Andy Schmid: «Hinter einem besessenen Spitzensportler braucht es eine Familie, die das Ganze mitträgt»
23.02.2023
12 Jahre lang rockt Andy Schmid Deutschlands Handball-Liga, bevor er in die Schweiz zurückkehrt, um seine grosse Karriere ausklingen zu lassen. Zu Gast bei «Lässer» spricht der angehende Nati-Coach über vergangene und anstehende Herausforderungen.
Am vergangenen Mittwoch wird bekannt, was in der Handball-Szene bereits länger gemunkelt wird: Andy Schmid wird nach seiner Aktivkarriere im Sommer 2024 Schweizer Nationaltrainer. «Es hat sich in den letzten paar Monaten abgezeichnet. Der Verband kam auf mich zu und fragte, ob es für mich eine Option wäre», verrät Schmid im Gespräch mit Claudia Lässer.
«Ich brauchte etwas Bedenkzeit, habe mit gewissen Vertrauten, Weggefährten oder Ex-Trainern geredet. Dann kam ich zum Entschluss, dass es eine Riesen-Chance ist, wenn du dein eigenes Land als Nationaltrainer repräsentieren kannst», macht Schmid klar.
Die Begeisterung über die neue Aufgabe ist nicht bei allen Familienmitgliedern gleich gross. «Ich habe dem Kleinen gesagt, dass der Papa vorgestellt wird als Nationaltrainer. Und dass das dann in den Medien und im TV kommt. Seine Antwort war: Und jetzt?», schildert der 39-Jährige die Reaktion seiner Söhne. «Ihm ist es eigentlich egal. Der Grosse hat Freude, aber kann das auch nicht richtig abschätzen.»
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Die ungeplante Rückkehr in die Schweiz
Bis zum Debüt an der Seitenlinie der Schweizer Nati bleiben Schmid aber noch rund 16 Monate, um seine ausserordentliche Laufbahn bei Kriens zu beenden – auch wenn das lange gar nicht der Plan ist. «Im Sport ist selten etwas planbar. Die Coronazeit hat sich dann auch etwas eingemischt und hat dann zu dieser Veränderung geführt.»
Schmid will sich nicht mit Geisterspielen vor leeren Zuschauerrängen verabschieden. «Das war ernüchternd. Dann zu sagen, dass das nach 20 Jahren die letzte Saison meiner Karriere war – das hätte ich nicht gekonnt. Deshalb wurde der Wunsch immer grösser, die Karriere dort zu beenden, wo es begonnen hat.»
Auf der anderen Seite ist Schmid aber auch überzeugt: «Auf dem Höhepunkt aufzuhören, vor 10'000 Leuten Tschüss zu sagen und am nächsten Tag nicht mehr aktiver Spieler zu sein – das hätte mich in ein Loch gerissen.»
Die Unterstützung der Familie als Voraussetzung
Und so ist die lange ungeplante Rückkehr in die Schweiz zu Kriens schlussendlich die Wunschlösung. «Mit einem gewissen Risiko. Ich hatte brutal Respekt vor dieser Aufgabe, mit viel Erwartungshaltung wieder in den Schweizer Hallen aufzulaufen», verrät Schmid, der während seiner Zeit in Deutschland zahlreiche Erfolge feiern kann und weiss, bei wem er sich zu bedanken hat.
«Hinter einem besessenen Spitzensportler braucht es eine Familie, die das Ganze mitträgt. Und es braucht auch eine Frau, die das mitträgt», sagt der Luzerner und gibt auch preis, wie er das über so viele Jahre geschafft hat: «Ich bin ein guter Rosen-Käufer. Ich habe ab und zu schon einen Blumenstrauss mehr nach Hause gebracht als andere.»
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