Scharfseher Souveräner «Aeschbi» zeigt keine Torschlusspanik

Lukas Rüttimann

15.10.2018

Lange wird man Kurt Aeschbacher nicht mehr auf SRF sehen können. Sein Talk zum Thema «Unglaublich!» zeigte einmal mehr, warum das schade ist.

Für so manchen ist er das Sinnbild des überalterten – um nicht zu sagen: überteuerten – TV-Betriebs im Leutschenbach: Kurt Aeschbacher (69), der grosse alte Mann der Schweizer Unterhaltung, geht auf Ende Jahr mit seiner nach ihm benannten Talkshow in Rente.

Nicht ganz überraschend, nicht ganz freiwillig, man weiss es. Mitgeteilt wurde es ihm wie anderen von der SRF-Führung abgesägten Kolleginnen und Kollegen am Telefon. Ein Vorgehen, das Kritik nach sich gezogen hat. Denn auf diese Weise, so der Tenor, sollte man beim Schweizer Fernsehen nicht mit seinen verdienten Stars umgehen.

Motiviert wie eh und je

Wer nun aber dachte, Kurt Aeschbacher würde nach diesem Tiefschlag seine Linie verlassen, verkennt die Klasse des Altmeisters. Würde und Stil haben ihn schliesslich schon immer ausgezeichnet. So überrascht es nicht, dass der Talker seine Show bislang genauso professionell und motiviert wie immer durchgezogen hat – und auch vor Mikrofonen bislang darauf verzichtete, zum Rundumschlag auszuholen. Im Gegenteil: Er wolle bis Ende Jahr noch einmal «sein Bestes geben», liess er sich zitieren. Und dass das keine leere Phrase ist, stellte er in «Unglaublich!» prompt unter Beweis.

Kurt Aeschbacher: Die Bilder

«Aeschbi» strahlte gestern denn auch freundlich wie eh und je in die Kamera, als er sein Publikum begrüsste. In den folgenden 60 Minuten zeigte der Berner zudem, warum sich seine etwas antiquiert wirkende Show trotz YouTube, Social Media und Trash-TV so lange halten konnte: Der Berner plauderte mit «Tomatenflüstererin» Florianne Koechlin genau so gekonnt wie mit Weltenbummler Gunther Holtorf oder Sterbebegleiterin Regula Bruder. Peinliche Fragen gibt es bei ihm nicht, falsche Antworten auch nicht, sein Interesse am Gegenüber wirkt stets ehrlich, die Selbstdarstellung hält sich in Grenzen.

Dankbare Jungstars

Klar: Dass «Aeschbacher» Entschleunigungs-Fernsehen für ein eher älteres Publikum bietet, ist unbestritten. Doch am späten Sonntagabend passt das definitiv besser ins SRF-Programm als etwa das hektische neue «Arena Reporter»-Format. Zudem scheint der Moderator seinen Kritikern kurz vor Torschluss beweisen zu wollen, dass er durchaus auch mit Jungen kann: Den Berner Chartstürmern Lo & Leduc etwa entlockte er zwar kaum Neuigkeiten, doch das Gespräch mit den eloquenten Jungstars wirkte harmonisch und smart.

Jüngere Talente würden zwar meist besser aussehen als er, hat Aeschbacher kürzlich in einer Talkshow schmunzelnd bemerkt. Er hoffe aber, dass das Hirn beim Schweizer Fernsehen auch weiterhin eine Rolle spielen dürfe. Zumindest bis Ende Jahr muss man sich darum jedenfalls keine Sorgen machen.

«Aeschbacher: Unglaublich!» lief am Sonntag, 14. Oktober, um 22.10 Uhr auf SRF 1. Mit Swisscom TV Replay können Sie die Sendung bis zu sieben Tage nach der Ausstrahlung anschauen.

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