Hellseher?Die «Simpsons» sollen auch das Coronavirus vorausgesagt haben
Von Gil Bieler
24.3.2020
Den «Simpsons» werden wahre Hellseher-Fähigkeiten nachgesagt, die nun auch im Vorfeld der Coronavirus-Pandemie zum Zuge gekommen sein sollen. Sind die Argumente stichfest? Wir machen den Check.
Warum haben uns die «Simpsons» bloss nicht gewarnt? Diese Frage wird in einigen Ecken des Internets derzeit tatsächlich kontrovers diskutiert. Immerhin hat sich die langlebige Zeichentrickserie einen Ruf erworben, gewisse Ereignisse aus der Zukunft vorauszusagen. Und eingefleischte Fans sind sich sicher: Auch vor dem Coronavirus haben uns die gelben Figuren aus Springfield gewarnt.
Andere Prophezeiungen waren recht präzise. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten? Hatten die Simpsons 20 Jahre im Voraus wortwörtlich vorhergesagt (Lisa erwähnt in einer Folge einen «Präsident Trump»). Auch andere Beispiele – etwa dass Magier Roy Horn von einem Tiger attackiert und die Smartwatch erfunden würde – lassen wenig Interpretationsspielraum. Bei der nun grassierenden Pandemie dagegen muss man schon mehr zurechtbiegen.
Die «Osaka-Grippe» ...
Richtig ist: In der Folge «Marge In Chains» (auf Deutsch: «Marge wird verhaftet») von 1993 schwappt tatsächlich eine hochansteckende Grippe aus Asien in die USA über. Jedoch nicht aus China, wo das Coronavirus seinen Ursprung hat, sondern aus Japan.
Die Familie Simpson bestellt sich von dort – wie viele andere Einwohner aus ihrer Heimatstadt Springfield – einen speziellen Entsafter. Weil ein Fabrikarbeiter von üblem Husten geplagt wird, geht mit dem Küchenhelfer auch ein Virus um die Welt. Im Simpsons-Universum heisst die dadurch ausgelöste Krankheit übrigens die «Osaka-Grippe».
Einer der Autoren der besagten Folge, Bill Oakley, hat gar keine Freude daran, wie nun Parallelen konstruiert werden. Vor allem, dass einige Leute damit im Internet gegen Asiaten hetzen, missfällt ihm, wie er dem «Hollywood Reporter» sagte. «Es sollte absurd sein, dass jemand in eine Schachtel hustet und das Virus dort sechs bis acht Wochen überlebt.» Dass nun damit Stimmung gegen Ausländer gemacht werde, sei «ekelhaft».
Seiner Meinung nach erhalten die «Simpsons» übrigens generell zu viel Kredit, was Vorhersagen angeht. «Meistens ist es bloss Zufall, weil die Folgen schon so alt sind und sich die Geschichte wiederholt.» Im Falle der «Osaka-Grippe» hätten sich die Autoren allenfalls von der Hongkong-Grippe 1968 inspirieren lassen.
... und Tom Hanks' Quarantäne
Fans der Serie lassen sich die Suche nach fabelhaften Vorhersagen trotzdem nicht vermiesen. Auch auf die coronavirusbedingte Quarantäne von Tom Hanks wollen sie Hinweise entdeckt haben: Im «Simpsons»-Kinofilm von 2007 hat der Hollywoodstar einen Gastauftritt und verabschiedet sich mit den Worten: «Wenn Sie mich persönlich treffen, bitte lassen Sie mich in Ruhe.» Von diesem Zitat auf eine Ansteckungsgefahr zu schliessen? Sehr weit hergeholt.
Es ist nun einmal so: Mittlerweile gibt es 31 Staffeln und knapp 680 Folgen der «Simpsons» – man findet daher auf so ziemlich alles eine Anspielung.
Etwa auch auf die Ausgangssperre für Senioren, die vorübergehend im Kanton Uri erlassen wurde: In der Folge «Allgemeine Ausgangssperre» («Wild Barts Can't Be Broken») von 1999 sind es jedoch die älteren Bewohner von Springfield, die einen abendlichen Hausarrest durchsetzen – und zwar gegen alle unter 70-Jährigen. Ja, die Alten gehen halt am fleissigsten abstimmen.
Im Kern gibt es also durchaus Parallelen zwischen dem «Simpsons»-Universum und der Coronavirus-Pandemie, aber für die serieneigenen Orakelmassstäbe bleiben diese extrem schwammig. Oder aber – und das wäre eine eher erschreckende Aussicht – die Vorhersagen zu diesem Thema werden erst zu einem späteren Zeitpunkt eintreffen.
Im bereits erwähnten Kinofilm wird etwa die Heimatstadt der gelben Familie unter strenge Quarantäne gestellt. Die US-Regierung stülpt zu diesem Zweck eine riesige Glaskuppel über das gesamte Stadtgebiet. «Seid bereit», heisst es nun in einem Meme, das im Internet die Runde macht: «Die Simpsons lügen nie.»
Venedig, wie man es wohl noch nie gesehen hat: Der Markusplatz zeigt sich menschenleer.
Bild: Dukas
Wo sich sonst Touristenmassen drängen, entdeckt man aktuell nur noch vereinzelt einen Menschen.
Bild: Dukas
In «normalen» Zeiten flanieren jeden Tag viele Touristen über den Markusplatz, so wie auf diesem Bild im Juni 2013.
Bild: Keystone
Venedig erkundet man vor allem auch per Boot – doch auch an den Anlegestellen zeigen sich die Folgen des Corona-Notstands.
Bild: Dukas
In Zeiten ohne Corona drängen sich die Touristen an den Anlegestellen, um eine Fähre oder ein Wassertaxi zu nutzen.
Bild: Keystone
In einem Wasserbus einen Platz zu bekommen, ist derzeit allerdings kein Problem.
Bild: Dukas
Statt von Touristen besetzte Stühle und Menschen, die ihren Kaffee mit Blick auf den Dogenpalast in der Sonne geniessen, sieht man nur Leere.
Bild: Dukas
Normalerweise wimmelt es vor dem Dogenpalast nur so vor Touristen.
Bild: Keystonne
Wenn ein Restaurant noch die Türe öffnet, muss es nach Gästen Ausschau halten. Die Tische bleiben leer.
Bild: Dukas
Selbst zu Hochwasserzeiten, wie im November 2018, finden sich noch mehr Menschen auf dem Markusplatz ein, als es aktuell der Fall ist.
Bild: Keystone
In den Restaurants am Markusplatz einen freien Tisch zu finden, wird normalerweise zum Problem.
Ein Blick auf den Markusplatz: Touristenmassen, die Sehenswürdigkeiten verdecken, gibt es derzeit nicht.
Bild: Dukas
Vor allem anlässlich des Karnevals in Venedig strömen die Menschen in normalen Zeiten auf den Markusplatz. Doch auch der Karneval wurde aufgrund des Coronavirus abgesagt.
Bild: Keystone
Auch in den Einkaufsstrassen und Geschäften von Venedig herrscht Leere.
Bild: Dukas
In die Gänge der Alten Prokuratien verirren sich nur noch selten Touristen.
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