Spielekritik Lohnt sich das Remake von «Pokémon Mystery Dungeon»?

Von Domagoj Belancic

17.3.2020

Mit dem Remake des ersten «Pokémon Myster Dungeon»-Spiels aus dem Jahr 2005 haucht Nintendo dem alten Publikumsliebling neues Leben ein. Trotz vieler Verbesserungen vermag die Neuauflage aber nicht komplett zu überzeugen.

Das unkonventionelle Setting von «Pokémon Mystery Dungeon» ist vielversprechend: Im Gegensatz zu klassischen Pokémon-Games dreht sich hier nämlich alles um die kleinen Taschenmonster.

Die einzige menschliche Ausnahme bildet der Protagonist des Spiels, der sich zu Beginn des Abenteuers unter mysteriösen Umständen in ein Pokémon verwandelt.



Erinnerungen an seine Zeit als Mensch oder eine Erklärung für die Verwandlung hat das frischgebackene Pokémon nicht. Gleichzeitig häufen sich in der Welt der Pokémon zahlreiche Erdbeben und andere Naturkatastrophen, die für unzählige Vermisstmeldungen und Panik in der Pokémon-Population sorgen.

Zusammen mit einem Partner-Pokémon schliesst sich der Spieler prompt zu einem «Retterteam» zusammen, das die vermissten Pokémon retten und der Ursache für die Naturkatastrophen auf den Grund gehen soll.

Im Gegensatz zum Original kann der Spieler im Remake frei wählen, in welches Pokémon er sich verwandeln möchte.
Im Gegensatz zum Original kann der Spieler im Remake frei wählen, in welches Pokémon er sich verwandeln möchte.
Bild: Nintendo

Ab in die Dungeons

Während des rund 20 Stunden langen Storymodus müssen in «Pokémon Mystery Dungeon: Retterteam DX» Dutzende Pokémon aus den namensgebenden Dungeons (zu Deutsch: Höhle, Verlies) gerettet werden.

Weil im Verlauf des Spiels immer wieder dieselben Dungeons aufgesucht werden müssen, werden diese «prozedural» generiert. Das heisst: Bei jedem Besuch ändern sich Layout und Inhalt der mehrstöckigen Levels komplett.

Um ein Pokémon aus einem Dungeon zu retten, muss es vom Retterteam erreicht und hinausteleportiert werden. Je tiefer im Dungeon sich das Pokémon befindet, desto schwieriger wird die Rettung – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Team-Ressourcen meist knapp bemessen sind.

Der Spieler muss sich nämlich laufend darum kümmern, dass sein Pokémon-Team genug Energie zum Laufen, genug Angriffspunkte für Attacken und genug Kraftpunkte fürs Überleben hat. Eine saubere Vorbereitung und das Mitnehmen der richtigen Items (und der richtigen Pokémon!) kann vor allem im späteren Verlauf des Spiels über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Die Kämpfe in den Dungeons laufen rundenbasiert und teilweise automatisiert ab. Der Spieler kontrolliert pro Spielzug jeweils ein Pokémon aus seinem zwei- bis dreiköpfigen Retterteam. Dabei kann er sein Pokémon entweder auf dem Spielfeld bewegen, ein Item einsetzen oder den Gegner attackieren. Über die Aktionen der restlichen Teammitglieder entscheidet die künstliche Intelligenz des Spiels.

Wer bei «Mystery Dungeon» nicht nur retten und kämpfen, sondern auch sammeln will, kommt übrigens auch auf seine Kosten. Besiegte Pokémon schliessen sich ab und zu dem eigenen Retterteam an und können am Ende der Mission auch permanent rekrutiert werden.

Teamwork: Das Retterteam rund um Glumanda wird von besiegten Pokémon im Kampf unterstützt.
Teamwork: Das Retterteam rund um Glumanda wird von besiegten Pokémon im Kampf unterstützt.
Bild: Nintendo

Zäher Einstieg ins Abenteuer

In den besten Momenten fühlt sich das Kampfsystem von «Mystery Dungeon» extrem spannend, strategisch komplex und befriedigend an. Leider dauert es aber eine halbe Ewigkeit, bis diese Momente eintreffen.

Die ersten Stunden des Spiels sind selbst für eine jüngere und unerfahrene Zielgruppe extrem einfach gehalten. Wer ein einigermassen effektives Retterteam hat, wird jede Mission im Handumdrehen meistern.



Das Rekrutieren neuer Pokémon, der Einsatz verschiedener Strategien und intelligentes Ressourcenmanagement sind schlicht und einfach nicht nötig, um erfolgreich zu sein. Der Wegfall dieser Komplexität führt dazu, dass sich das Game in den ersten Stunden quasi von alleine spielt. Die künstliche Intelligenz der Teammitglieder fegt jedes gegnerische Pokémon ohne Probleme weg und der Spieler verkommt zum passiven Zuschauer. Wer dann noch die neu integrierte automatische Fortbewegung in den Dungeons aktiviert, kann sich getrost zurücklehnen und einfach nur zuschauen.

Zum Glück verschärft «Mystery Dungeon» seinen Schwierigkeitsgrad nach einem interessanten Plot-Twist in der zweiten Hälfte des Games. Spieler, die nach einer richtigen Herausforderung suchen, müssen aber leider warten, bis sie die Hauptstory ganz abgeschlossen haben.

Wie aus dem Bilderbuch

Visuell ist «Mystery Dungeon» ein zweischneidiges Schwert. Die märchenhafte Bilderbuchästhetik ist zwar definitiv ein grosses Upgrade zur 2D-Pixelgrafik des GameBoy Advance Originals, aber die technische Umsetzung lässt oft zu wünschen übrig.

So hinterlassen unerklärliche Framerate-Einbrüche, unfertig wirkende Animationen und eine merkwürdige Unschärfe vor allem auf dem grossen TV-Bildschirm einen faden Beigeschmack.

Immerhin beim Sound gibt’s nichts zu bemängeln. Der Soundtrack des Originals wurde neu interpretiert und vermischt Elemente aus den alten Tracks mit neu komponierten Passagen. Fans des Originals werden den nostalgischen Soundtrack lieben und neue Fans lernen ein paar unvergessliche Pokémon-Ohrwürmer kennen.

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