Seinen Namen kennen nur wenige Fernsehzuschauer. Dabei ist sein «Baby» Kult: 1969 erfand Gunther Witte den «Tatort». Jetzt ist er verstorben.
Die grösste Erfindung von Gunther Witte ist mittlerweile eine Institution - nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz und in Österreich. Für viele wäre der Sonntagabend ohne «Tatort» kaum denkbar. Nun ist der frühere WDR-Fernsehspielchef, der das deutsche Fernsehen veränderte wie kaum ein anderer, tot. Witte starb überraschend bereits am Donnerstag, 16. August, im Alter von 82 Jahren in Berlin, wie der WDR am Montag, 20. August, mitteilte.
Witte bekam 1969 als einfacher WDR-Redakteur den Auftrag, eine Krimiserie zu entwickeln - bei einem Spaziergang mit seinem Chef im Kölner Stadtwald. Obwohl Witte gar nicht als Krimiexperte galt, ahnte er schon, dass da etwas auf ihn zukommen könnte. «Damals war das ZDF ja noch ganz frisch und hat auf dem Gebiet der Unterhaltung unheimlich viel gemacht», berichtete er. «Da mussten wir was dagegenhalten.»
Schnellschuss wird zum Riesenhit
Aus einem eher hastig entwickelten Konzept wurde dann ein deutsches Kulturgut und ein Quotengarant: der «Tatort». Im vergangenen Jahr schafften die Münsteraner Ermittler Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) satte 14,6 Millionen Zuschauer - die höchste Zuschauerzahl seit 25 Jahren für einen «Tatort». Das Regionalprinzip der Reihe hat sich Witte ausgedacht: Die ARD-Sender schicken ihre eigenen Ermittler in den eigenen Städten im Sendegebiet los. Vor dem Start der «Tatort»-Ära war er allerdings auch nicht ganz sicher, ob das funktionieren kann. «Ich wusste ja, dass es nirgendwo auf der Welt eine Krimireihe mit zehn verschiedenen Kommissaren gab», gab er später zu. «Ich hatte ganz schön Muffensausen.»
Weitere Eckpfeiler waren, dass der Kommissar im Mittelpunkt steht und in jeder Folge auch ein gesellschaftspolitisch relevantes Thema behandelt werden soll. 1970 ging mit «Taxi nach Leipzig» der erste «Tatort» auf Sendung.
Im verdanken wir auch die «Lindenstrasse»
«Mit seiner einzigartigen Erfindung der 'Tatort'-Reihe hat er den WDR und das deutsche Fernsehen so nachhaltig geprägt wie kaum ein anderer», erklärte WDR-Intendant Tom Buhrow. Sonntag, 20.15 Uhr, sei nach wie vor «Tatort»-Zeit. «Das, was er geschaffen hat, bleibt und wird unsere Zuschauer weiterhin bereichern», sagte Buhrow.
Von 1979 bis 1998 war Witte Leiter der Abteilung Fernsehspiel beim WDR. Auch an anderen bekannten Produktionen war er beteiligt, unter anderem an Volker Schlöndorffs «Die verlorene Ehre der Katharina Blum». In seine Zeit als Fernsehspielchef fiel auch der Start der «Lindenstrasse». 2001 erhielt Witte er den Grimme-Preis.
Man tritt Gunther Witte allerdings nicht zu nahe, wenn man sagt, dass von seinem Schaffen vor allem der «Tatort» in Erinnerung bleiben wird. Er hatte wie viele andere Fans der Reihe übrigens auch einen Lieblingsermittler: Schimanski (unvergesslich gespielt von Götz George). Noch im Ruhestand ärgerte ihn allerdings, dass er Regisseur Rainer Werner Fassbinder einst einen «Tatort» verweigert hatte: «Im Nachhinein muss ich wirklich sagen: Das war ein Fehler, und das tut mir leid.»
Auf diese «Tatort»-Highlights können wir uns freuen
Auf diese «Tatort»-Highlights können wir uns freuen
Psssst, verraten Sie's nicht weiter! Aber der Weihnachtsmann bringt dieses Jahr keine Geschenke. Zumindest nicht beim «Tatort». Spannend verspricht nicht nur die Münchner Grusel-Episode «Wir kriegen euch alle» (Bild) zu werden. Wir blicken voraus auf die Highlights, die Abschiede und die Premieren der Sonntagskrimisaison 2018/19.
Bild: BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden
Der logistisch aufwendigste «Tatort» 2018 läuft gleich zum Auftakt am 5. August - und er kommt aus Luzern: Der Schweizer Star-Regisseur Dani Levy (Mitte, mit Delia Mayer und Stefan Gubser) drehte im Juli 2017 «Die Musik stirbt zuletzt» in einer einzigen Kameraeinstellung. Ein «Echtzeit»-Krimi am Sonntagabend - das gab es noch nie.
Bild: SRF / Daniel Winkler
Am 26. August werden die Zuschauer in Weimarer Humorschräglage erwartet. In «Die Robuste Roswita», dem siebten Fall für die Kommissare Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen), geht es um den Abstieg einer Klosskönigin zur Klokönigin. Noch Fragen?
Bild: MDR/Wiedemann&Berg/Anke Neugebauer
Neue «Tatort»-Saison, neue Gesichter. Zum Beispiel ihres: Almila Bagriacik feiert in «Borowski und das Haus der Geister» (2. September) ihr Debüt an der Seite von Axel Milberg. Die 28-Jährige spielt die Fallanalystin Mila Sahin und folgt in Kiel auf Sibel Kekilli, die als Kommissarin Sarah Brandt ausgeschieden ist.
Bild: NDR / Christine Schroeder
Zwei skurrile Todesfälle halten die Berliner Kommissare Karow (Mark Waschke, links) und Rubin (Meret Becker, rechts) voraussichtlich noch im Spätsommer auf Trab. Regie bei «Tiere der Grossstadt» führte Roland Suso Richter («Mogadischu»), die Episodenhauptrolle hat Stefanie Stappenbeck («Ein starkes Team»).
Bild: RBB / Degeto / Conny Klein
Einen Krimi aus der «Grauzone zwischen subjektivem Erinnern und objektiver Wahrheit» verspricht der kunstsinnige Hessische Rundfunk für Oktober. Kommissarin Janneke (Margarita Broich) wird in «Nachtblind» bewusstlos geschlagen und muss ihr erloschenes Gedächtnis mithilfe von Fotos rekonstruieren. Wird spannend! Aber eher im intellektuellen Sinn.
Bild: HR/Degeto/Bettina Müller
Ein Mann verstrickt sich in Widersprüche und wird so zum Verdächtigen einer Mordermittlung. Das Besondere der Stuttgarter Episode «Der Mann, der lügt» mit Lannert und Bootz (Felix Klare, rechts): Regisseur Martin Enlen (Mitte) erzählt das Ganze aus der Sicht des Tatverdächtigen, gespielt vom Österreicher Manuel Rubey (links). Ausstrahlung ist am 4. November.
Bild: SWR / Alexander Kluge
Ein Überwachungsprogramm wird Zeuge, wie ein Mädchen verschwindet. Künstliche Intelligenz ist das Thema der Münchner «Tatort»-Episode «KI». Mit der Ausstrahlung im Herbst feiert der BR zugleich den 60. Geburtstag von Udo Wachtveitl (links, mit Ferdinand Hofer, Mitte, und Miroslav Nemec). Im Winter steht in München ein weiteres Jubiläum an ...
Bild: Bavaria Fiction GmbH/BR/Björn Grünler
Am Jahresende wird der 80. gemeinsame Fall der ergrauten Kripo-Wölfe Batic und Leitmayr ausgestrahlt. «Wir kriegen euch alle», titelt er vollmundig. Kurios: Wieder geht es um Überwachungstechnik. Genauer: um die Smartpuppe eines Mädchens, dessen Eltern ermordet werden.
Bild: BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden
Abschiedsrunde in der Hansestadt: Die Bremer Kommissare Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) ermitteln im Herbst in einer aussergewöhnlich grausamen Gewalttat. «Blut» ist ihr vorletzter Fall. 2019 nehmen die beiden ihren Hut. Radio Bremen verspricht ein «furioses Finale».
Bild: Radio Bremen / Stephan Pick
Der Hamburger Herbst wird ungemütlich. Die Bundespolizisten Falke (Wotan Wilke Möhring, links) und Grosz (Franziska Weisz) haben es in «Treibjagd» mit aufgebrachten Bürgern zu tun, die beim Kampf gegen eine Einbruchsserie offenbar bis zum Äussersten gehen. Auch wieder dabei: Levin Liam als Falkes Sohn Torben.
Bild: NDR/Sandra Höver
Improvisiertes Laienschauspiel im Mundart-Idiom («Babbeldasch», «Waldlust») haben sie in Ludwigshafen erst mal zu den Akten gelegt. «Vom Himmel hoch», der nächste Fall für die Ermittlerinnen Odenthal (Ulrike Folkerts, links) und Stern (Lisa Bitter), ist ein Polit-Thriller rund um die US Air Base in Ramstein. Ausstrahlung ist im Winter.
Bild: SWR / Sabine Hackenberg
Der Heisssporn Daniel Kossik hat das Weite gesucht. Sein Nachfolger ist einer, den man schon kennt: Jan Pawlak (Rick Okon, rechts) wurde in der letzten Dortmunder Episode als verdeckter Ermittler eingeführt. Ab der kommenden Folge «Zorn» gehört er fest zum Kripo-Team des «Tatort»-Rüpels Peter Faber (Jörg Hartmann). Ausstrahlung: Ende des Jahres.
Bild: WDR / Thomas Kost
Der nette Herr Stellbrink packt die Sachen: Nach nur acht Einsätzen hat Devid Striesow keine Lust mehr auf den «Tatort»-Kommissar von der Saar. Sein Abschiedsfall heisst «Der Pakt», er wird voraussichtlich am 27. Januar 2019 gesendet. Einen Nachfolger hat der Saarländische Rundfunk noch nicht bekanntgegeben.
Bild: SR / Manuela Meyer
Kommen und Gehen an der Elbe: In Dresden feiert im Frühjahr Cornelia Gröschel (Bild) als Kommissarin Marie Hennrichs ihr Debüt. Episodentitel: «Das Nest». Die 30-Jährige («Honigfrauen») folgt auf Alwara Höfels, die aufgrund von kreativen Differenzen die Rolle der Henni Sieland aufgegeben hat.
Bild: Clemens Bilan/Getty Images
Neuer Schauplatz im fünften Fall «Ein Tag wie jeder andere» für die Franken-Kommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs, Mitte) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel): In Bayreuth wird jede volle Stunde ein Mensch erschossen. Einen «extrem rasanten und emotional packenden Film» verspricht der BR. Die Ausstrahlung ist für 2019 vorgesehen.
Ein neuer Partner an der Seite der Schwarzwald-Kommissarin Franziska Tobler (Eva Löbau)? In der Folge «Damian» (noch ohne Sendetermin) unterstützt Carlo Ljubek die Ermittlungen. Toblers angestammter Partner Friedemann Berg steht nicht zur Verfügung. Der Schauspieler Hans-Jochen Wagner verpasste die Dreharbeiten krankheitsbedingt.
Bild: SWR / Benoit Linder
«Murot und das Murmeltier» wird wohl wieder ein Erlebnis der exzentrischen Art. Der «Täglich grüsst das Murmeltier» zitierende Titel deutet es an: Der Ermittler (Ulrich Tukur) durchlebt denselben tödlich endenden Einsatz immer wieder aufs Neue ... Das genaue Sendedatum ist noch offen.
Bild: HR
Strafversetzung für Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler, links). So kommt es, dass Göttingen «Tatort»-Stadt wird. Neu an ihrer Seite: Anaïs Schmitz. Gespielt wird sie von Florence Kasumba, 1976 in Uganda geboren, in Essen aufgewachsen und zuletzt in Hollywood aktiv («Black Panther»). Einen Sendetermin für «Born to Die» gibt es noch nicht.
Bild: NDR / Christine Schroeder
Auch noch ohne Sendetermin, allerdings verspricht der Plot des neues Falls aus Köln Dramatisches: Ein homosexueller Streifenbeamter wird in «Ausser Kontrolle» zu Tode geprügelt. Die Ermittler Freddy Schenk (Dietmar Bär, links) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) machen sich mit ihren Nachforschungen in den eigenen Reihen unbeliebt.
Bild: WDR/Markus Tedeskino
Die Quotenkönige Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan-Josef Liefers, hinten) haben für 2018 nur einen «Tatort» fertiggestellt - der lief bereits im Mai. Nach der Babypause von Co-Kommissarin Friederike Kempter gibt es 2019 zum Ausgleich drei neue Episoden. Die erste heisst «Spieglein, Spieglein» und hat laut Axel Prahl einen «alten Bekannten» zu bieten.
Bild: WDR / Wolfgang Ennenbach
Ausgerechnet der namhafteste Star der «Tatort»-Landschaft macht sich rar. Nach dem gefloppten Kino-Ausflug «Tschiller - Off Duty» ist eine weniger actionlastige Neuausrichtung des Kawumm-Krimis mit Til Schweiger geplant. Gedreht wird laut NDR allerdings frühestens im März 2019.
Bild: NDR / Gordon Timpen
Auch sie wird man in der Spielzeit 2018/19 wohl nicht zu Gesicht bekommen: Im Fall von Heike Makatsch, die zuletzt im April 2018 als Kommissarin Ellen Berlinger in Mainz ermittelte, gibt es lediglich lose Absichtsbekundungen seitens des Senders und der Schauspielerin.
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Seine Angehörigen hätten dem Demokraten bei einem Familientreffen in Camp David, dem Landsitz des US-Präsidenten nahe Washington, ihre «uneingeschränkte Unterstützung» angeboten. So die «New York Times» und der Sender CNN.
Zweifel an Bidens Eignung für eine zweite Amtszeit wegen seines hohen Alters gibt es seit Langem. Sollte er die Wahl im November gewinnen, wäre er bei Vereidigung im neuen Jahr 82 Jahre alt.
Das TV-Duell war kein einmaliger Ausrutscher – Biden verspricht sich bei Auftritten generell regelmässig, auch sein steifer Gang sorgt immer wieder für Gesprächsstoff.
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