3 Cents für 2 Episoden Darum streiken die Erfinder deiner Lieblingsserie

Von Fabian Tschamper

8.5.2023

Die kreativen Köpfe hinter deinen Lieblingsserien streiken, weil sie unterirdisch mies für ihre Arbeit bezahlt werden. Seit dem Wandel zum Streaming kämpfen Autor*innen ums Überleben. Warum?

Von Fabian Tschamper

8.5.2023

Die Autor*innen Hollywoods sind momentan im Streik. Das könnte für das normale TV-Publikum verwirrend sein, ist die Explosion der Streaming-Plattformen – und knapp 600 geschriebenen Serien im Jahr 2022 – doch kaum zu ignorieren.

Und sowieso: Haben die Schreiberlinge von «Succession» oder «Stranger Things» nicht unglaublich faszinierende und kreative Jobs? Worüber beschweren die sich überhaupt?

Stellt sich heraus: über so einiges. Was von aussen wie ein Traumjob aussieht, ist für die involvierten Individuen ein ganz normaler Job – und ein unsicherer noch dazu. Es wird mit den Jahren zudem immer schwieriger, sich seinen Unterhalt als Autor*in zu verdienen – sogar für die Menschen, die Arbeit gefunden haben.

Worüber streiten sie denn genau?

Der generelle Gedanke zu diesem Job könnte sein: Hollywood-Autor*innen verdienen doch eh mega viel.

Jein. Wie in vielen kreativen Bereichen gibt es wenige Leute, die richtig gut bezahlt werden. Aber das Level der Lukrativität gleicht einer Lotterie. Wenn wir den Vergleich zum Schauspiel ziehen, gibt es neben jedem Tom Cruise und Tom Holland noch unzählige andere Toms, die erfolgreich sind und Arbeit bekommen. Und dennoch jeden Monat darum kämpfen, um alle Rechnungen bezahlen zu können.

Auch jemand wie Sydney Sweeney, die seit der Serie «Euphoria» wohl fast schon weltberühmt ist, muss praktisch jeden Werbedeal eingehen. Wie sie im Interview mit «WMagazine» erzählt, könne sie auch heute nicht vom Schauspiel leben: «Ich mache für Armani und Miu Miu Werbung, weil ich muss. Ich bezahle meine Publizistin jeden Monat, das kostet mehr als meine Hypothek», und führt aus: «Ich bin erschöpft und denke oft, ich sollte mir eine sechsmonatige Auszeit gönnen. Das Einkommen, um mich da über Wasser zu halten, habe ich aber schlicht nicht.»

Item, die Autor*innen. Das Problem liegt dabei unter anderem bei den sogenannten residuals – den Wiederholungsgagen –, die für Schreiberlinge viel weniger hoch ausfallen, als für Schauspieler, Regisseure, etc.

Eine Wiederholungsgage fällt an, wenn ein Medium erneut verwertet wird – im TV etwa mit weiteren Ausstrahlungen oder frischer Vermarktung.

Wenn also eine TV-Serie bei ProSieben oder auf Comedy Central ausgestrahlt wurde, bedeutete dies jahrelange Gehaltsschecks. Diese Berufssicherheit hat sich mittlerweile aufgelöst – wegen Streamingdiensten.

Was macht Streaming bei der Bezahlung anders?

Nun, Streamingdienste bezahlen einmal einen fixen Betrag. Diese residuals sind nicht an Zuschauerzahlen gebunden. Es kommt ebenfalls kein weiterer Gehaltsscheck, sollte die Serie die Streaming-Plattform wechseln.

Als Beispiel: Autorin Valentina Garza zeigte kürzlich ein Foto eines solchen Schecks auf Twitter. Sie schrieb zwei Episoden der Serie «Jane The Virgin» (Netflix) und bekam dafür einen beziehungsweise zwei Cents. Kein Witz.

Darum will die Writers Guild of America (WGA) sicherstellen, dass ihr Lohn mehr demjenigen entspricht, den ihre Kolleg*innen beim klassischen TV erhalten.

Ein weiteres Problem, das wohl noch in fernerer Zukunft liegt – gut, eventuell nicht ganz so fern –, ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz in dieser Branche. Grosse Firmen wollen natürlich die Löhne ihrer Angestellten reduzieren – oder sie ganz eliminieren.

Selbst in einer Welt, in der TV-Serien und Filme von einer AI geschrieben werden: Dazu muss dem Computer erst einmal etwas gefüttert werden. Etwa Hunderte Skripts von echten Menschen, die dafür höchstwahrscheinlich nur schlecht bezahlt wurden.


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