Gimmick oder wirklich nützlich?Edge Screen: Was bringt die runde Smartphone-Kante?
Felix Raymann
8.11.2018
Gebogene Bildschirme sind inzwischen weit verbreitet bei Smartphones. Doch was bringen sie wirklich?
Gekrümmte Smartphone-Displays waren vor ein paar Jahren der letzte Schrei. Mit dem Galaxy Note Edge und dem Galaxy S6 Edge revolutionierte Samsung 2014/2015 die bis dahin ausschliesslich rechteckigen Smartphone-Displays: Bei diesen neuen Geräten bog sich der Bildschirm über den rechten Geräterand hinaus – und späteren Modellen zusätzlich auch über die linke (Dual Edge Screen).
Schick, aber nutzlos?
Der gebogene Bildschirm sah 2014 sehr futuristisch aus und bot ein paar nette Zusatzfunktionen wie etwa Schnellzugriffe auf Apps und Funktionen. Auch heutige Geräte mit Edge Screen sehen schick und edel aus. Inzwischen ist aber die Euphorie etwas abgeflacht, nicht zuletzt, weil sich der Nutzen dieser Edge-Screens wohl nicht für alle potenziellen Käufer erschliesst.
Zwar kann man über die sogenannte Seitenpaneele schnell auf Nachrichten, Kontakte, Taschenlampe, Kamera, Wecker und ähnliche Funktionen zugreifen, doch lassen sich ähnliche Schnellzugriffe bei vielen klassischen Smartphones auch vom Hauptbildschirm gut einrichten. Befasst man sich etwas eingehender mit der Seitenpaneele, entdeckt man diverse Zusatz-Gimmicks für die runde Kante, für die es sogar einen eigenen App Store gibt, aus dem diese «Edge Specials» bezogen werden können.
Vermeintlicher Entwicklungsschub
Doch trotz vieler Möglichkeiten: Insgesamt beschränkt sich die Funktionalität der Edge Screens auf Schnellzugriffe und News-Feeds. Das absolute Killer-Feature für die abgerundeten Bildschirme fehlt bisher noch. Bei jedem neuen Edge-Gerät fragt man sich, welche neuen, coolen Features sich Samsung wohl für den gekrümmten Bildschirm ausgedacht hat – und muss stets von Neuem feststellen, dass es mehr oder weniger bei denselben Schnellzugriffen bleibt.
Der Funktionsumfang nimmt sogar ab. Gemäss Samsung Schweiz wurde kürzlich die Feed-Funktion eingestellt: «Seit dem Galaxy S8 wurde auf den neuen Geräten auf die Feeds-Funktion verzichtet. Dafür wird auf die Funktion ‚Single plus panels‘ fokussiert, die es ermöglicht, mit einem Wisch auf die beliebten Funktionen zuzugreifen. Beliebte Panels sind dabei die VIP-Anzeige, bei welcher schnell die wichtigsten Kontakte aufgerufen werden können, oder auch die Quick Tools mit Lineal, Kompass und Wasserwage.»
Fans und Verweigerer
Samsungs Idee des gekrümmten Bildschirms scheint zu gefallen. Inzwischen haben mehrere Hersteller Edge übernommen. So gibt es entsprechende Geräte etwa auch von Nokia, Huawei, LG oder Vivo. Doch während Samsung verschiedenste Gestaltungsmöglichkeiten und Funktionen anbietet, werden die Edge Screens bei der Konkurrenz hauptsächlich als Design-Stilmittel eingesetzt.
Wer ein Edge-Gerät von Samsung besitzt, aber mit den Funktionen der Seitenleiste nichts anfangen kann, hat die Möglichkeit, diese zu deaktivieren. Für diese Edge-Besitzer gibt es im Web Anleitungen, wie man die Paneels und standardmässig eingeschalteten Zusatzfunktionen abstellen kann.
Samsung hält anscheinend an der Edge-Strategie fest: «Seit dem S8 wurden alle Samsung-Flaggschiffe mit dem Edge-Display und den entsprechenden Funktionen ausgestattet», sagt Pia De Carli, Mediensprecherin Samsung Schweiz. So gibt es aktuell eine zusätzliche Edge-Version vom S7, S8, S8+, S9+, Note 8, und auch vom neusten Note 9 gibt es das Edge-Modell mit abgerundeten Kanten. Samsung hält sich jedoch bedeckt, in welchem Umfang auch künftig Edge-Versionen angeboten werden, und will «zu gegebener Zeit informieren».
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