Kolumne am Mittag MacKenzie Scott zeigt ihrem Ex Jeff Bezos, wie man Milliarden verschenkt

Von Dirk Jacquemien

23.3.2021

MacKenzie Scott spendet mehr als jeder andere.
MacKenzie Scott spendet mehr als jeder andere.
Bild: Keystone

Die Corona-Pandemie hat die Tech-Milliardäre noch viel reicher gemacht. Doch die meisten setzen wenig davon für das Gemeinwohl ein. MacKenzie Scott zeigt, wie es anders geht — vor allem ihrem Ex-Mann Jeff Bezos.

Von Dirk Jacquemien

23.3.2021

Der Billionenkonzern Amazon wurde 1994 von Tech-Genie Jeff Bezos in seiner Garage in Seattle gegründet — so lautet die Unternehmenslegende. In Wahrheit fuhr MacKenzie Scott, seit 1993 mit Bezos verheiratet, den Umzugswagen von New York quer durchs Land an die Westküste, führte in den Amazon-Anfangsjahren die Bücher und verhandelte die Lieferverträge.

Dann folgt allerdings eine sehr bekannte Geschichte. Scott kümmerte sich vor allem um die vier gemeinsamen Kinder, während Bezos das weltweite Amazon-Imperium aufbaute. Die Ehe ging 2019 in die Brüche, nachdem eine Affäre Bezos' mit einer Fernsehmoderatorin bekannt wurde, in die irgendwie auch der saudische Kronprinz und mutmassliche Journalistenmörder Mohammed bin Salman involviert war (aber das ist eine andere Geschichte).

Die Scheidung lief danach nach aussen hin friedlich ab, allem Anschein nach haben die beiden ein gutes Verhältnis. Scott bekam 25 Prozent von Bezos' Amazon-Aktienpaket, damals 38 Milliarden Dollar wert. Durch Amazons steigenden Aktienkurs seitdem hat sich der Gegenwert inzwischen knapp verdoppelt. Seit diesem Jahr ist sie mit dem Lehrer Dan Jewett verheiratet und als Autorin tätig.

Scott ist Rekordspenderin

Vor allem aber verschwendet Scott keine Zeit, sich von ihrem Geld zu trennen. Sie unterzeichnete den von Investor Warren Buffet initiierten «Giving Pledge», mit dem sie sich verpflichtete, in ihrer Lebenszeit den Grossteil ihres Vermögens zu spenden. Bill Gates — ein seltenes Beispiel eines Tech-Philanthropen —ist der wohl prominenteste Unterzeichner des Giving Pledge, Jeff Bezos hingegen gehört nicht dazu.

Allein 2020 spendete Scott dann 5,8 Milliarden Dollar an Hunderte verschiedene Organisationen mit teils völlig unterschiedlichen Zielen. Von der akuten Bekämpfung der Corona-Pandemie bis zu LGBTQ-Gruppen war da fast alles dabei. Es war die grösste Summe, die eine Einzelperson innert eines Jahres jemals gespendet hatte.



Im Gegensatz zu vielen anderen Gross-Spendern kommen Scotts Zuwendungen auch meist ohne Bedingungen, wie die «New York Times» berichtete. Oftmals wollen reiche Spender die Verwendung ihrer Mittel mikromanagen, was gemeinnützigen Organisationen unnötige Arbeit verursacht. Scott hingegen vertraut den Empfängern des Geldes.

Bezos hat viel aufzuholen

Bezos ist — nach einem kurzen Intermezzo von Dauerrivale Elon Musk — derzeit mit 180 Milliarden Dollar Vermögen wieder der reichste Mensch der Welt. Seine Spenden sind dagegen hauptsächlich theoretisch. So hat er 10 Milliarden Dollar an den von ihm kontrollierten «Bezos Earth Fund» übertragen, der sich der Bekämpfung des Klimawandels widmen soll. Der Fond hat 2020 allerdings nur 791 Millionen Dollar auch tatsächlich ausgegeben.

In seinem gesamten Leben hat Bezos nur 1,4 Milliarden Dollar gespendet, wie «Bloomberg» vorrechnet, und damit weniger als ein Viertel von dem, was Scott in einem einzigen Jahr lockermachte. Noch 2018 sagte Bezos, dass ihm eigentlich keine bessere Verwendung für sein Vermögen einfalle, als es ins Weltall zu ballern. Damit unterscheidet er sich übrigens kaum vom Tesla-Chef Musk, der wiederholt deutlich gemacht hat, dass er sein Vermögen am liebsten auf dem Mars verbuddeln will, statt etwa gegen Hungersnöte oder Pandemien vorzugehen.

Jeff Bezos hat im Februar angekündigt, gegen Ende Jahr als Amazon-CEO zurückzutreten. Er versprach, sich dann auch mehr um seine philanthropischen Aktivitäten zu kümmern. Wie man es richtig macht, kann er ja dann bei seiner Ex-Frau abgucken.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.