WWDC iOS 13 legt nicht nur den Datenschutzturbo ein

Von Henning Steier

3.6.2019

Apples kommendes Mobilbetriebssystem setzt einmal mehr auf den Schutz der Nutzerprivatsphäre. Damit bläst der iPhone-Hersteller zum Angriff auf Google und Facebook. 

Apples Softwarechef Craig Federighi hat an der hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC in San Jose iOS 13 vorgestellt. Die neue Version des Mobilbetriebssystems soll Apps doppelt so schnell starten lassen. Zudem soll die Dateigrösse von Updates um bis zu 60 Prozent geschrumpft werden. Zur Erinnerung: Bekanntlich hat Apple noch nie iOS-Geräte mit erweiterbarem Speicher angeboten. Und etwa bei Games sind Aktualisierungen mitunter einige Gigabyte gross.

Seit längerem positioniert sich Apple als datenschutzbewusstes Unternehmen. Die heutige Keynote war da keine Ausnahme: Es wird unter iOS 13 möglich, Ortsangaben mit einer App nur einmal zu teilen. Anschliessend muss sie den Nutzer jedes Mal um die Geodaten bitten. Überdies kann man sich anzeigen lassen, wie oft Apps die Ortsangaben abfragen. 

Mit Sign In with Apple wird Apple Google und Facebook angreifen. Denn das Anmeldeverfahren für Webdienste und Apps wird keine persönlichen Daten an Apple senden. Der iPhone-Hersteller kann sich das leisten, denn im Unterschied zu den erwähnten Konkurrenten verdient er sein Geld nicht mit personalisierter Werbung. Dazu passt, dass Apple es unter iOS 13 ermöglichen wird, Apps, die eine E-Mail-Adresse abfragen, eine automatisch generierte zu senden. Sign in with Apple soll es auch im Browser geben und auf allen anderen Apple-Plattformen.

Abzuwarten bleibt, wie viele Entwickler Sign In with Apple in ihre Apps integrieren werden, denn schliesslich für Werbung für viele Programmierer die wichtigste Einnahmequelle, da viele Nutzer nichts für Apps zahlen möchte, also die Gratis-Version nutzen, die werbefinanziert ist.

Randnotiz: Auch Google und Facebook haben unlängst bekanntgegeben, den Schutz der Nutzerprivatsphäre stärker zu berücksichtigen. Apple dürfte dies aber aus dem erwähnten Grund leichter fallen. 

Apples Softwarechef Craig Federighi bei der Präsentation von iOS 13.
Apples Softwarechef Craig Federighi bei der Präsentation von iOS 13.
PD

Apple Maps verbessert

Auch bei der Vorstellung der Neuerungen für den eigenen Kartendienst betonte Apple, keine Nutzerdaten aufzuzeichnen. Nicht ohne Grund: Apple Maps konnte Google Maps bisher nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen, was auch daran liegt, dass der Suchmaschinist mehrere Jahre Vorsprung hat. Apple hat nach eigenen Angaben nun mehrere Millionen Kilometer mit seinen Kamera-Autos zusätzlich zurückgelegt. So soll die Datenbasis für den Kartendienst massiv verbessert worden sein.

Überprüfen können wird man das zunächst allerdings nur in den USA. Wann andere Regionen in den Genuss der neuen Karten kommen sollen, ist noch nicht bekannt. Look Around, der neue Panoramamodus von Apple Maps, erinnert nicht von ungefähr an Google Street View. 

Memojis verfeinern 

In Apples Nachrichten-App wird man ab iOS 13 über den eigenen Avatar kommunizieren. Passenderweise wurden die Memojis verfeinert: Neues Make-up, Lippenstift, Zähne, Piercings, Ohrringe, Frisuren, Hüte, Brillen – der Anpassungsmöglichkeiten gibt es viele. Neu sind überdies Memoji Stickers, die man digital in Konversationen kleben kann. Wer Memojis nutzen möchte, braucht ein iOS-Gerät mit mindestens einem A9-Chip. Dieser steckt etwa in iPhones ab dem 6s. 

Auch die Fotos-App wird unter iOS 13 aufgebohrt: Neu ist etwa der Porträtmodus mit diversen Effekten, dank man auch die Lichter positionieren kann. Auf Wunsch werden schlechte Fotos und Duplikate aussortiert. Auch an der Übersichtlichkeit hat Apple gearbeitet. So generiert etwa die neue Days-Ansicht eine Sammlung der schönsten Aufnahmen. Wie gut der dahintersteckende Algorithmus ist, wird sich in Tests weisen. 

Dark Mode von iOS 13
Dark Mode von iOS 13
Screenshot: PD

Vorab war bereits durchgesickert, dass iOS einen Dark Mode bekommt. Federighi zeigte auf der Bühne unter anderem die abgedunkelten Versionen von Apple News, Widgets, Kalender, Apple Music und Nachrichten-App. Nicht zu vergessen: Der Dunkelmodus schont eher den Akku als die Augen

Einstellungen für jede Website

Apples Browser Safari bekommt unter iOS 13 anpassbare Einstellungen pro Website. Wie gut Erinnungen-App ist, können erst ausführliche Tests zeigen. Denn sie soll bereits beim Tippen erkennen, wann und wo der Nutzer erinnert werden möchte.

Auch neu sind unter anderem ein besserer Spamfilter, mit dem man Anrufe direkt auf die Combox umleiten kann sowie ein Kalender nur für berufliche Termine.

Apples Sprachassistentin Siri kann neu automatisch Nachrichten vorlesen und über AirPods, die komplett kabellosen Kopfhörer des Unternehmens, ausgeben. Man kann direkt per Sprachnachricht antworten. Voraussetzung ist, dass Nachrichten und andere Apps SiriKit verwenden.

Audio Sharing

Zu den interessanten Neuerungen von iOS 13 gehört auch Audio Sharing. Man kann den Sound an ein anderes Gerät übertragen. Apples Smartspeaker HomePod, der in der Schweiz noch nicht offiziell erhältlich ist, bekommt Hand Off. Musik, Telefonate und Podcasts lassen sich vom iPhone direkt an den Lautsprecher übergeben – und umgekehrt. 

Wie Apple mitteilte, wird das ab Herbst verfügbare iOS 13 auf folgenden Geräten laufen: iPhone XS, iPhone XS Max und iPhone XR, iPhone X, iPhone 8 und iPhone 8 Plus, iPhone 7 und iPhone 7 Plus, iPhone 6S und iPhone 5S Plus, iPhone SE, iPod Touch (siebte Generation).

Kleine Verbesserungen bringt CarPlay, Apples Fahrzeugsoftware, die noch auf ihren Massenmarktdurchbruch warten muss. Siri nimmt künftig weniger Platz auf dem Bildschirm ein. Eine neue Kalenderübersicht zeigt alles Wichtige des Tages an. Ausserdem neu ist der direkte Zugriff auf diverse Dienste, beispielsweise den HomeKit-Garagentoröffner.

HomeKit Secure Video

Auch für seine Smart-Home-Technologie HomeKit hatte Apple Neues im Gepäck: HomeKit Secure Video kontrolliert lokal, also privatsphärenbewusst, auf einem Gerät, etwa einem iPad, ob jemand an einem überwachten Ort ist. Webcamanbieter wie Netatmo, Logitech und Eufy sind als Partner dabei. HomeKit for Routers ist ein neuer Dienst, der es ermöglicht von draussen auf HomeKit zuzugreifen. Unterstützt wird der Service etwa von Linksys-Routern. Apple bietet seit längerem keine mehr an. 

Update 5. Juni: Sign in with Apple wird ab Herbst in allen Apps Pflicht, die bereits einen Drittanbieter-Login-Dienst wie Facebook anbieten. 

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