Kolumne am Mittag Prinz Harry, du hast meine Kindheitsträume zerstört

Von Bruno Bötschi

30.3.2021

Es war die Hochzeit des Jahres, als Prinz Harry die US-amerikanische Schauspielerin Meghan Markle – eine Bürgerliche – am 18. Mai 2018 heiratete.
Es war die Hochzeit des Jahres, als Prinz Harry die US-amerikanische Schauspielerin Meghan Markle – eine Bürgerliche – am 18. Mai 2018 heiratete.
Bild: Keystone

Jedes Kind träumt irgendwann einmal vom Prinzen- oder Prinzessinnen-Leben. Und mancher Prinz träumt offenbar umgekehrt davon, die Krone für immer an den Nagel zu hängen. Ausgleichende Gerechtigkeit oder voll unfair, wenn einer wie Harry dann auch zur Tat schreitet – und aussteigt?

Von Bruno Bötschi

30.3.2021

Seit vergangenem Januar hat Prinz Harry einen normalen Job. Also nicht, dass Sie jetzt meinen, liebe Lesende, er wüsche Teller in einem Restaurant oder Ähnliches.

Prinz Henry Charles Albert David, Duke of Sussex, Earl of Dumbarton, Baron Kilkeel, von den meisten Menschen bisher einfach nur Prinz Harry genannt, arbeitet neuerdings als Chief Impact Officer bei der US-Coaching-Firma BetterUp.

Der Prinz, der davor noch nie in der Privatwirtschaft tätig war, steigt also gleich bei seinem ersten Job in die Geschäftsführung eines Unternehmens ein.

Im Büro, so war dieser Tag in den Medien zu lesen, soll Harry jedoch Bescheidenheit wichtig sein. So will er nicht Prinz genannt werden. Das Team soll ihn einfach nur «Harry» nennen.

Jede Dritte will einen Prinzen heiraten

Damit verzichtet der 36-jährige Herr Windsor innert kurzer Zeit bereits auf seinen zweiten royalen Titel.

Harry darf sich ja, weil er mit seiner Frau nach Übersee abgehauen ist und dem Palastleben in London den Rücken gekehrt hat, seit vergangenem Jahr auch nicht mehr «Königliche Hoheit» nennen.

Ich frage mich einfach: Ist sich Harry wirklich dessen bewusst, was er mit seiner neuen Bescheidenheit auslöst in der bürgerlichen Gesellschaft, also unter uns Normalsterblichen?

Momoll, jedes Kind träumt doch irgendwann einmal davon, eine Prinzessin oder einen Prinzen zu heiraten. Oder gar selber Prinzessin oder Prinz zu werden. Seit immer mehr Adelige eine Bürgerliche heiraten, blieb der Traum in letzten Jahren zudem je länger, desto öfter nicht mehr nur Traum.

Und so war es denn auch die Hochzeit des Jahres, als Prinz Harry die US-amerikanische Schauspielerin Meghan Markle – eine Bürgerliche – am 18. Mai 2018 geheiratet hat.

Damals ging für Meghan scheinbar ein Traum in Erfüllung, den viele Frauen schon einmal geträumt haben: Einen Prinzen heiraten, laut einer repräsentativen Umfrage in Deutschland, hat davon jede dritte Frau einmal geträumt.

Harry, ich frage dich deshalb hier und heute nochmals ausdrücklich: Wovon sollen unsere Kinder dereinst träumen, wenn du ihnen jetzt sogar die märchenhaft royalen Träume zerstörst?

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.