Zurich Film Festival Alle Hauptpreise gehen an Frauen

sda/fts

5.10.2020

Regisseurin Maïwenn erhält einen der unzähligen Preise in Form eines Auges, dem Logo des ZFF.
Regisseurin Maïwenn erhält einen der unzähligen Preise in Form eines Auges, dem Logo des ZFF.
ZFF

Mit der traditionellen Abschlussgala im Opernhaus ist am Samstagabend das 16. Zurich Film Festival zu Ende gegangen. Veranstalter sind trotz weniger Besucher zufrieden. Die Schweiz gewinnt den Publikumspreis.

Das Zurich Film Festival verzeichnete dieses Jahr deutlich weniger Besucherinnen und Besucher. Mit 68'000 Eintritten hat sich die Zuschauerzahl gegenüber dem Vorjahr nahezu halbiert. Das 15. ZFF hatte letztes Jahr 117’000 Besucher angelockt.

Trotzdem gaben sich die Veranstalter sehr zufrieden. «Es zeigt sich, dass das Kino lebt und die Leute Lust haben, wieder gemeinsam etwas zu erleben», sagte der neue Festivaldirektor Christian Jungen. «Wir haben mit einem Drittel der Besucher des letzten Jahres gerechnet. Dieses Ziel haben wir bei Weitem übertroffen.»



«Das 16. ZFF war angesichts der Pandemie ein grosser Erfolg. Das nasskalte Wetter hat sicher zusätzlichen Anreiz gegeben, wieder ins Kino zu gehen, und dank gutem Schutzkonzept ist uns bis jetzt kein Fall einer Ansteckung mit dem Virus bekannt», sagte Jungen.

Das Jahr der Frauen

Das diesjährige ZFF war eine Ausgabe der Frauen. Nicht nur zeigte das Festival mehr Produktionen denn je von Regisseurinnen, auch alle Hauptpreise gingen an Filme von Frauen. «Sin señas particulares» aus Mexiko, «Time» aus den USA sowie «Hochwald» aus Österreich sind mit den mit je 25'000 Franken dotierten Goldenen Augen ausgezeichnet worden.

Der Schweizer Film, der im deutschsprachigen Wettbewerb mit fünf von zwölf Produktionen gut vertreten war, ging leer aus. Immerhin erhielt «Sami, Joe und ich» von Karin Heberlein den Publikumspreis und zudem den Preis der Zürcher Kirchen.

Die mexikanische Filmerin Fernanda Valadez gewann mit ihrem Erstling «Sin señas particulares» den Hauptpreis als bester Spielfilm. Sie erzählt von der verzweifelten Suche einer Mutter nach ihrem totgeglaubten Sohn, der aus Mexiko in die USA geflüchtet ist. Der Film lief im Januar am Sundance Film Festival in den USA, wo er zwei Preise gewann.

«I am Greta»

Ebenfalls ein Sundance-Gewinner ist «Time» von Garrett Bradley. Die Regisseurin beschreibt in ihrem Dokumentarfilm den Kampf einer afroamerikanischen Mutter für die Begnadigung ihres Ehemannes. Als bester deutschsprachiger Film wurde das Schwulendrama «Hochwald» der Österreicherin Evi Romen geehrt.



Auch zwei Nebenpreise gingen an Frauen. Die Schweizer Filmkritik zeichnete die Münchner Regisseurin Hannah Schweier für ihren Dokumentarfilm «80'000 Schnitzel» aus. Und als beste Serie wurde die dänische Produktion «Cry Wolf» der Erfolgsregisseurin Maja Jul Larsen geehrt.

Den Preis der Kinderjury erhielt «The Club of Ugly Children» von Jonathan Elbers und den Kinder-Publikumspreis «Little Crumb« von Diede In’t Veld, beide aus den Niederlanden. Den Science Film Award erhielt Nathan Grossman für «I am Greta», einen Film über die schwedische Klimaaktivistin.

27 Schweizer Filme, doch keiner aus der Romandie

Die Stardichte war coronabedingt in diesem Jahr klein; aus den USA, dessen Kino sonst den grössten Starrummel verursacht, war einzig Johnny Depp angereist. Das ZFF vergab wie jedes Jahr zahlreiche Ehrenpreise: Die französische Schauspielerin Juliette Binoche wurde mit dem Golden Icon Award ausgezeichnet und die französische Filmemacherin Maïwenn erhielt den A Tribute To... Award.

Golden Eye Awards gingen an die britische Schauspielerin Olivia Colman, den deutschen Schauspieler und Regisseur Til Schweiger und die deutsche Schauspielerin Iris Berben. Der Schweizer Altmeister Rolf Lyssy wurde mit dem Career Achievement Award und einer Retrospektive geehrt.

Von den 164 Filmen, die am ZFF zu sehen waren, stammten 27 aus der Schweiz, jedoch keiner aus der Romandie. Herausgeragt sind der Spielfilm «Spagat» von Christian Johannes Koch, die Dokumentarfilme «Not me – A Journey with Not Vital» von Pascal Hofmann und «Hermann Hesse. Brennender Sommer» von Heinz Bütler sowie die SRF-Serie «Frieden» von Michael Schaerer.

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