Urheberrecht Auch Piraten tricksen Apple aus

Henning Steier

14.2.2019

Auch Spotify ist von Piraterie betroffen.
Auch Spotify ist von Piraterie betroffen.
Symbolbild: Keystone

Nicht nur Facebook, Google und Anbieter von Porno- und Glücksspiel-Apps haben Apples Unternehmenszertifikate missbraucht. Auch Urheberrechtsverletzer. Betroffen sind Apps wie «Minecraft» und Spotify.

Cyberkriminelle haben modifizierte Versionen von Apps wie Spotify, «Pokémon Go», «Minecraft» und «Angry Birds» in Apples App Store untergebracht. Die Varianten boten Funktionen, die zahlenden Nutzern vorbehalten sind, etwa Werbefreiheit. Dadurch entgeht nicht nur Apple Umsatz, sondern auch den Entwicklern.

Nachdem Apple von Mitarbeitern der Nachrichtenagentur auf die Apps aufmerksam gemacht worden war, wurden diese entfernt. Doch wenig später tauchten sie mit anderen Unternehmenszertifikaten wieder auf.

Der Missbrauch dieser Zertfikate ist nichts Neues: Das Enterprise-Certificates-Programm wurde offenbar in viel grösserem Umfang zweckentfremdet als bisher bekannt, wie diese Woche publik wurde. Nicht nur Facebook und Google nutzten es, um Apps an den App-Store-Kontrollen vorbei an Nutzer zu bringen. Auch Anbieter von Porno- und Glücksspielapps verwendeten den Trick.

Mit Enterprise Certificates ist es möglich, Apps ohne Verwendung des App Stores direkt auf iOS-Geräten zu installieren. Erklärtes Ziel ist hierbei, dass App-Entwickler Vorabversionen ihrer Produkte intern testen können. Die Ausspielung von Apps an Nicht-Mitarbeiter auf diese Art verbietet Apple in seinen Bestimmungen explizit. Betrüger nutzen offenbar immer wieder auch echte Firmenanschriften, um Enterprise-Entwickler-Accounts bei Apple zu einzurichten – das kostet 300 Dollar pro Jahr.

Apple liess zu den Piraten-Apps nur verlauten, dass Entwickler, die gegen die Richtlinien verstossen, Zertifikate verlieren. Unter Umständen könnten deren Benutzerkonten gelöscht werden. Apple kündigte ausserdem an, ab Ende Februar Entwickler zur Zwei-Wege-Anmeldung zu verpflichten. Sie müssen dann beispielsweise beim Einloggen in ihre Konten zusätzlich einen Code eingeben, den sie per Smartphone erhalten. Das dürfte zwar Cyberkriminellen ihr Tun erschweren, verhindern dürften es diese Massnahmen aber nicht.

Der führende Musicstreamingdienst Spotify hat übrigens diese Woche auch Schweizer Nutzern neue Nutzungsbedingungen gemailt. Sie verbieten ab Mitte März explizit das Anbieten und Nutzen von Werbeblockern. Entsprechende Konten könnten sofort gesperrt werden.

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