positiv getestet werden, oder ganzen Mannschaften, die in Quarantäne geschickt werden. Mikaela Shiffrin, Roman Josi, Kevin Mbabu und Eishockeymeister EV Zug sind nur einige Beispiele.
Wie soll das mit Olympia funktionieren?
Im Schweizer Profi-Eishockey sind aktuell zwölf Vereine (sieben in der National League, fünf in der Swiss League) nicht mehr im Trainings- und Spielbetrieb. In der englischen Premier League wurde innert einer Woche die schockierende Rekordzahl von 103 positiven Tests gemeldet.
Und so lichten sich die Teilnehmerfelder derzeit in vielen Sportarten. Man möchte sich derzeit gar nicht erst vorstellen, was im Januar los sein könnte, wenn auch in den anderen grossen Fussballligen wieder gespielt wird und sich auch unsere Super-League-Vereine wieder versammeln.
Und wie das mit den Olympischen Winterspielen Anfang Februar in Peking funktionieren soll: Welche Sportler dort dann alle Regeln erfüllen können, um effektiv am Start zu stehen, und wer wegen eines positiven Tests zur Unzeit um ein Karriere-Highlight gebracht wird.
Sport begeistert die Menschen auf der ganzen Welt. Sport ist grossartige Unterhaltung. Aber so macht es keinen Spass mehr. So verkommen Meisterschaften und Wettkämpfe zur Farce. So wäre es vielleicht sogar besser, den Stecker zu ziehen und in Deckung zu gehen, bis der grosse Omikron-Sturm vorbei ist. So, wie es der Spengler Cup tun musste, weil es nicht mehr anders ging, auch wenn das für den Veranstalter enorm bitter war.
Aus dem Corona-Frühling 2020 nichts gelernt
Gegenüber solchen fix terminierten Turnieren wie dem Spengler Cup befinden sich die Meisterschaften im Fussball und Eishockey im Vorteil, weil ihre Saison sich über viele Monate hinzieht. Was eigentlich genug Spielraum liesse. Doch leider haben die Ligen und Federationen aus der ersten Corona-Zeit, als im Frühling 2020 alles stillstand, nichts gelernt und ihre Terminkalender noch weiter strapaziert.
Für Fussball-Nationalspieler gibt es aktuell fast nur noch englische Wochen und im Schweizer Eishockey wurde die Qualifikation in der National League sogar noch von 50 auf 52 Runden ausgebaut. So ist es natürlich schwierig, auf die neueste Pandemielage vernünftig reagieren, eine Saison unterbrechen und dafür danach verlängern zu können. Weil ja permanent die nächsten wichtigen Termine anstehen.
Im Fussball muss die Saison 2022/23 überall früher beginnen, weil im November ja noch die umstrittene WM in Katar auf dem Programm ist. Und auf die Schweizer Eishockeyaner wartet unmittelbar nach dem geplanten Playoff-Ende im Mai noch die WM in Finnland. Der Sport befindet sich derzeit in einem Teufelskreis und ein Ende ist leider gerade nicht in Sicht.