Kolumne am Mittag Quentin Tarantino, du willst Buchautor werden?

Von Fabian Tschamper

16.7.2021

Ob Quentin Tarantino seine dichten Geschichten auch ohne Kamera so genau erzählen kann? Bald werden wir es wohl wissen.
Ob Quentin Tarantino seine dichten Geschichten auch ohne Kamera so genau erzählen kann? Bald werden wir es wohl wissen.
Getty Images

Begleitend zu «Once Upon a Time in Hollywood» schrieb Regisseur Quentin Tarantino eine Novelle. Ich habe das Buch gelesen und frage mich, wohin die Reise des Buchautors Tarantino führt.

Von Fabian Tschamper

16.7.2021

Tarantinos jüngstes Werk «Once Upon a Time in Hollywood» hinterliess zumindest bei mir gemischte Gefühle. Ich war stellenweise gelangweilt, frustriert. Andererseits dachte ich in beinahe jeder Szene mit Leonardo DiCaprio, er sei der beste Schauspieler unserer Zeit. Das tarantinoesque Ende darf auch gelobt werden.

Wie es ein Freund von mir ausgedrückt hat: Der Film wäre sehr gut, wäre es kein Tarantino.

Es war das neunte Werk aus der Feder vom Meister himself, noch ein Film und Tarantino will sich nur noch Büchern widmen. «Once Upon a Time in Hollywood» hat er jüngst als Novelle herausgegeben – eine Film-zu-Buch-Adaption.



Natürlich beruht das meiste auf dem Skript für den Hollywood-Film, jedoch finden sich auch mehrere neue Szenen und Figuren, ein paar davon echte Menschen: So hat etwa Steve McQueen einen Gastauftritt. In jeder Zeile spürst du als Leser*in den Enthusiasmus, die Liebe zur Popkultur. Doch damit nicht genug.

Ich wünschte, mehr Regisseure würden zu Autoren.

Tarantino hatte sichtlich viel Spass, seine fiktive Welt auszubauen – eventuell mit Elementen, die im Film keinen Platz hatten.

Der Popkultur-Universalgelehrte trägt teils sehr dick auf mit seinem detaillierten Industrie-Klatsch, du kannst nicht anders als die Sätze verschlingen.

Quentin Tarantinos Insiderwissen lässt vermuten, er könnte auch gute Nichtfiktion schreiben. Was wiederum grosse Hoffnung macht auf seine zweiteiligen Memoiren, die baldig kommen dürften. Er hat Ende letzten Jahres einen Buchdeal abgeschlossen.

Da wird die wahre Geschichte verändert

Das Buch zu lesen, macht allerdings wenig Sinn, solltest du den Film nicht gesehen haben. Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und sein Stuntman Cliff Booth (Brad Pitt) müssen sich dabei wohl oder übel mit ihrem Alter auseinandersetzen und mit dem Fakt, dass sie langsam von der jüngeren Generation ersetzt werden.

Roman Polanski und Sharon Tate geniessen ihren Status als Hollywood-Traumpaar und Charles Manson schart seine «Familie» von verlorenen Frauen um sich. Der Höhepunkt des Films, von Tarantinos Fantasie, ist Rick, der die Manson-Killerhippies mit einem Flammenwerfer abfackelt. Eben, «tarantinoesque».

In Sachen Struktur des Buchs lässt sich sagen: Es hat nicht wirklich eine. Der Film füllt Lücken und es ist definitiv ein begleitendes Werk. Abgesehen davon profitieren die Figuren und das Setting von Tarantinos medien-überschwappendem Charisma.

Sein unendlicher Enthusiasmus für die Popkultur ist ansteckend und aufregend. Ich kann seine Memoiren nicht erwarten.

Regelmässig gibt es werktags um 11:30 Uhr und manchmal auch erst um 12 Uhr bei «blue News» die Kolumne am Mittag – sie dreht sich um bekannte Persönlichkeiten, mitunter auch um unbekannte – und manchmal wird sich auch ein Sternchen finden.