Sinnvoll oder Schrott Sinnvoll oder Schrott: Welche neuen Smartphone-Features taugen etwas?

dj

11.10.2018

Gesichtserkennung galt mal als nutzloses Gimmick. Jetzt hat es sich durchgesetzt.
Gesichtserkennung galt mal als nutzloses Gimmick. Jetzt hat es sich durchgesetzt.
Getty Images

Auf der Suche nach Innovationen lassen sich Smartphone-Hersteller immer neue Features einfallen. Manches was zunächst als Gimmick erscheint, stellt sich schnell als wirklich praktisch heraus.

Der Smartphone-Wettbewerb war wohl noch nie so intensiv wie heute. Unter allen Augen liefern sich Apple und Samsung den Kampf um die Smartphone-Vorherrschaft. Im Hintergrund lauern derweil immer mehr Herausforderer, vor allem aufstrebende Hersteller aus China.

Wer hier aus der Masse hervorstechen will, braucht etwas, das Aufmerksamkeit erzeugt. Doch neue, ungewöhnliche Features werden oft als Gimmicks belächelt und es wird gefragt, was man damit eigentlich anstellen soll. Doch manches was als vermeintliches Gimmick startete, entwickelte sich bereits zu einer etablierten Smartphone-Funktion. Wir zeigen, welchen Features der Durchbruch gelungen ist und was wohl für immer ein Gimmick bleiben wird.

Doppeltes Display

E-Books oder einfach nur lange Texte auf einem Smartphone zu lesen ist keine erfreuliche Angelegenheit. Das grelle Display ist nicht immer angenehm für die Augen und verbraucht natürlich auch ordentlich Strom.

Das Yotaphone hat darum ein E-ink-Display auf der Rückseite, von der Art wie man sie an E-Readern findet. Dieses kann neben dem Lesen auch zum Anzeigen von weiteren Informationen dienen, etwa der aktuellen Uhrzeit oder von Benachrichtigungen. Problem der ganze Sache ist, dass ein zweites Display ein Smartphone natürlich dicker und schwerer macht. Das geht gegen den Trend zu immer schlankeren Smartphones, weshalb sich dieses durchaus praktische Gimmick nicht auf mehr Geräten findet.

Rotierende Kameras

Wenn Sie zur Generation Z gehören, wird die Smartphone-Kamera auf der Vorderseite wahrscheinlich häufiger genutzt als jene auf der Rückseite. Das alltägliche Selfie ist halt eine Notwendigkeit. Doch bei fast allen Smartphones hat die Kamera auf der Rückseite die bessere Auflösung und auch der Blitz ist hier angebracht. Ein Snapchat-würdiges Selfie im dunklen Club zu schiessen wird so ein Ding der Unmöglichkeit.

Dieses Problem wollte der chinesische Hersteller Oppo beheben und hat seine Smartphone N1 und N3 mit rotierenden Kameras ausgestattet. Je nach Bedarf kann man die Kamera also drehen. Andere Hersteller sind diesem Vorbild aber nicht gefolgt. Da der Trend dazu hingeht, quasi gehäusefüllende Bildschirme zu verbauen, dürfte für einen solchen Mechanismus auch kaum noch Platz sein. Zudem werden Kameras natürlich ständig besser, so dass immer mehr Frontkameras den hohen Selfie-Ansprüchen mancher Nutzer genügen dürften.

Beim N3 konnte sich die Kamera drehen.
Beim N3 konnte sich die Kamera drehen.
Oppo

Berührungsempfindliches Gehäuse

Die Touchscreensteuerung ist heute Standard bei Smartphones. Einen kleinen Nachteil hat sie aber freilich: Hat man seine Finger auf dem Bildschirm, kann man diesen natürlich nicht sehen. Vor allem beim Scrollen durch Webseiten oder Dokumente kann das stören, da man den Finger immer wieder anheben muss, um zu lesen, was eigentlich auf dem Bildschirm steht.

Ebenfalls Oppo glaubte hier eine Lösung gefunden zu haben. Das oben bereits erwähnte N1 hatte nämlich eine berührungsempfindliche Rückseite, mit der sich einige grundlegende Bedienkommandos geben liessen. Seit der Lancierung des N1 in 2013 hat das Konzept keine Nachahmer gefunden, bis auf eine Ausnahme: Das im Juli 2017 in der Schweiz lancierte U11 von HTC hat eine sehr ähnliche Funktion. Hier sind die Seiten druckempfindlich und lassen sich zur Steuerung verwenden.

Die Seiten des HTC U11 waren druckempfindlich.
Die Seiten des HTC U11 waren druckempfindlich.
HTC

Fingerabdrucksensor

Jahrzehntelang waren Fingerabdrucksensoren vor allem in Science Fiction- und Agentenfilmen zu sehen. Oder man wurde mit ihnen bei eher unangenehmen Grenzkontrollen in diversen Ländern der Welt konfrontiert. Als alltagstauglich für heimische Geräte galten sie jedenfalls nicht.

Das änderte sich mit dem iPhone 5s und der Einführung von Apples Touch ID. Das iPhone 5s war zwar nicht das erste Smartphone mit einem Fingerabdrucksensor, aber wohl jenes, das der Technologie auf Smartphones zum Durchbruch verhalft.

Heutzutage sind Fingerabdrucksensoren nicht mehr von Smartphones wegzudenken, quasi jedes hochwertige Gerät hat sie. Anfangs hatten sie noch leichte Macken und Sicherheitsprobleme doch inzwischen bieten sie Komfort bei für Privatnutzern absolut ausreichender Sicherheit.

Mit dem iPhone 5s wurde der Fingerabdrucksensor zum Massenprodukt.
Mit dem iPhone 5s wurde der Fingerabdrucksensor zum Massenprodukt.
Getty Images

Gesichtserkennung

Diese Geschichte scheint sich bei der Gesichtserkennung wiederholen. Zunächst war die Technik eher noch ein Gimmick. Die ersten Systeme in dieser Hinsicht waren oftmals leicht auszutricksen und noch nicht so komfortabel wie ein Fingerabdrucksensor.

Das hat sich aber inzwischen geändert. Mit Face ID auf dem iPhone X wurde die Gesichtserkennung endgültig zum Massenprodukt und auch immer mehr Android-Flaggschiffe wie die Samsung Galaxy-Reihe haben die Gesichtserkennung oder ihre Variante, den Iris-Scanner, an Bord,

Mit die ersten Gesichtserkennungsfunktionen hatten Samsung-Handys.
Mit die ersten Gesichtserkennungsfunktionen hatten Samsung-Handys.
Samsung

Selbstheilendes Gehäuse

Es klingt zu gut um wahr zu sein: Ein zerkratztes Smartphone, das sich selbst repariert. Genau das versprach das LG G Flex und sein Nachfolger G Flex 2. Das Plastikgehäuse war in der Tat in der Lage, zumindest kleinere Kratzer eigenständig zu beheben.

Hochklassige Smartphones setzen allerdings heutzutage meistens auf ein Aluminum- oder Glasgehäuse, bei denen noch keine selbstheilenden Fähigkeiten entdeckt wurden. Deshalb wird der Fokus wohl eher darauf liegen, die Gehäuse so kratzfest wie möglich zu machen statt auf eine wundersame Selbstheilung zu hoffen.

Das LG Flex 2 hatte Selbstheilungskräfte.
Das LG Flex 2 hatte Selbstheilungskräfte.
LG

Eingebauter Beamer

2012 stellte Samsung das erste Galaxy Beam vor. Wie der Name impliziert, hatte das Smartphone ein interessantes Gimmick an Bord: Einen Beamer. Theoretisch klingt das auch sehr praktisch, denn ein Smartphone hat man immer dabei. Wenn man dieses auch nutzen kann, um eine Präsentation zu zeigen oder einen Film zu gucken, perfekt!

Doch in der Praxis ging das Konzept nicht wirklich auf. So war die Auflösung begrenzt und das Bild an der Wand war nur knapp einen Meter breit. Zudem war die Helligkeit stark eingeschränkt, so dass nur in stark abgedunkelten Räumen etwas zu erkennen war. Und schliesslich saugte die Beamerfunktion den bei Smartphones ja schon im Regelbetrieb prekären Akku schnell leer.

Deshalb setzte sich das Galaxy Beam und sein Nachfolger nicht durch. Das Problem von zu schwacher Strahlkraft verbunden mit einem hohen Stromverbrauch dürfte sich in naher Zukunft nicht lösen lassen. Diese Technologie wird wohl erstmal Gimmick bleiben.

Erzeugte ein kleines Bild aber grossen Batterieverbrauch: Das Galaxy Beam.
Erzeugte ein kleines Bild aber grossen Batterieverbrauch: Das Galaxy Beam.
Samsung

Gebogene Bildschirme

Auch hier schritt Samsung voraus, mit dem Note Edge 2014 führte es erstmals ein Bildschirm ein, der sich über Rand biegt. Inzwischen findet sich dieses Design auf allen Flaggschiff-Geräten der Koreaner, aber der praktische Nutzen ist immer noch beschränkt.

Vor allem haben sich noch keine Apps gefunden, die das Potenzial wirklich ausnutzen können. Mehr zur «Edge»-Problematik lesen Sie in diesem Artikel (LINK EINFÜGEN NACH PUBLIKATION).

Zurück zur Startseite