HDC 2019 Huawei: Honor Vision ist erstes Gerät mit HarmonyOS

Von Henning Steier, Dongguan

10.8.2019

HDC 2019: George Zhao während der Vorstellung des Honor Vision
HDC 2019: George Zhao während der Vorstellung des Honor Vision
Bild: PD

Der chinesische Hersteller hat sein erstes Gadget mit der selbstentwickelten Android-Alternative präsentiert und gründet Chinas erste Open-Source-Stiftung. 

Mit HarmonyOS hat Huawei an seiner Entwicklerkonferenz HDC 2019 ein eigenes Betriebssystem vorgestellt. Die für ihr gutes Preis-Leistungsverhältnis bekannte Marke Honor des Herstellers hatte im chinesischen Dongguan den Smart TV Vision im Gepäck. Es ist das erste Gerät mit dem neuen Betriebssystem, das Huaweis Plan B ist – falls aufgrund des Streits zwischen China und den USA Googles Android nicht mehr benutzt werden darf. 

Der Fernseher hat ein 55-Zoll-Display mit 4K-Auflösung (3840 x 2.160 Pixel). 94 Prozent der Front werden vom LED-Panel eingenommen. Damit bewegt man sich auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Was den Fernseher von anderen abgrenzt: Man kann eine HD-Kamera oben aus dem Gehäuse ausfahren und diese etwa für Videotelefonate nutzen.

Vor Jahren hatten Fernseher anderer Hersteller, etwa von Samsung und Panasonic, ebenfalls Webcams. Mangels Nachfrage wurde diese aber in späteren Generationen nicht mehr verbaut. Randnotiz: Die Webcam ist nur im Honor Vision Pro verbaut, der mit umgerechnet 660 Franken rund 20 Prozent teureren Version. Der Fernseher wird vorerst ausschliesslich in China erhältlich sein – ab Mitte August.

Im Inneren des TV-Geräts werkelt ein Achtkern-Prozessor vom Typ Honghu 818. Zur weiteren für diese Preisklasse recht üppigen Aussattung zählen: 2 GByte RAM und 32 GB Flash-Speicher der Pro-Version. Das Standard-Modell bietet nur 16 GByte Speicherplatz. Der Honor Vision Pro hat sechs, die abgespeckte Variante vier Lautsprecher. Darüber hinaus auf dem Spezfikationszettel: Dual-WLAN (2,4 und 5 GHz), DLNA und Bluetooth 5.0, drei HDMI 2.0 Anschlüsse, eine USB 3.0 Schnittstelle und ein LAN-Port. Laut Honor kann der Fernseher per Gestensteuerung bedient werden und Gesichter erkennen.

Wichtiger ist das App-Angebot: Dazu hat Honor unter anderem verlauten lassen, dass Huawei Video, der Streamingdienst der Chinesen, sowie weitere gängige TV-Apps unterstützt werden sollen. Wie man es von smarten Fernsehern kennt, sind bestimmte Funktionen Smartphones des Herstellers vorbehalten, in diesem Fall etwa Note: Via Huawei Share sollen sich 600 Fotos durchschnittlicher Grösse innert 20 Sekunden vom Smartphone auf den TV bringen lassen. Das wäre 100 Mal so schnell wie per Bluetooth. 

Honor ist mit einem Marktanteil von elf Prozent im ersten Halbjahr nach Huawei die Nummer 2 im chinesischen Smartphone-Markt. Dass Huawei als erstes einen Fernseher mit HarmonyOS auf den Markt bringt, überrascht nicht. Schliesslich hat Wang Chenglu, President of Software Engineering, Huawei Consumer Business Group, heute in einer Journalistenrunde erneut betont, dass das Betriebssystem nicht primär für Smartphones entwickelt worden sei. Nichtsdestotrotz könne man es innert zwei Tagen auf Huawei-Geräte bringen. 

Chenglu sprach angesichts des Trump-Konflikts viel über Vertrauen, Huawei sei wohl eines der am strengsten beobachtete Unternehmen der Welt. Vor diesem Hintergrund der Vertrauensbildung ist wohl auch eine eher beiläufige Ankündigung des Softwarechefs zu sehen: In ein bis zwei Monaten will man die erste chinesische Open-Source-Stiftung gründen.

HarmonyOS ist Open Source. Die Quelloffenheit soll nicht nur zur schnellen Verbreitung der Software beitragen. Sie schafft auch Vertrauen, weil jeder den Code unter die Lupe nehmen kann. Grösste Open-Source-Stiftung ist derzeit die Apache Software Foundation. Sie kümmert sich unter anderem um den Apache Webserver und hat knapp 900 Mitglieder.

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