Analyse Der blinde Fleck des Jony Ive

Von Henning Steier

28.6.2019

Jonathan Ive und Apple-Boss Tim Cook (rechts) nach einer Produktpräsentation im September 2018 im Unternehmenssitz in Cupertino.
Jonathan Ive und Apple-Boss Tim Cook (rechts) nach einer Produktpräsentation im September 2018 im Unternehmenssitz in Cupertino.
Archivbild: Keystone

Apple verliert seinen wichtigsten Designer. Der Abgang eröffnet aber auch Chancen für das neue Team, Ives Versäumnisse auszugleichen. Eine Kurzanalyse.

Es stimmt fast alles, was man in den Würdigungen des Wirkens Jony Ives bei Apple liest: Er hat grossen Anteil daran, dass es das Unternehmen noch gibt. Und mit seinem minimalistisch-eleganten Design hat er die Wahrnehmung des iPhone-Herstellers über Jahrzehnte geprägt. Anlässlich seines angekündigten Abganges bei Apple seien aber zwei Anmerkungen zum Chefdesigner erlaubt, zumal er auch in puncto Design nicht über jeden Zweifel erhaben ist: 

Jonathan Ive hat Apple in puncto Nachhaltigkeit der Produkte kaum vorangebracht. Unter seiner Ära wurden etwa MacBooks immer schlanker, Akkus und Arbeitsspeicher lassen sich nicht mehr selbst wechseln. Das iPhone war stets in Eigenregie so gut wie irreparabel. Damit war Apple leider Trendsetter für Android-Geräte. Das Erfolgsprodukt AirPods lässt sich, wenn der Akku seinen Geist aufgegeben hat, nur noch wegschmeissen, da sich die komplett kabellosen Kopfhörer nur manuell öffnen lassen. Das dachte man zumindest bis vor Kurzem.

Symptomatisch: Vor ein paar Wochen, also über zwei Jahre nach dem Marktstart, hat sich Apple erstmals zum Recyling von AirPods geäussert: Man kann sie in Läden abgeben oder einschicken. Der Auftragsfertiger Winstron, der AirPods für Apple produziert, liess verlauten, Apple bezuschusse das Recyling, da es sich nur manuell durchführen lasse und damit sehr aufwändig sei.

Design kann nicht mehr länger isoliert betrachtet werden. Es ist ganz einfach: Schon bei der Herstellung sollte darauf geachtet werden, dass möglichst wenig Wasser und Energie und Raubbau-Rohstoffe verbraucht werden. Mensch und Umwelt sollten also möglichst wenig geschädigt werden.

Das liesse sich auch erreichen, indem Gadgets besser rezykliert werden. Apple geht dabei etwa mit dem Recylingroboter Daisy neue Wege. Auch das Setzen auf 100 Prozent erneuerbarer Energien – von der Produktion allerdings abgesehen – ist lobenswert.

Auch dass Apple 2013 mit Lisa Jackson eine renommierte Umweltschützerin auf hoher Managementstufe ins Unternehmen geholt hat, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nun bleibt zu hoffen, dass das neue Designteam sich gar nicht erst als reine Ive-Nachfolger zu profilieren versuchen wird, sondern im Gegensatz zu ihm ökologische Akzente setzen wird. 

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Galerie: Das iPhone im Wandel der Zeit

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