Neustart im Herbst Apple entschuldigt sich für Siri-Ablauschen

dj

29.8.2019

Mitschriften von potenziell vertraulichen Interaktionen mit Siri werden Apple-Mitarbeiter weiterhin auswerten können.
Mitschriften von potenziell vertraulichen Interaktionen mit Siri werden Apple-Mitarbeiter weiterhin auswerten können.
Keystone

Apple hat eine seltene Entschuldigung für sein Siri-Abhörprogramm abgegeben und weitreichende Änderungen angekündigt.

Das Wort «Entschuldigung» wird bei Apple wie bei den meisten Grosskonzernen eher ungern verwendet. In Bezug auf die Ende Juli enthüllte menschliche Auswertung von teilweise privaten Interaktionen von Apple-Nutzern mit der persönlichen Assistentin Siri räumt der iPhone-Konzern aber nun ein, seinen «hohen Massstäben» an sich selbst «nicht vollständig gerecht» geworden zu sein und bittet um Entschuldigung.

Wie berichtet, wurde durch einen Whistleblower bekannt, dass Apple — wie auch Amazon, Google und Microsoft — Gespräche seiner Nutzer mit Siri von menschlichen Mitarbeitern auswerten liess, ohne dies in den eigenen Datenschutzbestimmungen klar gemacht zu haben. Da sich Siri öfters versehentlich aktiviert, wurden so auch teils höchstpersönliche Momente von Apple-Nutzern festgehalten und von fremden Menschen mitgehört. Nach heftiger Kritik stellte Apple das Abhörprogramm zunächst ganz ein und kündigte nun Änderungen für den Herbst an.

Opt-In nötig

Dann werden Nutzer explizit ihr Einverständnis geben müssen, damit Apple ihre Interaktionen mit Siri zur Qualitätsverbesserung durch Menschen auswerten darf. Das Unternehmen hofft, dass viele Nutzer hier mitmachen werden und verspricht einen strengen Schutz der Daten. Ein abgegebenes Einverständnis soll sich zudem jederzeit widerrufen lassen.

Neu werden nur direkt bei Apple angestellte Mitarbeiter diese Aufnahmen anhören können. Wie berichtet, wurden dafür zuvor von Subunternehmern engagierte Freelancer verwendet, denen letzte Woche auf einen Schlag die Verträge gekündigt wurden.



Ganz grosser Haken

Bei der ganzen Sache gibt es allerdings einen grossen Haken. Denn indirekt wird Apple weiterhin potenziell vertrauliche Konversationen von seinen Nutzern auswerten können, auch wenn diese nicht ihr Einverständnis gegeben haben. Apple nimmt sich in den neuen Datenschutzbestimmungen das Recht vor, computergenerierte Abschriften von Interaktionen mit Siri auszuwerten. Das heisst, Apple-Mitarbeiter werden einen durch Spracherkennungs-Software erzeugten Text zu sehen bekommen.

Wurde hier Siri vom Nutzer versehentlich aktiviert, besteht genau wie bei Sprachaufnahmen das Risiko, dass dabei persönliche Daten und Konversationen festgehalten werden. Die einzige Möglichkeit für Nutzer, diese Praxis zu unterbinden, ist Siri ganz abzuschalten. Dann sind allerdings nicht mehr alle Funktionen eines iPhones nutzbar, CarPlay beispielsweise erfordert zwingend ein aktiviertes Siri.

Galerie: Wenn das iPhone nicht mehr reagiert

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