«Bluewin» testet Batterie statt Benzin: Wie lädt man eigentlich ein Elektro-Auto auf?

Pascal Landolt

24.8.2017

Ausprobiert: Wie lädt man eigentlich ein Elektro-Auto auf?

Ausprobiert: Wie lädt man eigentlich ein Elektro-Auto auf?

Elektroautos benötigen keinen Tropfen Benzin oder Diesel zum fahren. Stattdessen müssen ihre Batterien mit Strom geladen werden. Doch wie und wo kommt der Saft in den Akku des Autos? «Bluewin» hat den Test gemacht.

24.08.2017

Elektroautos benötigen keinen Tropfen Benzin oder Diesel zum fahren. Stattdessen müssen ihre Batterien mit Strom geladen werden. Doch wie und wo kommt der Saft in den Akku des Autos? «Bluewin» hat den Test gemacht.

Mit einem Elektroauto gehören Stopps an der Tankstelle der Vergangenheit an - ausser vielleicht, um unterwegs noch ein Wasser und eine Packung Chips zu kaufen. Denn anders als bei den fossilen Treibstoffen, gibt es für Elektroautos mehrere Optionen, um den «Tank» zu füllen.

«Bluewin» hat den Test gemacht: Wie kommt eigentlich der Strom in den Akku eines Elektroautos? Gibt es Unterschiede zwischen Herstellern und wie funktioniert das Laden auf Reisen? Unseren Versuch haben wir hier im Video und Schritt für Schritt in diesem Test festgehalten.

Laden zu Hause: Die beliebteste Option

Besitzer von Elektroautos laden ihr Fahrzeug am liebsten zu Hause. Umfragen haben ergeben, dass rund 90% der Aufladungen zu Hause erfolgen. Die Idee, Abends das Auto an die Steckdose zu hängen und am nächsten Morgen mit einer vollen Batterie wieder loszufahren, ist wohl eines der Hauptargumente für den Elektroantrieb.

Elektroautos haben keinen Benzintank, sondern einen Akku. Doch wie bringe ich eigentlich Strom in die Batterie? «Bluewin» hat drei Wege getestet, wie und wo sich Elektroautos in der Schweiz aufladen lassen.
Elektroautos haben keinen Benzintank, sondern einen Akku. Doch wie bringe ich eigentlich Strom in die Batterie? «Bluewin» hat drei Wege getestet, wie und wo sich Elektroautos in der Schweiz aufladen lassen.
Bild: Tesla

Für Modelle mit kleineren Akkukapazitäten wie dem Nissan Leaf oder dem BMW i3 reicht es meistens, die übliche 230V-Steckdose zu verwenden. Damit lässt sich ein Akku pro Stunde um rund 2 Kilowattstunden (kWh) füllen. Das bedeutet rund 10 Kilometer Reichweite pro Stunde an der Steckdose für ein grosses Auto wie einen Tesla, während ein leichteres Modell wie der i3 in der selben Zeit 13,5 km Reichweite dazugewinnt. Da Autos mit Elektroantrieb effizienter fahren als Verbrennermotoren, ist eine Ladung Strom auch günstiger als ein Tank Benzin. 400 Kilometer Ladung mit einem Tesla kosten um die 12 Franken, aber das hängt natürlich stark vom Strompreis ab.

Wer's schneller mag, kann sich eine Wallbox installieren lassen - das ist ein spezielles Ladegerät, das direkt an den Starkstrom-Anschluss im Haus angeschlossen wird. Die dreiphasige Stromleitung liefert ein Vielfaches an Energie, was die Ladezeit deutlich verkürzt. Wer zur Miete wohnt, klärt die Möglichkeit dieser Installation am besten mit dem Vermieter ab.

Laden unterwegs: Die Möglichkeiten

Nicht jeder Elektroauto-Besitzer hat eine Garage oder einen Strom-Anschluss zu Hause. Dann muss öffentlich geladen werden. Und das ist, je nach Modell des Elektroautos, mit mehr oder weniger Aufwand verbunden.

Grundsätzlich lautet das Ziel aller Elektroauto-Ladungen unterwegs, so schnell wie möglich Strom in den Akku zu kriegen und dann weiter seines Weges zu gehen. Im Gegensatz zum Laden in der Garage sind öffentliche Ladeplätze begehrt und sollten nicht unnötig lange belegt werden.

Deshalb streben viele Anbieter von öffentlichen Ladesäulen an, möglichst viel Strom in kurzer Zeit an die Autos abzugeben. Ernst zu nehmende, kommerzielle Anbieter bieten deshalb Ladelösungen mit 11 bis 22 kW Leistung an. Wie die Nutzung dieser öffentlichen Steckdosen funktioniert, erklären wir etwas weiter unten sowie detailliert im Video.

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Das Adapter-Problem: Diverse Standards

Eine grosse Baustelle besteht noch bei den unterschiedlichen Anschlüssen: Hersteller konnten sich noch nicht auf einen gemeinsamen Standard einigen. Daher müssen Ladestellen entweder diverse Ladekabel an der Säule anbieten, oder die Nutzer müssen ihr eigenes Ladekabel mitbringen.

Der gängigste Stecker heisst «Mennekes Typ 2» wurde als Standard für in Europa gefertigte Elektroautos festgelegt. Der Anschluss erlaubt Ladeleistungen bis 43 Kilowatt (kW). Die meisten öffentlichen Ladestationen sind mit einer Typ 2-Steckdose ausgestattet. Mit diesem Stecker kompatibel sind beispielsweise Autos der Marken Tesla, Renault, BMW und Nissan.

Der CCS-Stecker (Combined Charging System) ergänzt den Typ 2-Stecker mit zwei zusätzlichen Leistungskontakten für eine Schnellladefunktion und unterstützt Wechselstrom- und Gleichstromladen (AC und DC) mit bis zu 170 kW. In der Praxis liegt der Wert momentan noch bei um die 50 kW.

Das «CHAdeMO»-Schnellladesystem wurde in Japan entwickelt und erlaubt Ladevorgänge bis zu 100 kW. An den meisten öffentlichen Ladesäulen steht allerdings nur eine Leistung von 50 kW zur Verfügung. Folgende Hersteller bieten Elektroautos an, die mit dem CHAdeMO-Stecker kompatibel sind: Citroën, Honda, Kia, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Subaru, Tesla (mit Adapter) und Toyota.

Lade-Netzwerke in der Schweiz und in Europa

Das Ladenetzwerk für Elektroautos wird immer dichter - das ist der Trend rund um den Globus. Auch in der Schweiz stehen immer mehr Ladesäulen, allen voran die «GoFast»-Initiative, in deren Rahmen 150 neue Schnelllade-Stationen gebaut werden sollen.

Auf der Swisscharge-Karte sind die meisten Elektro-Ladestationen der Schweiz erfasst - inklusive Ladeleistung und eventueller Kosten.

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Wie funktioniert das Laden an öffentlichen Ladesäulen?

Weil viele Ladesäulen über keinen Münzschlitz oder Kreditkartenleser verfügen, muss der Strom über ein Abo oder eine einmalige Online-Zahlung vergütet werden. Freigeschaltet wird die Säule dann über einen Schlüssel, eine Chipkarte, die man als angemeldetes Mitglied erhält, oder über einen QR-Code, den man mit seinem Smartphone einscannt. Ganz so einfach wie an einer klassischen Tankstelle (tanken - bezahlen) ist das Laden oft noch nicht.

Unser Video zeigt ein Beispiel einer Ladesäule in Stäfa ZH. Es lohnt sich, vor langen Reisen abzuklären, welche Ladesäulen man anfahren will und welchem System diese angehören.

Unbürokratisch: Tesla setzt auf «Plug and Play»

Wer einen Tesla fährt, muss sich zu obigen Themen momentan kaum Gedanken machen: Abgerechnet wird entweder gar nicht (weil gratis) oder über das Tesla Online-Konto, das jeder Besitzer beim Kauf des Autos eröffnet.

Der US-Elektroautohersteller treibt auch in Europa in hohem Tempo seine Lade-Infrastruktur voran. Die Tesla «Supercharger»-Stationen laden die Autos der eigenen Marke schnell (mehr als 100kW Leistung) auf. Ergänzend dazu baut Tesla das «Destination Charging»-Programm auf. Hier werden an «Points of Interest» wie Hotels oder Restaurants Ladegeräte mit 11 bis 22 kW Leistung installiert, die dann den Gästen zur Verfügung stehen. Beiden Tesla-Systemen gemeinsam ist, dass kein Abo und kein Freischalten vonnöten ist - das Auto wird eingesteckt und schon fliesst der Strom.

Dos und Don'ts: Der Ladesäule-Knigge

Nutzer von Ladeplätzen sollten ein paar Regeln beachten. Schliesslich sind Elektroauto-Fahrer darauf angewiesen, den Akku ihres Fahrzeugs schnell wieder aufzuladen, um ihre Reise fortsetzen zu können. Zum guten Umgangston gehört:

— Ein Elektroauto-Ladeplatz ist kein Parkplatz, sondern eine Ladestelle. Parkiert wird nur, wenn auch geladen wird. Autos mit Verbrennermotor haben hier nichts zu suchen.

— Machen Sie den Platz nach dem Ladevorgang so schnell wie möglich frei. Der nächste Fahrer mit leerem Akku wird's Ihnen danken.

— Hinterlassen Sie bei einer längeren Abstelldauer an einer öffentlichen Ladestelle Ihre Mobiltelefon-Nummer hinter der Windschutzscheibe «Bei Lade-Notfall hier ... anrufen».

— Stellen Sie vor der Weiterfahrt sicher, dass das Ladekabel wieder sicher in der Säule eingesteckt ist.

Fazit: Vor drei Jahren unmöglich, heute Realität

Strom, um Elektroautos zu laden, gibt es eigentlich überall. Die Infrastruktur für Elektrizität ist bereits weit entwickelt, das Verteilnetz dicht. Mit den richtigen Adaptern fliesst dieser Strom auch in die Akkus von E-Autos und bereits jetzt werden viele neuralgische Verkehrsknoten mit Ladesäulen ausgestattet. Besonders Tesla hat spätestens mit seinem «Model 3» den «iPhone-Moment» im Markt gestartet - die Latte ist gelegt für die anderen Hersteller und die Strom-Anbieter. Vor drei Jahren wäre ein Road Trip durch ganz Europa im Elektroauto noch ein Abenteuer gewesen, diesen Sommer machen dies bereits zehntausende Elektroauto-Besitzer.

Elektroautos sind daran, ihre Geschwister mit Verbrennermotoren in jeder Hinsicht zu überholen: Die Technologie ist bereit für den Massenmarkt, die Technik hinter den Akkus wird immer ausgereifter, gleichzeitig sinkt der Preis. Die Revolution im Transportwesen ist bereits in vollem Gang, denn in wenigen Jahren fahren unsere Wagen vollautonom durch die Strassen. Die elektrische Revolution ist nicht nur technischer Natur, sie wird auch unsere Gesellschaft und den Städtebau nachhaltig beeinflussen.

Hinweis: Für die Videoaufnahmen des elektrischen Ladens wurde «Bluewin» von Tesla Schweiz ein Tesla Model X zur Verfügung gestellt.

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