Kolumne am Mittag Der beste Familienvater aller Zeiten

Von Fabian Tschamper

28.5.2021

Christina Applegate, Katey Sagal, Ed O'Neill und David Faustino in «Eine schrecklich nette Familie».
Christina Applegate, Katey Sagal, Ed O'Neill und David Faustino in «Eine schrecklich nette Familie».
Fox

Wenn die zwei grössten Rollen eines Schauspielers die gleichen sind, aber unterschiedlicher nicht sein könnten: Ed O'Neill ist die väterliche Ikone des Fernsehens schlechthin.

Von Fabian Tschamper

28.5.2021

Wen stellst du dir vor, wenn du für eine Sitcom einen Klischee-Amerikaner schreiben solltest? Vorneweg natürlich ist dieser ein Patriot, Macho bis zum Gehtnichtmehr, lebt in einer Vorstadt mit Frau und Kindern, fährt «gute, alte amerikanische Handwerkskunst» in Form eines Dodge oder Ähnlichem und verbringt die meiste Zeit biertrinkend vor dem Fernseher oder beim Bowling.

Nein, meine Gedanken kreisen nicht um Homer Simpson. Aber der lässt sich in dieselbe Schublade stecken.

Ich meine den legendären Al Bundy, in den 1980ern und 1990ern dargestellt von Ed O'Neill. Genau so verhält sich nämlich der zweifache Familienvater in «Eine schrecklich nette Familie» (im Original: «Married ... with Children»). Seine Frau Peggy toleriert er eigentlich nur, seine beiden Kinder Dumm und Dümmer – also Kelly und Bud – sind eine reine Enttäuschung für ihn. Sie leben in ärmlichen Verhältnissen, reissen Witze und hauen Beleidigungen raus, die heute die Mutter aller Shitstorms verursachen würden.

Sofia Vergara und ihr TV-Ehemann Ed O'Neill bei «Modern Family». Die Serie arbeitet mit der vierten Wand, lässt die Schauspieler also direkt in die Kamera sprechen.
Sofia Vergara und ihr TV-Ehemann Ed O'Neill bei «Modern Family». Die Serie arbeitet mit der vierten Wand, lässt die Schauspieler also direkt in die Kamera sprechen.
Getty Images

Und doch zählte die Sitcom damals zu den Quotenrennern. Auch bei uns im deutschsprachigen Raum lief sie mehr als nur gut und oft.

Für die zehn Jahre von 1987 bis 1997 war Ed O'Neill der König der Primetime. Er hat die Hand-in-der-Hose-«Geste» quasi erfunden. Den griesgrämigen Blick perfektioniert.

Trotz der episodischen Zankereien mit der Familie und seinem Narzissmus – obwohl er schlicht Damenschuhverkäufer war – wusste Al Bundy immer, wann ihn seine Familie brauchte, und er war da. Dies als liebevoll zu beschreiben, wäre jetzt übertrieben, aber der Punkt ist: Er war da.

Beim Ende der Serie war auch Ed O'Neill weg vom Fenster. Und das für zwölf lange Jahre. Klar arbeitete er, aber nichts wirklich Nennenswertes kam dabei raus. Ohne jetzt gemein sein zu wollen.

Die Rückkehr des Königs

Es wärmt mir das Herz, dass die TV-Legende von vor der Jahrtausendwende auch nachher nochmals einen Coup landen konnte.



2009 klatschte 20th Century Fox dem Schauspieler nämlich das Skript zu «Modern Family» aufs Pult. Es war eine Hauptrolle, ähnlich wie damals bei «Eine schrecklich nette Familie». Wiederum spielt er einen Familienvater, Patriarchen eigentlich, mit dem winzigen Unterschied, dass er seine Frau Gloria (Sofia Vergara) liebt und steinreich ist. Die Sitcom handelt von eben diesem Patriarchen und seinen beiden Kindern, die auch schon Familien gegründet haben.

Und wie es das Schicksal wollte, war die erste Folge ein voller Erfolg, mehrere wurden gedreht. Und schon ist es 2021 und «Modern Family» ging nach elf Staffeln zu Ende. Elf! Ein unfassbarer und absolut verdienter Erfolg für Ed O'Neill, den besten Familienvater aller Zeiten – nach der Jahrtausendwende jedenfalls.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.