HDC 2019Im Notfall auch für Smartphones: Huawei präsentiert HarmonyOS
Von Henning Steier, Dongguan
9.8.2019
Die Chinesen haben ihr eigenes Betriebssystem vorgestellt. Im Falle eines Falles soll es auch Android ersetzen können.
«Rethink possibilities» – Huaweis Unternehmensslogan und Motto der bis dato grössten Entwicklerkonferenz ist gut gewählt. Denn das Neudenken der eigenen Möglichkeiten, damit dürfte mancher Huawei-Manager in den vergangenen Monaten viel Zeit verbracht haben. Grund ist der Konflikt Chinas mit den USA, in dessen Zuge unter anderem die weitere Zusammenarbeit Huaweis mit Google gefährdet ist. Konkret könnte es sein, dass die Chinesen das führende Mobilbetriebssystem Android nicht mehr benutzen dürfen.
In seiner heutigen Präsentation zum Auftakt der hauseigenen Entwicklerkonferenz HDC 2019 im chinesischen Dongguan gab sich Richard Yu dementsprechend angriffslustig. Der Chef der Consumer Business Group hatte das eigene Betriebssystem HarmonyOS im Gepäck. Wie Yu sagte, setze man aber weiterhin auf Googles Android, was vor allem am grossen Ökosystem liege. Konkurrenzfähige App-Angebote gibt es derzeit nur für Android – und Apples iOS. Yu betonte aber auch, dass der Umstieg auf HarmonyOS innert zwei Tagen möglich wäre. Man müsse für die Zukunft gerüstet sein.
Medienberichte, laut denen Huawei parallel zum Android-Smartphone Mate 30 mit Android im Herbst auch eine Version mit HarmonyOS, das in China als HongmengOS bekannt ist, auf den Markt bringen will, wurden an der HDC nicht bestätigt.
Den radikalen Schnitt wagt Huawei also, anders als von manchem Branchenbeobachter vorab postuliert, noch nicht. Demensprechend fehlten auf der Folie mit den Einsatzmöglichkeiten von HarmonyOS Smartphones. Richard Yu erwähnte diese aber explizit mündlich und unterstrich, dass HarmonyOS auch für PCs geeignet sei. Es wäre folglich auch eine Alternative zu Windows.
Schneller als Fuchsia
Wie aber soll sich HarmonyOS von Android und iOS abgrenzen? Es ist in erster Linie für Autos, Wearables und Autos gedacht. Die geräteübergreifende Nutzung ist möglich, weil HarmonyOS einen Mikrokernel nutzt. Das tut Googles kommendes Betriebssystem Fuchsia übrigens auch. HongMeng soll laut Richard Yu aber unter anderem deutlich schneller sein.
Huawei will mit HarmonyOS einer Fragmentierung wie bei Googles Android entgegenwirken. Google nutzt für verschiedene Geräte unterschiedliche Betriebssysteme. Die erste Version von Harmony OS soll dabei noch keinen Mikrokernel verwenden, sondern weiterhin einen Linux-Kernel. Dieser soll eine Kompatibilität mit Android-Apps garantieren. In der für 2020 geplanten Version 2.0 soll dann ein Mikrokernel verwendet werden. Auch dann sollen weiterhin Android-Apps sowie weitere Programmiersprachen unterstützt werden. Dies soll dank eines Compilers sichergestellt sein.
Root Access will Huawei aus Sicherheitsgründen nicht erlauben. Ein solcher Zugriff erlaub unter Android tiefe Eingriffe ins Betriebssystem. Nicht zuletzt soll HarmonyOS Open Source werden, also von der Allgemeinheit frei nutzbar. Quelloffenheit hat auch den Vorteil, dass die Software von der Allgemeinheit überprüft werden kann – auch auf vermeintliche Spionagehintertüren, für deren Existenz die USA bisher (zumindest keine publik gewordenen) Beweise geliefert haben.
Seit 2017 in Arbeit
Wie Richard Yu in seiner Keynote sagte, ist HarmonyOS seit 2017 in Entwicklung. Damit haben sich entsprechende Medienberichte der letzten Monate heute bestätigt. Huawei will HongMeng ab Herbst in smarten Bildschirmen wie dem Huawei Vision einsetzen. 2020 soll HongMeng 2.0 dann unter anderem in PCs und Wearables Verwendung finden.
Wie gut die Chancen für HongMeng sind, lässt sich heute kaum abschätzen. Es sei nur daran erinnert, dass etwa Samsung mit seinem eigenen Betriebssystem Tizen keinen grossen Erfolg hatte. Es war unter anderem auch für Smartphones gedacht, kommt aber mittlerweile nur noch auf Fernsehern zum Einsatz. Auch in dieser Gerätekategorie sind die Südkoreaner immerhin Weltmarktführer.
Randnotiz: Richard Yu liess in seiner Präsentation beiläufig durchblicken, dass man mittlerweile die Nummer 1 im Smartphone-Geschäft wäre, wenn es den Konflikt zwischen China und den USA nicht gäbe. Dieser hat manchen Interessenten vom Kauf eines Huawei-Smartphones abgehalten, da nach wie vor nicht klar ist, wie lange die Chinesen noch mit Google zusammenarbeiten dürfen – oder die US-Regierung das Verbot aufheben wird. Dazu gab es am ersten Tag der HDC 2019 nicht einmal eine Andeutung seitens Huawei. An einer Medienkonferenz nach den Auftaktkeynotes sagte Yu dazu nur, es gebe noch nichts Neues.
Update 22 Uhr: Wie US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus erklärte, sei keine Einigung auf ein Handelsabkommen absehbar. Die nächste Verhandlungsrunde der beiden Länder ist für Anfang September in Washington geplant. Trump betonte, bis zu einer etwaigen Einigung werde man keine Geschäft mit Huawei abschliessen.
Galerie: So wird man vorinstallierte Android-Apps los
Viele Android-Handys kommen mit lauter vorinstallierten Apps, zusammen Bloatware genannt. Diese belegen unnötig Speicherplatz und verlangsamen das System.
Bild: iStock
In den Einstellungen unter Apps sieht man, was alles auf dem eigenen Smartphone installiert.
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Die Hersteller bieten einem bei ihren vorinstallieren Apps nun in der Regel drei Optionen.
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Ideal ist natürlich, wenn die App ganz deinstalliert werden kann. Dann belegt sie keinen einzigen Byte an Speicher mehr.
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Häufig lassen sich vorinstallierte Apps aber nur «deaktivieren». Hiermit werden sie vom Homescreen entfernt und laufen auch nicht mehr im Hintergrund, verbleiben allerdings auf dem Speicher des Smartphones oder Tablets.
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Die häufig erscheinende Warnung ist in der Regel nicht bedenklich.
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Deaktivierte Apps erscheinen in der App-Liste in einer eigenen Rubrik, die sich durch ein Dropdown-Menü oben aufrufen lässt.
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Oft gestatten Hersteller aber weder das Löschen noch das Deaktivieren einer App. Manchmal ist die App dann wirklich essentiell für das Funktionieren des Geräts, manchmal ist ein Hersteller aber einfach nur stur und kundenunfreundlich.
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Meistens lassen sich diese Apps dann aber wenigstens vom Homescreen entfernen, indem man das App-Symbol berührt und dann, je nach Android-Hersteller und -Version, an den oberen oder unteren Rand des Bildschirms zieht.
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Möchte man auch Apps löschen, die der Hersteller unbedingt auf dem Gerät erhalten will, kann eine App wie Titanium Backup helfen. Für diese muss das Android-Gerät allerdings gerootet werden – ein riskantes Verfahren, das für nicht sehr erfahrene Nutzer absolut nicht zu empfehlen ist.
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