«More than a vote» Wählen im Stadion: Wie der US-Sport die Demokratie stärken will

Maximilian Haupt, DPA

27.10.2020

Viele dunkelhäutige Spitzensportler, wie hier Anthony Davis und LeBron James von den LA Lakers, fordern die US-AmerikanerInnen dazu auf, im November ihre Stimme abzugeben.
Viele dunkelhäutige Spitzensportler, wie hier Anthony Davis und LeBron James von den LA Lakers, fordern die US-AmerikanerInnen dazu auf, im November ihre Stimme abzugeben.
Bild: Getty

Wahllokale sind auch in den USA üblicherweise keine besonders aufregenden Orte: Schulen, Büchereien, Gemeindehallen. Dieses Mal können die Menschen ihre Stimme aber auch in weltberühmten Stadien und Arenen abgeben – weil der US-Sport sich massiv einsetzt.

Bis die Fans der Los Angeles Rams das erste Mal ins milliardenteure neue «SoFi Stadium» dürfen, dauert es wegen der Corona-Pandemie womöglich noch Monate. Die futuristische Anlage kennen sie bislang überwiegend nur aus dem Fernsehen. Die Präsidentenwahl in den USA bietet nun nicht nur den Rams-Anhängern die Chance, sich zumindest auf dem Gelände des Hollywood Park schon einmal umzusehen. Denn wie viele andere der riesigen Stadien und Sporthallen im US-Profisport ist auch der Komplex in Inglewood bei dieser so aufgeheizten Wahl zwischen Amtsinhaber Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden erstmals ein Wahllokal.



Ausgelöst haben diese bemerkenswerte Entwicklung die Mannschaften der NBA, besser gesagt die Basketball-Profis der Liga. Seit dem durch Polizisten verursachten Tod des Afroamerikaners George Floyd und den folgenden landesweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze haben sich vor allem die Frauen und Männer aus dieser Sportart dafür eingesetzt, dass die Infrastruktur ihrer Mannschaften für die Wahl genutzt wird.

«More than a vote»

Weil sie verhindern wollen, dass Menschen ihre Stimme nicht abgeben – weil Warteschlangen zu lang sind, die Sorge vor dem Coronavirus in kleinen Wahllokalen wie Schulen oder Büchereien zu gross ist oder sie sich schlicht nicht erwünscht und schikaniert fühlen.



Der NBA-Superstar und erklärte Trump-Gegner LeBron James hat zudem die Initiative «More than a vote» ins Leben gerufen und will damit vor allem Schwarze dazu animieren, ihre Stimme auch wirklich abzugeben. Mit seinen Millionen Fans in den sozialen Netzwerken hat der Profi von Meister Los Angeles Lakers eine enorme Reichweite. Auf vielen Trikots der NBA-Spieler stand bis zum Saisonende zudem «Vote» (wähle), in Interviews haben die Profis wieder und wieder auf die Notwendigkeit hingewiesen, abstimmen zu gehen. Die National Football League schaltet Spots zur besten Sendezeit während der NFL-Spiele und ruft zur Wahl auf.

«Einen Platz wie eine Basketballarena zu öffnen, ist eine so grosse Veränderung, wie sie es sich nur vorstellen können», zitierte die Zeitung «USA Today» den Politikwissenschaftler Ben Taylor von der Kennesaw State Universität vor kurzem. «Es ist eine unglaublich grossartige Entwicklung, da viele Menschen an einem Ort abstimmen können. Wenn also Probleme auftreten, werden sie an einem Ort behoben. Oder wenn es an den frühen Wahltagen regnet, können sie die Leute ins Gebäude bringen und den Abstand einhalten.»

Auch im Dodger Stadium und im Madison Square Garden kann gewählt werden

Die Dallas Mavericks, die Los Angeles Lakers, die Sacramento Kings – insgesamt 20 NBA-Teams stellen Einrichtungen zur Verfügung. 16 Football-Teams wollen nach Angaben der NFL ihre Arenen in irgendeiner Form für die Wahl nutzbar machen. Nicht überall kann in vollem Umfang gewählt werden, an manchen Orten können sich Bürger nur registrieren oder ihre bereits ausgefüllten Wahlzettel abgeben.



Aber auch damit soll die Wahlbeteiligung nach oben getrieben werden. Auch Fussballstadien aus der MLS, Baseballstadien der MLB oder Hallen der Frauen-Basketballliga WNBA sind unter den Orten, die vor und am 3. November angesteuert werden können. Darunter sind das ikonische Dodger Stadium in Los Angeles oder der Madison Square Garden in New York.

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