Kurt Aeschbacher Kurt Aeschbacher: «Ein Leben ohne Peinlichkeiten fände ich fad»

Nathalie Röllin

24.12.2018

Ende Jahr nimmt Kurt Aeschbacher den Hut beim SRF. Im «Bluewin»-Interview schaut er auf seine Karriere zurück und sagt auch, was er nicht vermissen wird.

40 Jahre lang war er beim SRF tätig, doch jetzt ist Schluss: Am Sonntag, 30. Dezember, führt Kurt Aeschbacher, 70, zum letzten Mal durch seinen Talk. «Bluewin» erzählt er von den Höhe- und Tiefpunkten seiner Karriere, aber auch, wie es für ihn nun weitergeht.

Nach 40 Jahren verabschieden Sie sich nun vom TV – was ist das für ein Gefühl?

Es begleitet mich in diesen Tagen das berühmte lachende und weinende Auge. Ich werde es vermissen, mit einem wunderbaren und hochmotivierten Team Woche für Woche an neuen, spannenden Gästen «herumzuhirnen». Mir werden die Gespräche mit Menschen fehlen, von denen ich so viel für mein eigenes Leben gelernt habe. Aber ich hoffe, die Freiheit geniessen zu können und – vom Korsett wöchentlicher Sendungen befreit – meinen Lebensrhythmus nicht einzig den äusseren Gegebenheiten unterordnen zu müssen.

Kurt Aeschbacher plaudert in seiner letzten Sendung unter anderem mit der ehemaligen Joiz-Moderatorin Tama Vakeesan.
Kurt Aeschbacher plaudert in seiner letzten Sendung unter anderem mit der ehemaligen Joiz-Moderatorin Tama Vakeesan.
SRF/Oscar Alessio

An was werden Sie sich in Ihrer Karriere gern zurückerinnern?

An all die inspirierenden Gespräche, die ich mit «ganz gewöhnlichen» Menschen führen durfte und die Tatsache, dass ich ihnen dank des Fernsehens eine Bühne geben konnte. Aber spannende Begegnungen gibt es ja nicht nur am Bildschirm, sondern auch im Alltag.

Was werden Sie nicht vermissen?

Die ständige Angst, meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden und ständig, unabhängig vom persönlichen Wohlbefinden, bei Rotlicht der Kameras liefern zu müssen.

Gibt es eine Sendung, an die Sie heute noch oft zurückdenken?

Bei etwa 2'000 Sendungen, an denen ich in den letzten 38 Jahren beteiligt war, ist es unmöglich, eine einzelne herauszupicken. Sicher unvergesslich war aber die Mammut-Liveübertragung mit dem Circus Knie, die über 24 Stunden dauerte. Oder die Zwölfstunden-Reportage aus dem Basler Theater, bei der das Ballet Schwanensee parallel auf den beiden Schweizer Kanälen vor und hinter den Kulissen übertragen wurde.

Gab es auch mal einen Moment, in dem Sie alles hinschmeissen und auf eine paradiesische Insel auswandern wollten?

Nein, nie.

Wenn Sie in der Zeit zurückreisen könnten, würden Sie etwas anders machen?

Ich versuchte immer – wie sicher fast alle Menschen – in meinem Leben die richtigen Entscheidungen zu treffen. Im Nachhinein hat sich einiges als falsch erwiesen. Aber es bringt gar nichts, mit dem Wissen der Zukunft die Vergangenheit korrigieren zu wollen.

Wenn Sie wählen müssten, was war der schönste Moment Ihrer TV-Karriere?

Ich habe Mühe mit diesen Fragen nach dem Schönsten, Besten, Unvergesslichsten. Das Leben ist eine Art von Perlenkette mit vielen unvergesslichen Momenten. Würde man einen einzigen davon herausstreichen, hiesse das, ein Schmuckstück namens Erfahrungen zu zerstören.

Was war vielleicht der Tiefpunkt, wenn man das so nennen darf ...?

Ui, wie viel Platz haben wir, um all meine Blackouts, meine Fehlleistungen und Verirrungen aufzuzählen? Es sind «dero» vieler, kann ich bloss sagen.

Haben Sie während Ihrer Laufbahn auch etwas gemacht, dass Ihnen heute peinlich ist?

Man muss immer wieder den Mut haben, Dinge zu wagen, die sich im Nachhinein als peinlich erweisen. Nur so kann man im Gestrüpp aller Entgleisungen seinen Weg finden. Ein Leben ohne Peinlichkeiten fände ich fad.

Zum Abschied schaut der «Boss» persönlich vorbei: Fernsehdirektor Ruedi Matter (l.) im Gespräch mit Kurt Aeschbacher.
Zum Abschied schaut der «Boss» persönlich vorbei: Fernsehdirektor Ruedi Matter (l.) im Gespräch mit Kurt Aeschbacher.
SRF/Oscar Alessio

Sie haben gerade Ihren 70. Geburtstag gefeiert – was machen Sie, um sich fit zu halten?

Denken, Zuhören, Lesen ist das beste Fitness-Training, wenn es um den Kopf geht. Mich hingegen an irgendwelchen Maschinen abzumühen, bringt mir auch nach stundenlangem Einsatz keinen Adonis-Körper mehr. Gegen die Konsequenzen des Faulenzens sorgt ein strenger Fitnesstrainer, der mir den inneren Schweinehund austreibt.

Wie geht es nun weiter? Haben Sie schon Pläne?

Ja, ich geniesse über die Festtage zwei Wochen Ferien auf Bali.

Gibt es auch in der Schweiz einen Ort, an den Sie sich gerne zurückziehen?

Unser Chalet im Sertig (im Kanton Graubünden, Anm. d. Red.) oben am Waldrand, eingerahmt von zwei Bächen, weit ab von allem.

Am Sonntag, 30. Dezember, läuft auf SRF 1, 21.40 Uhr, das letzte Mal «Aeschbacher». Gestern Sonntag, 23. Dezember, zeigte SRF 1 zudem «Reporter: Unser Aeschbi». Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendungen bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

Das wurde aus den Talkshow-Stars der 90er
Zurück zur Startseite